2024-04-24T13:20:38.835Z

Aufreger der Woche

Verbale Foulspiele am Fußballplatz

Spiel SG Hallgarten/Obermoschel gegen Karadeniz II erhitzt Gemüter

HALLGARTEN / BAD KREUZNACH. Wieder einmal rücken unschöne Randerscheinungen auf dem Fußballplatz in den Mittelpunkt des Interesses. Ort des Geschehens ist diesmal der Rasenplatz in Hallgarten während der B-Klassen-Partie zwischen der SG Hallgarten/Obermoschel und der zweiten Mannschaft von Karadeniz Kreuznach.

Wie immer bei solchen Vorfällen stehen die Aussagen über die Geschehnisse im krassen Gegensatz zueinander: „Es ist mir und dem Verein Karadeniz in der ganzen Fußballkarriere noch nie derart vorgekommen, dass wir öffentlich wegen unserer Nationalität auf dem Sportplatz auf das Übelste angegriffen und beleidigt wurden“, sagt Ercan Oduncu. Für den Fußball-Abteilungsleiter von Karadeniz Kreuznach, wo vor allem türkischstämmige junge Männer am Ball sind, geriet der 4:3-Erfolg am Samstag in den Hintergrund. „Wir mussten die schrecklichen Beleidigungen anhören, schlucken und uns dabei noch auf das Wesentliche konzentrieren“, sagt er.

Die Gastgeber erlebten das Geschehene freilich ganz anders, weisen die Täterrolle vehement von sich. Die Beleidigungen seien vielmehr von Karadeniz-Seite ausgegangen, betont SG-Spielertrainer Markus Braden und nennt Beispiele, die noch nicht einmal in die unterste Schublade gehörten und von denen selbst kleine Kinder nicht verschon geblieben sein sollen. Dass Emotionen bei solchen Verbalfouls hochkochen, sei nachvollziehbar. „Ich kenne Karadeniz schon lange und habe meine Erfahrungen gemacht“, sagt Braden, der vor Jahren als Spielertrainer des SV Norheim auf die Austragung eines Matches gegen diesen Verein verzichtet hatte. „Damals hatte es im Hinspiel eine Schlägerei mit Flaschenwürfen gegeben, wir sind zum Rückspiel nicht angetreten.“

Dass er selbst am Samstag dann auch verbal in die Offensive gegangen sei, gibt er zu: „Ich habe gesagt, sie könnten in ihrem Käfig im Salinental machen, was sie wollten. Aber uns sollen sie damit doch bitte in Ruhe lassen. Das war alles“

In die Schusslinie nahm Karadeniz auch Schiedsrichter Erhard Hoffmann. „Unser Kapitän wurde aufmerksam gemacht, dass wir auf dem Platz nicht auf türkisch kommunizieren sollen. Der Schiedsrichter hat gedroht, sonst das Spiel abzubrechen“, sagt Oduncu. Dem Referee aus Bergen, der dem Fußball seit 1956 verbunden ist, geben solche Vorwürfe zu denken. „Das geht mir schon an die Nieren. Ich werde doch niemandem seine Muttersprache verbieten. Ich habe nur darauf hingewiesen, im Gespräch mit mir Deutsch zu reden. Ich fühle mich bedrängt, wenn meine Entscheidungen auf türkisch kommentiert werden.“

Was bleibt, sind wie immer gegenseitige Anschuldigungen. Vorwürfe der Fremdenfeindlichkeit und mangelnder Integrationswilligkeit stehen sich gegenüber, verschärft durch übelste Beleidigungen. Das alles hat auf dem Fußballplatz nichts zu suchen. Wenigstens wurde das Spiel ordnungsgemäß beendet, Karadeniz gewann drei Punkte im Titelrennen. Die SG Hallgarten/Obermoschel darf sich aber aktuell auch über eine Auszeichnung freuen, nämlich bei der Sparkassen-Ehrung zum Fairplay-Wettbewerb.

Aufrufe: 029.9.2014, 21:17 Uhr
Mario LugeAutor