Mit sechs Punkten steht nach zwei Spieltagen auch Ruddies' Ex-Club der FV Walbertsweiler/Rengetsweiler da: Die Elf von Spielertrainer Stefan Bach legte nach dem Derbysieg gegen den SC Pfullendorf am ersten Spieltag nun einen 2:1-Erfolg bei Aufsteiger FC Hilzingen nach (Torschützen Florian Müller und Fabian Roth). Ruddies hatte sein Ex-Team bereits vor dem Saisonstart zum Kreis der Mitfavoriten auf die Meisterschaft gezählt. "Dass ich mit dieser Einschätzung nicht ganz falsch gelegen haben dürfte, zeichnet sich ab", so Ruddies, der mit FAL gerne den dritten Verbandsliga-Aufstieg der Clubgeschichte schaffen will und sich dazu - Fluch der guten Tat - nun auch mit seine ehemaligen "Schülern" auseinanderzusetzen hat. Am 17. September kommt es in Frickingen zum direkten Aufeinandertreffen. Am nächsten Spieltag geht die Reise für FAL jetzt aber erstmal zum fehlgestarteten Titelmitfavoriten DJK Donaueschingen (Anpfiff Sonntag, 15 Uhr).
Einen exzellenten Start in die neue Spielzeit hat eine Etage tiefer auch der FC Uhldingen hingelegt. Der von Daniel Brode trainierte Aufsteiger feierte am Samstag bei der SG Reichenau mit einem 2:1-Erfolg (Tore von Mustafa Matur und Mitko Dimitrov) den zweiten Saisonsieg und steht mit sechs Punkten auf Rang zwei. Bezirksliga-Kenner hatten die Uhldinger auch schon vor dem Saisonstart hoch eingestuft. Und angesichts der Tatsache, dass in beiden Auftaktspielen mit Hector Hasku, Marco Gamper (beide Innenverteidigung) sowie Mittelfeldkreativspieler Dominik Sinanovic drei absolute Leistungsträger fehlten, ist wohl tatsächlich damit zu rechnen, dass der FCU auch in den kommenden Wochen oben mitmischt.
Einziger Schönheitsfehler des Uhldinger Erfolgs auf der Reichenau war der Platzverweis für Trainer Brode in der zweiten Halbzeit. Brode hatte sich lautstark über einige Entscheidungen von Schiri Julian Gumz ereifert und wurde von dem Rielasinger schließlich auf die Zuschauerränge geschickt. Jetzt wird eine Geldstrafe fällig. Brode: "Der Platzverweis für mich war in Ordnung, da war ich zu emotional. Trotzdem bleibe ich dabei: Der Schiri hat mit zweierlei Maß gemessen, fast identische Szenen unterschiedlich bewertet. Deshalb habe ich mich so aufgeregt." Für das Heimspiel am Mittwoch (Anpfiff 18.30 Uhr) gegen Aufsteiger Anadolu Radolfzell gelobt der Coach aber Besserung: "Da brauchen wir alle einen kühlen Kopf." Zumal mit Torjäger Matur und und Abwehrspieler Moritz Hofmann zwei wichtige Spieler ausfallen.
In der Fußball-Oberliga muss der FV Ravensburg ohnehin schon weite Wege zurücklegen. Viele Vereine in Baden-Württembergs höchster Fußball-Klasse tummeln sich um Stuttgart und Reutlingen. Balingen ist für den FV noch die kürzeste Anreise. Doch dass es am Mittwochabend zum 185 Kilometer entfernten Bahlinger SC geht, kann FV-Trainer Wolfram Eitel nicht nachvollziehen.
"Wir müssen an einem Mittwoch quer durch Baden-Württemberg fahren", schimpfte Eitel am Samstag nach dem 6:2-Heimsieg des FV gegen die TSG 1862/09 Weinheim. "Wir gehen alle zur Arbeit, müssen aber mittags losfahren, um abends um 18.30 Uhr zu spielen." Die berufstätigen Spieler müssen mindestens einen halben Tag Urlaub nehmen, dazu müssen die Ravensburger die rund dreistündige Busfahrt verkraften. "Es wäre vom Verband einfacher gewesen, mittwochs Derbys anzusetzen." Nur - richtige Derbys gibt es für den FV in der Oberliga nicht.
Zwar war das 6:2 gegen den überforderten Aufsteiger am Samstag keine echet standortbestimmung für den FV. "Kaliber wie Bahlingen oder Ravensburg sind zu groß für uns", gestand TSG-Trainer Christian Schmitt. "Da muss meine junge Mannschaft Lehrgeld bezahlen." Doch auch aus der Partie gegen Weinheim kann Eitel Ansätze fürs Training ziehen. "Es gab Wackler in der Defensive, das können wir aufarbeiten für das Mittwochsspiel."
Hilfe bei der Spielanalyse und der Trainingsarbeit hat Eitel seit vergangener Woche durch eine kleine Kamera - das sogenannte "Coaching-Eye". Die kann er sowohl am Trainings- als auch am Stadionrasen am Flutlichtmasten hochziehen. "Da sehe ich das ganze Spielfeld und nicht nur die Sportschau-Perspektive", sagt Eitel. Mit einem Sender am Handgelenk kann der FV-Trainer schon während des Spiels bestimmte Szenen markieren.
Auch ohne "Coaching-Eye" war am Samstag erkennbar, dass Rahman Soyudogru einen bärenstarken Auftritt hinlegte. "Ich kann mich nicht erinnern, dass ein Mitspieler schon mal vier Treffer in einer Halbzeit in einem Pflichtspiel erzielt hat", meinte Sebastian Mähr über Soyudogrus Viererpack in 27 Minuten. "Er hat aber schon eine starke Vorbereitung gezeigt und sich so einen Auftritt verdient", lobte Mähr. So einfach wie gegen Weinheim werden es Ravensburgs Stürmer am Mittwoch in Bahlingen aber nicht bekommen. "Wir werden nicht so viele Chancen bekommen", prophezeit Eitel. "Und Fehler wie gegen Weinheim werden bestraft."
Denn beim 6:2 zeigte sich vor allem die FV-Defensive nicht immer in Topform. "Bei beiden Gegentoren müssen wir besser verteidigen", sagte Mähr. Angesichts der hohen Führung ließ jedoch vielleicht auch ein wenig die Konzentration nach. "Wir müssen da eigentlich konsequenter hin", meinte auch Soyudogru. "Aber in der ersten Halbzeit hätten wir die Tore nicht kassiert."
Philipp Altmann, in der Vorsaison unumstrittener Stammspieler in der Innenverteidigung, musste sich die Partie gegen Weinheim 90 Minuten lang von der Bank aus anschauen. "Eine schlechte Trainingsleistung" bescheinigte ihm Eitel. Stattdessen spielten Felix Hörger und später Daniel Hörtkorn im Abwehrzentrum neben Mähr. "Wir haben in dieser Saison deutlich mehr Alternativen", verwies Eitel auf den gestiegenen Konkurrenzkampf. Das bekam Altmann zu spüren.