2024-04-23T13:35:06.289Z

Allgemeines
– Foto: © SC 1903 Weimar

Mysterium in der DDR-Oberliga für den SC 03 Weimar

Der SC 1903 Weimar gehört seit 1999 ununterbrochen der Thüringenliga an. Doch auch zu DDR-Zeiten machte der Verein vom Lindenberg von sich Reden - auch mit einem Mysterium im Jahr 1950.

Verlässt man Weimar über die B7 in östlicher Richtung, so kommt man, ohne es auf den ersten Blick wahrzunehmen, am Gelände des heutigen SC 1903 Weimar, dem Sportplatz Lindenberg vorbei.

Andreas Kästner (Sömmerda), Mitglied der Arbeitsgruppe (AG) „Archivwesen im TFV“ stellt uns die Texte zur Verfügung - Vielen Dank!

Hinter den Grundstücken auf der rechten Seite befindet sich die im Jahr 1921 eingeweihte Anlage. Ein traditioneller Ort also, auch wenn man an Erfolge früherer Jahre denkt oder vorhandene Dokumente darüber studiert.

Doch fristet der Fußball in der mit 65.000 Einwohnern viertgrößten Stadt Thüringens, in der sich tagtäglich Touristen aus aller Welt in den Spuren der Klassik um Goethe und Schiller tummeln und Kultur großgeschrieben wird, seit mehr als zwei Jahrzehnten ein eher bescheidenes Dasein.

Auch wenn der die Stadt repräsentierende SC derzeit als Drittplatzierter aus der Ewigen Tabelle der Thüringenliga (734 Spiele – 283 Siege, 183 Unentschieden und 268 Niederlagen – 1144:1083 Tore) hervorgeht und noch immer zu den bedeutenden Adressen im Freistaat-Fußball zu zählen ist, so bleibt er seit dem Abstieg aus der Amateuroberliga nach der Saison 1996/97 hinter einstigen Ansprüchen doch ein ganzes Stück zurück.

Die Geschichte ist in kompakter Form folgendermaßen zu umreißen:

Am 22. Februar 1903 als FC Weimar 03 gegründet und bereits ein Jahr später in Sport-Club umbenannt, konnte dieser 1914 und 1916 durch zwei Teilnahmen an der Endrunde der Mitteldeutschen Meisterschaft für Lichtblicke in diesen schweren wie traurigen Zeiten sorgen, 1916 gelang sogar der Einzug ins Achtelfinale des Wettbewerbs. Bis zum Zweiten Weltkrieg sollte das dann nicht mehr gelingen, als Gruppensieger Ost wurde 1923 noch das Halbfinale der damaligen Kreisliga Thüringen erreicht.

Wie alle bürgerlichen Vereine wurde auch der SC nach dem Vier-Mächte-Abkommen 1945 aufgelöst und kurze Zeit später als SG Weimar-Ost neu gegründet. Die war schon bald zu einem der dauerhaften Thüringer Spitzen-, ja Vorzeigeteams gereift. Nach dem Erreichen des Endspiels der Thüringer Meisterschaft 1948, das jedoch nicht ausgespielt worden war, und Vordringen ins Halbfinale der 1. Ostzonenmeisterschaft bejubelte der Lindenberg 1950 den Titelgewinn und damit gleichzeitig den Aufstieg in die DDR-Oberliga. Fuß fassen konnten die Weimarer dort nicht. Unter anderem hatte das seine Ursache in einem von der Sektion Fußball, dem Vorläufer des DFV, initiierten Mysterium. Durch eine Entscheidung, wonach zwei Berliner Mannschaften in der Oberliga spielen sollten, musste die BSG Turbine trotz sportlichem Klassenerhalt postwendend in die Liga absteigen. Eine folgende Protestaktion ließ die damaligen Oberen unbeeindruckt.

Der erneute Aufstieg wurde auf Dauer verpasst und 1961 schloss sich die nach mehreren Namenswechseln entstandene BSG Lokomotive der im Fußball unterklassigen BSG Motor Weimar an, der Platz in der DDR-Liga aber blieb erhalten. Zuvor war 1958 der Vorstoß bis ins Halbfinale des FDGB-Pokals der DDR gelungen, in dem die Weimarer insgesamt 38 Spiele bestritten.

Bis zum Ende des ostdeutschen Staates erlebte der Lindenberg zweitklassigen Fußball, erreichte dabei mehrfach Spitzenplätze, und geht unter den 198 Teams der dauerhaften Ewigen Tabelle der Liga als Achtplatzierter in die Geschichte ein. Trotz nahe liegendem territorialen Vergleich der Liga Staffel E mit der Thüringenliga gehörte die BSG Motor sehr häufig zu den TOP-Sechs des damals noch in Bezirke unterteilten heutigen Bundeslandes.

Vier Jahre konnte sich der SC 1903 nach 1990 noch im Spielbetrieb oberhalb des TFV präsentieren, unterbrochen vom Abstieg und der sofortigen Rückkehr als Landesmeister 1994, ehe der Weg zum Thüringenliga-Dino eingeschlagen wurde. In nur fünf Spielzeiten fehlt der Name der Weimarer in den Tabellen der Spielklasse. Immerhin drangen die Lindenberg-Kicker viermal ins TFV-Pokal-Halbfinale vor. Ein Medaillenplatz gelang seit dem Oberliga-Abstieg jedoch nicht.

Aufrufe: 027.2.2021, 09:08 Uhr
A. Kästner / TFVAutor