2024-05-08T14:46:11.570Z

Kommentar
– Foto: Ulrike Bünnigmann
VR Bank Bodensee-Oberschwaben

"Unser Niveau darf man nicht unterschätzen"

Der Liga- und Trainingsstopp unterzieht allen Klubs einer harten Probe. Spielerin Ulrike Bünnigmann berichtet, wie ihr Verein Hohenmemmingen mit der gemeinschaftlichen Notlage umgeht.

Für viele Amateurklubs steht das Miteinander in der Gemeinschaft an oberster Stelle, so auch für die Damen des RSV Hohenmemmingen. Durch die verordnete Wettbewerbs- und Trainingspause erlebt der Klub eine harte Zeit, wobei die sportlichen Einschränkungen dabei noch das geringste Problem darstellen. Den Spielerinnen fehlen ihre geselligen Runden, ihre Feiern und die Hochstimmung vor und nach Fußballspielen.
Diese besondere Stimmung in der momentanen Situation aufrecht zu erhalten, so stellt es Ulrike Bünnigmann in ihrem Kommentar heraus, ist ziemlich schwer.

Die Mannschaft des RSV Hohenmemmingen in der Saison 2020/21: „Im Rückblick auf die bisherige Saison stellt sich immer wieder große Freude ein.“
Die Mannschaft des RSV Hohenmemmingen in der Saison 2020/21: „Im Rückblick auf die bisherige Saison stellt sich immer wieder große Freude ein.“ – Foto: Verein


Wir versuchen, uns durch Zwei-Hausalte-Joggen fit zu halten

Mit vollstem Verständnis blicken wir RSV-Damen auf die aktuellen Vorkehrungen des WFV. Dennoch fiel es uns schwer, den erneuten Abbruch des Spielbetriebs in ihrer Liga einfach so hinzunehmen. „Der Sonntag gehört einfach dem Fußball – und das fehlt jetzt“, bringt es unsere Kapitänin Franziska Leder treffend auf den Punkt. Das spiegelt sich auch in der aktuellen Stimmung innerhalb der Mannschaft wider: Wir sind traurig und es ist deprimierend, keine Gewissheit zu haben, wie und wann es weitergeht. Andererseits wächst mit jedem Tag die Vorfreude auf das Training, die Spiele und die Möglichkeit, wieder dort anknüpfen zu können, wo man aufgehört hat. Die Motivation im Training war super, die Ergebnisse in den Spielen haben gepasst und die Stimmung innerhalb des Teams war glänzend.

Ergebnisse in den Spielen haben gepasst und die Stimmung innerhalb des Teams war glänzend.

In der momentanen Situationen fällt es daher gar nicht so einfach, die hervorragende Stimmung und den guten Kontakt zueinander beizubehalten. „Natürlich versuchen wir, uns durch gemeinsames Zwei-Haushalte-Joggen, Wandern oder Radfahren fit zu halten, aber das ist nun mal was anderes als unser Training“, umreißt wiederum die Kapitänin die derzeitige Situation.

Eine Spielerin des RSV schlägt den Ball in Richtung gegnerischen Strafraum. Hohenmemmingen hat bislang 14 Tore erzielt.
Eine Spielerin des RSV schlägt den Ball in Richtung gegnerischen Strafraum. Hohenmemmingen hat bislang 14 Tore erzielt. – Foto: Verein

Wenn wir auf die bisherige Saison zurückblicken, gibt es einige Tiefpunkte, die man einfach akzeptieren musste. Dazu zählt vor allem die 1:4-Niederlage gegen den TSV Hüttlingen. Nach energischem Start und überzeugender Leistung mussten wir nicht nur insgesamt vier Gegentore einstecken, wir trafen auch noch mehrmals das Aluminium und verschossen zudem gleich zwei Elfmeter. Es gab aber auch Momente, bei denen sich im Rückblick große Freude einstellt. Dazu zählt vor allem das Spiel gegen die SG Alfdorf/Eschach, als unsere Laune bereits vor dem Spiel auf Hochtouren kam. Gleich zu Beginn der Partie gingen wir in Führung und konnten am Ende ein 4:1 und drei Zähler auf unser Konto buchen. Den Spielstand von 4:1 scheinen die Damen vom Hohenmemminger Schelmenberg wohl zu mögen, denn so endeten die letzten vier Spiele allesamt, wenn auch nur drei davon zu unseren Gunsten!



