2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Talentförderung steht im Breisgau im Vordergrund: Trainer Christian Preußer trifft mit dem SC Freiburg II am Samstag auf den TSV Steinbach Haiger.	Foto: dpa
Talentförderung steht im Breisgau im Vordergrund: Trainer Christian Preußer trifft mit dem SC Freiburg II am Samstag auf den TSV Steinbach Haiger. Foto: dpa

"Gegen den TSV waren es immer enge Spiele"

Regionalliga Südwest: +++ Christian Preußer, Trainer des SC Freiburg II, über das Jugend-Konzept und Gegner Steinbach +++

Wetzlar. Die Situation der Reserveteams in der Fußball-Regionalliga Südwest ist keine einfache. Bei manchem als „Abstellgleis“ für gescheiterte Bundesliga-Profis verschrieen, gilt anderen das Niveau der vierten Spielklasse als zu niedrig, als das es ein junger Spieler von dort wirklich in die Beletage schaffen könnte.

Wie so oft ist der SC Freiburg ein Gegenbeispiel für den schlechten Ruf der zweiten Mannschaften. Die Breisgauer verfolgen eine klare Linie, die Erfolg hat. Wie diese aussieht, wie die Zusammenarbeit mit dem Bundesliga-Team verläuft und welche sportlichen Ziele der aktuelle Tabellenzwölfte verfolgt, erläutert SCF-U 23-Trainer Christian Preußer vor dem Duell beim TSV Steinbach Haiger an diesem Samstag (14 Uhr) im Interview.

Herr Preußer, zunächst aus aktuellem Anlass: Wie geht der SC Freiburg mit dem Thema Coronavirus um?

Da wir auch in Freiburg ein oder zwei Fälle hatten, ist uns das Thema natürlich präsent. Wir wollen das nicht überdramatisieren, verzichten aber derzeit auf das Händeschütteln, begrüßen uns per Ellenbogenschlag und benutzen häufiger Desinfektionsmittel.

Nun zum sportlichen Geschehen: Wie wichtig ist das Regionalliga-Team für den Bundesliga-Standort Freiburg?

Als die zweite Mannschaft vor vier Jahren in die Oberliga abgestiegen ist, stand der Verein vor einer Grundsatzentscheidung und hat sich bewusst dafür entschieden, die U 23 zu stärken und erstmals auch erfahrene Profis einzubauen. Damals waren das Felix Roth und Ivica Banovic. Das hat gut funktioniert. Ich bin jetzt im vierten Jahr Trainer hier und mit dem Team in der ersten Saison wieder in die Regionalliga aufgestiegen. Generell spielt die U 23 somit eine große Rolle und genießt hohen Stellenwert, jeder Spieler ist Vollprofi.

Geht es Ihnen überwiegend um Talentförderung und Heranführung an den Bundesliga-Kader?

Der Maßstab ist, dass möglichst viele Spieler in der ersten Mannschaft Einsatzzeit bekommen und nicht nur mal kurzfristig beim Bundesliga-Team mittrainieren. Das ist uns in den vergangenen vier Jahren stets gut gelungen, weil hier alle einen tollen Job machen. Vergangene Woche hat beispielweise Yannik Keitel gegen Dortmund sein Bundesliga-Debüt gegeben.

Besteht die U 23 ausschließlich aus jungen Spielern?

Wir haben mit Felix Roth und Sandrino Braun-Schumacher, der vor der Runde aus Münster gekommen ist, zwei erfahrene Spieler im Kader. Dazu zwei, drei Akteure zwischen 21 und 22 Jahren, die damit etwas Erfahrung mitbringen. Der restliche Kader besteht aus Spielern, die gerade aus der U 19 gekommen sind und für die es entsprechend darum geht, sich in zwei oder drei Jahren an den Seniorenfußball zu gewöhnen. Für sie stellt die U 23 eine Übergangszeit da.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit Christian Streich und dessen Trainerstab?

