2024-04-25T14:35:39.956Z

Aufreger der Woche

Spielbericht auf DFB-Seite manipuliert

Fälschung per Handy - Spruchkammer hat den B-Kreisligisten Fortuna Kirchheim mit Geldstrafe belegt - Täter unbekannt

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Kreis Euskirchen. Das Ausnutzen einer Lücke im Computersystem des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat den Euskirchener B-Kreisligisten Fortuna Kirchheim vor die Spruchkammer des Kreises geführt. Der Vorwurf: Manipulation eines im Internet eingegebenen Spielberichts.

Der eigens aus Aachen angereiste IT-Experte des Fußball-Verbandes Mittelrhein (FVM), Jörg Vanwersch, bestätigte, dass es sich um einen Präzedenzfall beim DFB gehandelt habe: "Das hätte überall in Deutschland passieren können, aber niemand hat bislang etwas gemerkt. Deshalb weiß auch niemand, wie viele Spielberichte in den vergangenen Jahren tatsächlich gefälscht worden sind." Im Fall von Kirchheim war es der Schiedsrichter, der die Manipulation bemerkt hatte. In einer Partie in Blessem war ein Kirchheimer Spieler von ihm des Feldes verwiesen worden, nachdem der ihm bei einem Disput das Götz-Zitat entgegengeschleudert hatte. Zudem habe er wenig später noch den Satz hinzugefügt: "Ich kann dir auch eine aufs Maul hauen."

Die fällige Rote Karte hatte der Unparteiische, der für einen Kollegen eingesprungen war, samt allen anderen Spielangaben nach Ende der Partie per Laptop ins IT-System des DFB eingegeben. Doch als er später nachschaute, war sein Eintrag des Platzverweises aus dem Spielbericht verschwunden. Zudem waren einige Namen von Kirchheimer Spielern ausgetauscht worden. Ein Täter konnte trotz intensiver Befragung der Zeugen durch die Spruchkammermitglieder Manuel Plützer (Vorsitzender), Werner Breuer, Gregor Teuber und Siggi Holzheimer in der gut zweistündigen Sitzung nicht ermittelt werden.

Technische Lücke geschlossen

"Bei uns haben einige Personen im Verein die Kennung beziehungsweise das Passwort, wie in anderen Vereinen auch", erklärte Kirchheims Vereinsvorsitzender Reiner Kolvenbach. Er könne sich die Manipulation nicht erklären und wisse auch nicht, wer für die Tat infrage kommen könnte.

Klar ist aber, wie es zu der Manipulation gekommen ist: Jemand muss gewusst haben, wie die Vereinskennung (Passwort) heißt und sich auf die DFB-Seite beim entsprechenden Spiel eingeloggt haben. Wenn er dann - während Schiedsrichter und Vereinsvertreter ihre Eingaben machten - mit seinem Handy lange genug online geblieben war, konnte er die Schiri-Einträge wieder entfernen und seinerseits auf die Seite zugreifen.

FVM-Vertreter Vanwersch: "Dieses Schlupfloch haben wir inzwischen geschlossen. Eine solche Nachbesserung ist nicht mehr möglich."

Damit war Fortuna Kirchheim indes nicht aus dem Schneider. Denn Euskirchens Fußballkreis-Vorsitzender Hubert Jung erklärte als Ankläger das juristische Prinzip der verschuldensunabhängigen Haftung: "So wie der 1. FC Köln haftet, wenn seine Fans Pyrotechnik abbrennen, und der Verein dafür bestraft wird, so haftet Kirchheim für die Einträge, die mit seiner Kennung vorgenommen werden - auch wenn der Verein nichts dafür kann." Im Strafrecht werde eine solche Verfälschung technischer Aufzeichnungen mit hohen Freiheitsstrafen und nach der DFB-Spielordnung mit Geldstrafen bis zu 7500 Euro geahndet.

Die Spruchkammer belegte Fortuna Kirchheim am Ende mit einer 600-Euro-Strafe, wobei die Zahlung von 300 Euro für eine zweijährige Bewährungszeit ausgesetzt wurde. Hinzu kommen Verfahrenskosten in Höhe von rund 150 Euro. Kirchheims Vereinsvertreter wollen auf eine Berufung zwar verzichten, zeigten sich ob der Höhe der Strafe dennoch erschrocken. Vorstandsmitglied Karl-Heinz Doppelfeld hatte noch zuvor erklärt: "Wir können nicht verurteilt werden, weil schließlich der DFB die Manipulation ermöglicht hat und nicht wir."

Der Kirchheimer Spieler, der "Rot" gesehen hatte, wurde für das Vergehen auf dem Platz wegen grober Unsportlichkeit vier Wochen lang gesperrt.

Laut dem DFB in Frankfurt war dem DFB der Fall bis Freitag nicht bekannt. Es handele sich um Missbrauch der Vereinskennung.

Aufrufe: 031.10.2015, 19:17 Uhr
KSTA-KR/Monika Larmann, Manfred MetzAutor