2024-05-08T14:46:11.570Z

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Tabellenführer SC Idar-Oberstein sicherte sich vor dem Lockdown den Platz an der Spitze.
Tabellenführer SC Idar-Oberstein sicherte sich vor dem Lockdown den Platz an der Spitze. – Foto: Mario Luge

Fingerzeig in der Fußballpause

Verbandsliga-Staffelprimus SC Idar mitten in der Planung +++ Keine bösen Briefe aus Meisenheim +++ Interview

IDAR-OBERSTEIN. Mit großen Schritten hat sich der SC Idar-Oberstein vor dem Corona-Lockdown dem Aufstieg in die Fußball-Oberliga genähert. Und schon jetzt würde der Spitzenreiter der Verbandsliga-Staffel 1 gerne für die neue Saison planen. Coach Andy Baumgartner muss dabei allerdings den Spagat zwischen Pause und Perspektive meistern, schafft aber mehr als nur einen Fingezeig in der Zwangspause.

Herr Baumgartner, eine Frage, die man im Vier-Wochen-Rhythmus bei allen Vereinen stellen kann, lautet: Wie sieht der aktuelle Fußballbetrieb Ihrer Mannschaft aus?

Im Moment trainieren die Jungs dreimal pro Woche in Cybertrainingseinheiten, die von Christian Henn geleitet werden. Zusätzlich gehen sie laufen und betreiben Ausgleichssportarten. Aber natürlich fehlt das Training mit Ball komplett.

Haben Sie den Eindruck, dass den Spielern ohne Spielbetrieb die Spiellust langsam ausgeht?

Diesen Eindruck habe ich nicht – im Gegenteil. Ich glaube, die Jungs freuen sich richtig darauf, dass es hoffentlich bald wieder losgeht. Ich habe mit Dennis Kaucher zum Beispiel einen Lehrer im Team, dessen ganzes Leben im Moment am PC abläuft. Sie glauben doch, dass der den Ball extrem vermisst.

Sie sind in der Pause fleißig und haben die Personalplanung für die neue Runde vorangetrieben. Besteht noch weiterer Handlungsbedarf – wenn ja, für welche Positionen?

Wir haben die Pause sicher sinnvoll genutzt und unsere Kaderplanung weit vorangetrieben. Durch den Abgang von Felix Ruppenthal werden wir eventuell im Mittelfeld noch einen Spieler dazu holen. Aber da es erst Januar ist und wir im Kader bereits gut aufgestellt sind, werden wir keine unüberlegte Personalentscheidung treffen.

Mit Martin Steeg und Lennert Arend haben Sie zwei weitere Akteure von der SG Meisenheim geholt, Luca Baderschneider schon jetzt und Philipp Schneider im Sommer kommen über Umwege ebenfalls wieder. Luca Redschlag, Marius Gedratis und Michel Schmitt hatten Sie bereits unter Ihren Fittichen. Damit kicken sieben Spieler aus ihrer alten Mannschaft nun auch am Haag. Plan oder Zufall?

Dass diese Frage im Moment nicht fehlen darf, war klar. Fakt ist: Jeder dieser Spieler ist mindestens 18 Jahre alt und trifft seine Entscheidungen selbst. Natürlich verbindet mich viel mit diesen Spielern und es lag nahe, wieder mit Ihnen zu arbeiten. Selbstverständlich ist es kein Zufall – warum auch? Aber definitiv kann man so etwas auch nicht planen. Oder meinen Sie, man parkt Spieler bei Topvereinen wie Schott und Waldalgesheim, um sie dann ganz lässig dort wegzuholen? Sorry, aber wer das glaubt, der hat dann einfach keine Ahnung, wie das Ganze läuft.

Ich glaube nicht, dass Luca Baderschneider im Winter gewechselt wäre, wenn seine berufliche Situation es nicht erzwungen hätte und er bei Sascha Meeth Stammspieler gewesen wäre. Dass er den Weg nach Idar wählt, kann natürlich damit zu tun haben, dass er mit mir positive Erlebnisse verbindet und er von diesem Verein überzeugt ist. So könnte ich jetzt auf jeden einzelnen Spieler eingehen, aber am Ende zählt die Leistung, die sie als Spieler des SC Idar bringen und das meine sportliche Einschätzung richtig war.