Wir stehen in sehr, sehr engem Kontakt, tauschen uns täglich aus und besprechen die Partien gemeinsam. Zudem trainieren U 23 Spieler regelmäßig und vor allem nachhaltig bei den Profis mit. Im Gegenzug ist es auch eine wesentliche Aufgabe, Spielern aus dem Profikader qualitative Einsatzzeit in der Regionalliga zu geben. Daher ist es auch zu erklären, dass wir in der Hinserie bereits 38 Spieler eingesetzt haben. Diese hohe Spieltagsfluktuation, mit allen positiven und negativen Aspekten, ist natürlich eine Herausforderung.

Der SCF II steht nur knapp über der Abstiegszone. Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf?

In dieser Saison sind die Leistungsschwankungen etwas stärker, was in diesem Altersbereich aber auch mal normal sein kann. Traditionell tun wir uns zum Start immer schwer, was sich im Saisonverlauf in den vergangenen Jahren immer relativierte. Das dauert in dieser Runde etwas länger. Vor allem mangelt es uns noch an technischer Stabilität, und die Anzahl der Gegentore ist zu hoch. Daher haben wir natürlich die 3. Liga im Blick und schauen, was Großaspach und Kaiserslautern machen und ob diese möglicherweise zu den Abstiegskandidaten zählen, wodurch sich auch die Zahl der Absteiger aus der Regionalliga erhöhen würde. Wir müssen wachsam sein, bleiben aber selbstbewusst.

Zum kommenden Gegner Steinbach Haiger: Was zeichnet den TSV aus Ihrer Sicht aus?

Generell finde ich es bemerkenswert, wie dort mit aller Ruhe gearbeitet wird und Team und Umfeld Stück für Stück weiterentwickelt werden. Die Mannschaft gehört für mich definitiv zu den Top-Drei der Liga. Wir haben uns die Partie gegen Ulm (2:1 für die „Spatzen“, Anm. d. Red.) genau angeschaut. Das war ein tolles Fußballspiel, das auch 5:4 für Steinbach oder Ulm hätte ausgehen können. Der TSV bringt ordentlich Offensivpower mit und steht gleichzeitig defensiv stabil. Für uns ist das Duell, ähnlich wie gegen Saarbrücken, Elversberg oder Homburg, eine große Herausforderung.

Und was ist Ihr Ziel für die Partie gegen Steinbach Haiger?

Gegen Elversberg haben wir uns mit zwei torlosen Remis gut geschlagen, gegen Homburg zum Start in die Restrunde hat das bei der 0:3-Niederlage nicht ganz so gut funktioniert. Gegen Steinbach waren es bislang immer enge Spiele, auch im Hinspiel haben wir nur knapp mit 0:1 verloren. Ich hoffe natürlich, dass wir an unsere Leistungsgrenze kommen und mutig auftreten.

Das Interview führte Tim Georg.



„Die wohl beste U 23, die es in Deutschland gibt“

Für den TSV Steinbach Haiger geht es im Heimspiel gegen den SC Freiburg II (Samstag, 14 Uhr) darum, die bittere, weil aufgrund einer starken ersten Hälfte unnötige, Niederlage vom Dienstagabend beim SSV Ulm (1:2) schnell vergessen zu machen- „Am Mittwoch war es noch schmerzhaft, zumal wir mehr als genug Chancen hatten und die Gegentreffert vermeidbare waren. Allerdings hat Ulm auch eine absolute Top-Leistung gebracht“, so TSV-Trainer Adrian Alipour, der ergänzt. „Klar können wir nicht jedes Spiel gewinnen. Aber natürlich ist es bitter, nach insgesamt elf Stunden Busfahrt mit leeren Händen zurückzukommen.“ Nun aber gilt die volle Konzentration dem SC Freiburg II. „Für mich ist das die wohl beste U 23, die es in Deutschland gibt. Daher ist es mir auch unerklärlich, warum sie soweit unten stehen“, so Alipour, der die wenige Vorbereitungszeit in der Englischen Woche vor allem nutzen will, „um die Spieler wieder frisch zu bekommen.“ Fehlen werden gegen Freiburg UU unterdessen die nach wie vor Verletzten Akteure Michael Schüler (Reha nach Riss des Außenmeniskus im Knie), Sascha Marquet (Adduktorenverletzung) und Gian-Maria Olizzo (Mittelfußbruch). (tig)

Aufrufe: 05.3.2020, 16:00 Uhr
Tim Georg (WNZ)Autor