Wir wünschen uns mehr Mannschaften in der Liga

Das Niveau der Liga darf man nicht unterschätzen. Die Begegnungen sind meist auf Augenhöge, wobei sich ein Favorit auf die diesjährige Meisterschaft etwas abzeichnet. „Derzeit sprich alles für den TSV Hüttlingen“, schätzt unser Co-Trainer Jürgen Maier die Lage ein.

Nicht nur auf dem Platz eine eingeschworene Truppe: Die Damen des RSV Hohenmemmingen zehren von ihrem Gemeinschaftsgefühl.
Nicht nur auf dem Platz eine eingeschworene Truppe: Die Damen des RSV Hohenmemmingen zehren von ihrem Gemeinschaftsgefühl. – Foto: Verein

Uns schmerzt, dass wir keine Jugendabteilung haben. So gibt es keine Eigengewächse, unser Altersschnitt liegt aktuell bei 22,2 Jahren. Der Umstand ist vermutlich auch dem geschuldet, dass in der Umgebung viele höherklassige Mannschaften vertreten sind, wie der FV Sontheim/Brenz oder der TV Steinheim.

Wenn wir uns etwas für unsere Liga wünschen könnten, wären es wohl zusätzliche Mannschaften. Dann gäbe es weniger spielfreie Wochenenden, man könnte Woche für Woche kontinuierlich an eigene Leistungen anknüpfen und hätte keine ‚Durststrecken‘ zu verschmerzen. Durch den Spielerinnen-Mangel haben sich in den letzten Jahren auch viele Spielgemeinschaften gebildet.

Wir behalten das aktuelle Geschehen und den Verlauf der Pandemie fest im Blick. Seit dem Jahreswechsel stellen wir uns kniffligen Herausforderungen: Bislang waren es Aufgaben wie ein Zehn-Kilometer-Lauf oder viele Liegestütze. Wir bekommen die Aufgaben mit zugehöriger Anleitung und einen Termin, bis wann wir diese erledigen müssen, den Nachweis erbringen wir dann per Foto oder auch per Videobeweis. Dafür gibt es entsprechende Punkte und am Ende winkt ein kleiner Preis.

Das Trainerteam in Hohenmemmingen: Chefcoach Norbert Feldmann (links) und Co-Trainer Jürgen Maier.
Das Trainerteam in Hohenmemmingen: Chefcoach Norbert Feldmann (links) und Co-Trainer Jürgen Maier. – Foto: Verein


Eine positive Entwicklung während der Spiel- und Trainingspause hat sich zumindest bei unserem Trainer Norbert Feldmann eingestellt: „Seitdem ich kein Bier mehr nach dem Training trinke, habe ich schon vier Kilogramm abgenommen“, sagt er mit einem Augenzwinkern, nicht ohne zu betonen, wie sehr er ‚seine‘ Mädels vermisst.

Da die Gemeinschaft und die regelmäßigen Feiern in der Mannschaft sehr fehlen, freuen wir uns darauf, endlich wieder zusammenzukommen.

Ulrike Bünnigmann grätscht nach dem Ball und durch den Schnee. Auch im Januar 2021 muss sie sich mit Einzeltraining zufrieden geben und auf ihre Mitspielerinnen verzichten.
Ulrike Bünnigmann grätscht nach dem Ball und durch den Schnee. Auch im Januar 2021 muss sie sich mit Einzeltraining zufrieden geben und auf ihre Mitspielerinnen verzichten. – Foto: Ulrike Bünnigmann


Die Autorin: Ulrike Bünnigmann, 29, spielt seit über vier Jahren für den RSV Hohenmemmingen und ist zudem Social Media-Beauftragte des Teams, das inzwischen "wie zu einer kleinen Familie geworden" sei.

Aufrufe: 016.1.2021, 07:00 Uhr
JHermannAutor