``Das ist kein normales Spiel``
Prestige-Derby Regen-Zwiesel - Im Gespräch mit SC-Trainer Himpsl
500 + x, mit dieser Zuschauerzahl darf der Kassier des TSV Regen am Freitag (19Uhr) auf alle Fälle rechnen, wenn sich der TSV Regen und der SC Zwiesel zum Nachbarderby in der Bezirksoberliga gegenüberstehen. Vor allen den Gästen, momentan auf den ersten direkten Abstiegsrang platziert, steht dabei das Wasser bis zum Hals und man ist eigentlich zum Punkten verdammt. Regen kann hingegen mit einen Heimerfolg, den Klassenerhalt fast perfekt machen. FuPa sprach mit SC-Trainer Günther Himpsl (52), der seit der Winterpause das sportliche Sagen bei den Glasstädtern hat. Der Diplom-Sportlehrer hat schon zahlreiche Trainerstationen hinter sich, arbeitet seit Jahren im Talentförderprogramm des DFB und fungiert auch bei der Junioren-Bayernauswahl in verschiedenen Altersbereichen als Co-Trainer
FuPa: Günther, nach der 1-2 Niederlage gegen den FC Passau ist die Lage für den SC Zwiesel noch bedrohlicher geworden. Sind die Chancen auf den direkten Klassenerhalt- bei sechs Punkten Rückstand- nun endgültig dahin und wie kam die erneute Heimpleite zu Stande?
Himpsl: Gegen Passau haben wir über weite Strecken ordentlich gespielt. Wir haben es leider versäumt, die Führung- trotz bester Möglichkeiten- auzubauen. Im zweiten Durchgang wurden dann wieder vermeidbare Fehler gemacht, die zur unnötigen Niederlage führten. Es ist fast immer der gleiche Ablauf, einige Spieler werden einfach müde, da sie nicht austrainiert sind, die Konzentration lässt nach und dann werden halt die entscheidenden Schnitzer gemacht, Grundsätzlich hat man aber immer noch alle Chancen, im Fußball kann man in der Endphase alles richten, aber auch alles verlieren. Wir spielen noch gegen drei direkte Mitkonkurrenten, die es zu schlagen gilt. Ob wir das dann schaffen, ist die andere Frage.
FuPa: Bereits dein Vorgänger Franz Hackl monierte die schlechte Trainingsmoral der SC-Spieler, nun hast du diese auch schon das ein oder andere Mal kritisiert. Sind die Zwiesler Fußballer wirklich so trainingsfaul?
Himpsl: Ich denke, das ist ein grundsätzliches Problem, welches die Aufgabe für die Trainer in den nächsten Jahren ungemein erschweren wird. Die Qualität und Quantität der Spieler nimmt immer mehr ab und es sind einen oft die Hände gebunden. In Zwiesel haben wir z.B. junge Spieler, die im Juniorenbereich höherklassig gespielt haben, den DFB-Stützpunkten angehörten oder sogar im Förderkader der Bayernauswahl standen, aber gerade diese Akteure enttäuschen einen am meisten. Heute habe ich Lust, morgen halt wieder nicht. Ehrgeiz und Kritikfähigkeit nehmen immer mehr ab. Passt die eigene Leistung nicht, trägt der Trainer oder irgendeine andere Person die Schuld. Dann wird halt zum nächsten Verein gewechselt und man wird dafür noch fürstlich entschädigt. Da stimmt der ganze Kreislauf einfach nicht mehr.
FuPa: Hat der SC Zwiesel die Qualität Bezirksoberliga zu erhalten?
Himpsl: Auf alle Fälle. Es stehen gute Fußball im Kader, die man auch nicht alle über einen Kamm scheren darf. Ein Spieler wie Martin Hiller ist halt studiumsmäßig in München und kann halt kaum trainieren, wenn er aber da ist, gibt er immer 100 Prozent. Auch andere Akteure zeigen sich sehr lernwillig, aber wir können halt praktisch nie mit dem kompletten Kader trainiern und richtig im Mannschafts-taktischen Bereich arbeiten. Gerade hier sind sehr große Defizite vorhanden, da frage ich mich auch schon mal, was dort in den letzten Jahren gemacht wurde.
FuPa: Am Freitag steht nun das Derby beim TSV Regen an, wo wieder eine große Kulisse erwartet werden darf. Bereits ein Endspiel für den SC Zwiesel, oder?
Himpsl: Wir haben nur noch Endspiele! Das ist kein normales Spiel, da geht es auch viel um das Prestige und Regen wird sicher top motiviert sein. Die haben sich scheinbar wieder gefangen und können mit einen Sieg fast alles klar machen. Aber wir glauben an unsere Chance und ich denke, wir können dort auch was holen. Wenn Regen so eine starke Mannschaft hätte, würden sie ja auch besser dastehen.
FuPa: Wie geht es beim SC Zwiesel weiter? Bleibst du dort auch in der kommenden Saison Coach?
Himpsl: Diese Frage kann ich nicht beantworten, da noch keine Gespräche geführt worden sind. Beim SC Zwiesel muss man erst einmal wieder den notwendigen Ordnungsrahmen herstellen, damit man wieder eine gewisse Struktur reinbekommt. Hier wurde sicher in der Vergangenheit das ein oder andere falsch gemacht, denn wenn ich mir am vergangen Sonntag das Bezirksligspiel Prackenbach-Grafenau angeschaut habe, dann standen dort mit Oliver Parry, Tobias Ehrenthaler, Sebastian Sixt und Michael Wirth vier Zwiesler auf dem Rasen, die zu den stärksten Akteuren zählten. Man muss sich dann schon auch hinterfragen, warum diese Leute nicht mehr beim SC spielen!? Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Es wird auf alle Fälle sehr schwierig werden, das alles richten zu können, doch gerade in schweren Zeiten liegt die Chance, bessere folgen zu lassen.