2024-04-24T13:20:38.835Z

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SCE-Innenverteidiger Erkan Kara (li.) hatte die Idee, aus der Landesliga-Rückrunde eine Benefizaktion zu machen. F: Enzesberger
SCE-Innenverteidiger Erkan Kara (li.) hatte die Idee, aus der Landesliga-Rückrunde eine Benefizaktion zu machen. F: Enzesberger

Der SCE stürmt für einen guten Zweck

Pro Sieg und Spieler vier Euro in den Spendentopf: Für den Landesligisten Ettmannsdorf wird die Rückrunde zur Benefizaktion

Als Innenverteidiger beim Landesligisten SC Ettmannsdorf hat Erkan Kara (27) einen klaren Auftrag: Die Kreise der gegnerischen Angreifer stören, sie zu Ballverlusten zwingen. Und vielleicht noch bei Standards vor dem gegnerischen Tor für Gefahr sorgen. Als Privatmensch hat Kara seit kurzem eine Mission: Fußballspielen – und damit anderen Menschen helfen. Am 7. Februar um 11.38 Uhr wurde daraus zum ersten Mal so etwas wie eine öffentliche Botschaft. „Wir spielen für den guten Zweck“, hieß es auf der Facebook-Seite des SCE. Für jeden Sieg in der Rückrunde, versprachen die Kicker der 1. und 2. Mannschaft, wollten sie vier Euro in einen Spendentopf einzahlen, für jedes Unentschieden immerhin noch einen Euro. Soweit die Spielregeln. Die Idee hatte Erkan Kara.

Draufgebracht hat ihn der Schweizer Bundesligaprofi Pirmin Schwegler, der bei der abstiegsgefährdeten TSG Hoffenheim unter Vertrag steht. „Er hat eine Stiftung für krebskranke Kinder gegründet. Und bei jedem Sieg zahlen er und ein paar Mannschaftskollegen einen bestimmten Betrag ein“, erklärt der 27-Jährige. „Da hab' ich mir gedacht, so etwas könnten wir doch gut auch bei uns machen.“ Der Innenverteidiger sprach seine Mannschaftskollegen aus der Ersten und der Reserve an, und die Resonanz war überwiegend positiv.

40 Fußballer spielen mit

40 SCE-Kicker haben sich letztlich Karas Initiative angeschlossen, dazu noch Trainer Timo Studtrucker und Mitglieder aus der Fußballabteilungsleitung. Bei den noch ausstehenden Punktspielen könnte da eine hübsche Summe zustandekommen – wenn die beiden Mannschaften nur gewinnen. Die Chancen stehen aber nicht so schlecht. Denn zuletzt hatte der SCE, nach einem längeren Durchhänger, einen echten Lauf und steht auf Platz sieben der Landesliga-Tabelle – genauso wie die Reserve in der Kreisliga West. Da ist noch Luft für Erfolge.

Kara erhofft sich von der Aktion auch einen zusätzlichen Motivationsschub für seine Mannschaft. „Wir werden in der Rückrunde so richtig Gas geben“, verspricht er. Am 5. März geht es los mit einem Auswärtsspiel beim SV Etzenricht; gleich zum Auftakt also ein wirklich dicker Brocken.

Doch die Initiative ist weit mehr als eine Krücke für den sportlichen Ehrgeiz oder gar eine PR-Aktion. Wenn Erkan Kara durch die Stadt fährt und seine Augen aufhält, macht er sich so seine Gedanken. Auch in Schwandorf gibt es Menschen, die Pfandflaschen sammeln oder in den Mülltonnen nach Essensresten stöbern. „Ich muss schon auch sehen, dass ich über die Runden komme“, sagt der 27-Jährige, der draußen im Innovationspark Wackersdorf arbeitet, „aber mir geht es tausendmal besser als solchen Leuten“.

Was jetzt nicht heißen soll, dass der Erlös aus der Aktion von vornherein für Obdachlose oder Hartz IV-Familien bestimmt ist. Bis Ende Februar können noch Vorschläge beim SCE oder dem Innenverteidiger eingereicht werden, welcher sozialen Initiative oder gemeinnützigen Einrichtung das Geld zugutekommen soll. Wichtig ist nur, dass sie im Raum Schwandorf beheimatet und aktiv ist. Eine Handvoll Vorschläge sind bisher eingegangen – ein paar mehr sollten es schon sein, wünscht sich der Fußballer. Am Ende entscheidet dann das Los über den konkreten Verwendungszweck.

Doch eine andere Hausnummer

Erkan Kara ist schon jetzt dankbar für die Resonanz auf seinen Vorschlag – bei seinen Mannschaftskameraden, im sportlichen Umfeld, in der Familie. Aber er könnte sich durchaus vorstellen, dass das Beispiel des SC Ettmannsdorf auch bei anderen Vereinen Schule macht. Benefizkonzerte und Charity-Aktionen gibt es in Schwandorf ja schon, Benefizspiele ebenso. Aber dass zwei Mannschaften gleich über eine halbe Saison für den guten Zweck stürmen, flanken und verteidigen – das ist doch eine andere Hausnummer.

Aufrufe: 018.2.2016, 13:00 Uhr
Hubert Heinzl/ WürtheleAutor