2024-04-25T08:06:26.759Z

Pokal
Andre Poggenborg (rechts) kann dem Schuss von Dario Schumacher nur hinterherschauen, Top-Torjäger Hamdi Dahmani (linkes Bild) darf den FVM-Pokal wieder nicht in die Höhe recken.
Andre Poggenborg (rechts) kann dem Schuss von Dario Schumacher nur hinterherschauen, Top-Torjäger Hamdi Dahmani (linkes Bild) darf den FVM-Pokal wieder nicht in die Höhe recken.

Wieder jubeln die anderen

SC Fortuna verliert mit dem 0:1 gegen Bonn zum zweiten Mal in Folge ein Finale

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Um kurz nach 19 Uhr am Donnerstag war es soweit: Bonns Kapitän Dario Schumacher streckte den Mittelrheinpokal in die Höhe. Der Regionalligist hatte sich einen Traum erfüllt. Nach fast 40-jähriger Abstinenz darf der BSC mal wieder am DFB-Pokal teilnehmen, rund 155 000 Euro Prämien sind sicher. Es folgten die obligatorischen Bierduschen und der Sturm der Pressekonferenz.

Für den Drittligisten Fortuna Köln ist hingegen nach der Final-Niederlage gegen Viktoria im Vorjahr der zweite Pokal-Albtraum in Bonn wahr geworden. „Ich fühle mich einfach nur leer“, sagte Kapitän Daniel Flottmann nach seinem letzten Auftritt für den Südstadt-Klub. „Bonn hat verdient gewonnen. Das Manko, dass wir unsere Chancen nicht effizient nutzen, hatten wir schon die ganze Saison über. Das kann man uns vorwerfen, sonst haben wir gekämpft und gewollt.“

Kein Klassenunterschied

Flottmann analysierte die 90 umkämpften Final-Minuten richtig. Was aus Fortuna-Sicht aber auch eine bittere Wahrheit war: In kaum einer Szene war zwischen den Profis und den Amateuren ein Klassenunterschied zu erkennen. Nach zwei Pfostenschüssen von Markus Pazurek und Christopher Thiesen (36./38.), gelang BSC-Kapitän Dario Schumacher in Halbzeit zwei per sehenswertem Schlenzer das Siegtor (56.). Danach konnte man den Kölnern zwar den Willen ansehen, doch es fehlten schlichtweg die Mittel gegen den Viertligisten. „Bonn ist ein durchschnittlicher Regionalligist. Da muss es für uns als Drittligist der Anspruch sein, zu gewinnen“, erklärte Investor Michael W. Schwetje nüchtern.

Für das Team geht es nun auf Abschlusstour nach Mallorca, um dort den Frust zu betäuben. Trainer Uwe Koschinat wird derweil weiter die Saison analysieren. Mit dem Klassenerhalt gelang das Minimalziel in der Meisterschaft, doch nach desaströser Rückrunde und verlorenem Finale ist der zurückbleibende Eindruck kein guter: Erstmals in der sechsjährigen Ära Koschinat hat sich die Mannschaft nicht weiterentwickelt – im Gegenteil. Der Drittliga-Verbleib ist letztlich in großen Teilen der Konstanz der Leistungsträger Hamdi Dahmani, Pazurek, Boné Uaferro und Andre Poggenborg zu verdanken – dazu mit Abstrichen Cédric Mimbala und Flottmann. Der Kapitän war als verlängerter Arm des Trainers die unumstrittene Führungsfigur, stieß aber positionsbedingt als Rechtsverteidiger oft an seine Leistungsgrenze.

Deutlich verheerender ist die Saison-Bilanz der Nachwuchshoffnungen. Mit Ausnahme von Cauly Oliveira Souzas Auftritten in der Hinrunde konnte niemand einen entscheidenden Schritt in Richtung Drittliga-Stammkraft machen. Koschinat trägt als Trainer die Verantwortung für die Entwicklung seiner Spieler, doch offenkundig mangelt es auch an der Disziplin. Als Tiefpunkt suspendierte Fortunas Coach kurz vor dem Pokalfinale Dennis Engelman, Marc Brasnic und Serhat Koruk. Doch nicht nur die Jugend enttäuschte. Auch erfahrene Akteure wie Oliver Schröder, Johannes Rahn oder Selcuk Alibaz brachten kaum einmal Leistung.

Im Sommer gibt es deshalb den Schnitt. Mindestens zehn Profis werden den Klub verlassen. Oberstes Ziel von Koschinat ist es, eine neue Einheit zu bilden, nachdem der Zusammenhalt in den letzten Monaten deutlich gelitten hatte. „Ich freue mich extrem auf diese Aufgabe, auch wenn ich jetzt, kurz nach der Saison ausgepumpt bin“, sagte der 45-Jährige..

Aufrufe: 027.5.2017, 07:00 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Christian KrämerAutor