Gab es daher schon böse Briefe aus Meisenheim?

Nein, warum auch? Jeder Wechsel von der ersten Mannschaft der SG zur ersten Mannschaft des SC Idar Oberstein war klar kommuniziert. Es wurde nichts heimlich gemacht. Im Sommer kommen Lennert Arend und Martin Steeg. Beide Wechsel sind offen und fair abgelaufen. Die Spieler konnten sich ohne Druck entscheiden. Es entscheidet die Qualität der Spieler, nicht deren Herkunft. Dieses Thema wird zur Zeit eben gern genutzt, um die Corona Pause spannend zu gestalten. Ist ja auch völlig legitim. Aber ich finde es absolut respektlos den Spielern gegenüber. Ich würde lieber mal über die herausragenden Leistungen meiner aktuellen Mannschaft reden, die sie bisher gezeigt hat.

Abenteuerliche Zahlen und Verbindungen sind einfach nur ein Mittel zur Stimmungsmache. Meinen Sie, es gab einen bösen Brief aus Idar, als vor vier Jahren unter dem damaligen Trainer Lawnik plötzlich sechs Spieler mit SC-Vergangenheit in Meisenheim spielten? Ich glaube nicht. Um dieses Thema endgültig zu klären: Ich verdanke der SG Meisenheim enorm viel. Es wurde nichts ohne Absprache getan. Meine Kaderplanung beinhaltet nicht, dass ein Neuzugang ein sauberes Führungszeugnis und eine Vergangenheit in Meisenheim nachweisen muss. Ich habe sieben Jahre nur im Interesse der SG Meisenheim gehandelt, über 80 Spieler in den Verein geholt, und alle waren damit einverstanden. Jetzt bin ich der Trainer des SC Idar und versuche, meine Arbeit genauso gut zu machen. Viel wichtiger als dieses leidige Thema fände ich die Fragen zum Jugendfußball nach Corona oder den finanziellen Ruin vieler Vereine.

Der Verband hat sich noch nicht festgelegt, wann es nach der Corona-Pause wieder losgeht. Was erwarten Sie?

In erster Linie hoffe ich, dass die unglaublichen Opferzahlen bald ein Ende haben und langsam Normalität in Schulen und Kitas zurückkehrt. Wenn dann Menschen wieder normal ihrer Arbeit nachgehen können und Existenzen nicht mehr bedroht sind, dann freue ich mich darüber, wieder Fußball zu sehen. Aber auch da bin ich ehrlich: Das erste Spiel oder Training, das ich mir anschauen möchte, ist eines der E-Jugend in Merxheim, bei der mein Sohn spielt. Ich persönlich schätze, dass der Ball nach Ostern wieder rollt.

Hoffen Sie auf Play-Offs oder plädieren Sie für eine geschmeidigere, kurze Runde?

Ich hoffe einfach auf eine Fortsetzung. Glaube aber, dass für die Play-Offs die Zeit zu knapp wird.

Ein Komplettabbruch mit Annullierung der Saison oder auch eine Runde mit Meister ohne Aufstiegschance wäre wahrscheinlich für den SC Idar ein Horrorszenario…

Natürlich wäre es aus Sicht unserer ersten Mannschaft sehr ärgerlich, aber auch da bringt es nichts sich zu ärgern. Wir haben alle vor der Runde dieser Möglichkeit zugestimmt und müssen dann auch die Konsequenzen tragen.

Ein kurzer Blick auf die Konkurrenz von Nahe und Glan: Was erwarten Sie von Eintracht Kreuznach und der SG Meisenheim in dieser Saison?

Bei Eintracht Kreuznach bin ich zu weit weg, um es seriös einschätzen zu können. Ich wünsche dort meinem Kollegen Thomas Schwarz, dass er seinen Weg weitergeht und trotz aller Störfeuer die Verbandsliga hält. Die SG Meisenheim hat ja bereits im Hinspiel gegen uns gezeigt, welches Potenzial in diesem Team steckt. Deshalb gehe ich davon aus, dass das Team mit dem Abstieg nichts zu tun haben wird und auf Rang vier landet.

Das Interview führte
Mario Luge.

Aufrufe: 06.2.2021, 14:30 Uhr
Mario LugeAutor