2024-04-16T09:15:35.043Z

Ligabericht
Schiedsrichter Horst Lang und ASV-Sturmspitze Josef Holler begegneten sich von Anfang an in sehr kritischem Dialog. Foto: Tschannerl
Schiedsrichter Horst Lang und ASV-Sturmspitze Josef Holler begegneten sich von Anfang an in sehr kritischem Dialog. Foto: Tschannerl

Rot noch auf dem Feld, nicht im Gang

Das Nachspiel der Partie ASV II gegen Ränkam sorgt für Diskussionen: Kein Regelverstoß, keine Beleidigung, nur Sarkasmus.

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Aufregung vor, während und vor allem nach dem Kreisliga-Kick zwischen der ASV-Reserve und dem FC Ränkam (0:2). Nicht allein wegen sich vermeintlich überschneidender Trikotfarben oder der Bewertung und Bestrafung taktischer Fouls. Vielmehr wegen des Zungenschlags vor und nach der roten Karte für ASV-Sturmspitze Josef Holler, unmittelbar nach dem Schlusspfiff auf dem Rasen des Stadions an der Further Straße.

Hollers Frust über die überraschende Heimpleite entlud sich im verbalen Sarkasmus gegenüber Schiedsrichter Horst Lang (FC Niedermurach): „Ihr ward’s heute genauso schlecht wie wir auch“, so Hollers finaler Einwurf. Eine zu tiefgründige Wertung offenbar für Schiri Lang, der noch auf dem Platz Rot zückte. Damit wäre die Sache im Grunde erledigt gewesen, nur noch Arbeit fürs Kreissportgericht und wenig später die Entschuldigung Hollers in der Schiri-Kabine.

Horst Lang (55), seit 37 Jahren Schiri im Kreis 3, hat viel erlebt auf den Rasenrechtecken landauf, landab, hat somit auch ein Gespür, welchen Charakter Spiele haben durch den Typus der Spieler. So erzählt uns der Lkw-Fahrer, er sei schon nach dem ersten Pfiff von seine Entscheidung anzweifelnden ASV-Spielern umringt gewesen, sei auch auf Tschechisch beschimpft worden, habe die ihm nicht fremde sehr harte Linie beibehalten müssen, um nicht die Kontrolle über das Geschehen zu verlieren. Schon nach 20 Spielminuten hatte Chams Michael Wich Gelb-Rot gesehen (Josef Holler: „Ein Witz“). So sei für Lang in der aufgeheizten Atmosphäre auch die rote Karte für Holler irgendwie absehbar gewesen, „so wie der Spieler nach dem Schlusspfiff direkt auf mich zugekommen ist“, so Lang.

„Ihr ward’s heute genauso schlecht wie wir auch.“ Frustrierte ASV-Sturmspitze Josef Holler vor der roten Karte nach dem Schlusspfiff von Schiri Horst Lang

Dass sich der Unparteiische, in der Szene bekannt dafür, nicht wie andere oft weg zu hören bei Verbalattacken vielfältiger Art, noch drei Tage danach mit der Brisanz des Matches befassen wollte, lag an der Darstellung der Abläufe von ASV-Trainer Christian Rieger. Der habe nämlich hernach verbreitet, Holler habe sich im Kabinengang so despektierlich gegenüber dem Schiri-Trio geäußert und erst dort Rot gesehen. Wäre das so gewesen, hätte Lang nämlich einen Regelverstoß begangen. In den letzten Tagen habe sich Lang deswegen kaum retten können vor Anrufern, die hatten wissen wollen, was er denn da „für einen Schmarrn gemacht“ habe. Hatte Horst Lang freilich nicht, im Kabinengang ist bekanntlich nur noch eine Meldung ans Sportgericht möglich. Sauer war der Schiri-Oldie, durchaus umstritten in manchen Spieler-Kreisen, dennoch, fühlte sich medial bloßgestellt, obwohl er regelkonform gehandelt hatte.

Minimalstrafe ein Spiel Sperre

ASV-Spielleiter Martin Ketterl bestätigte auf unsere Anfrage zwar, dass sich Sepp Holler noch auf dem Rasen so geäußert habe und auch dazu stehe (allerdings ohne „grotten“ vor dem „schlecht“), hielt aber mit Kritik nicht hinter dem Berg. Diese autoritäre Art der Spielleitung habe viele gereizt, viele hätten den Eindruck gewonnen, Lang sei es weniger um die Ahndung von Fouls gegangen als um die Bestrafung von Kommentaren zu seiner Spielleitung. Vor der Partie, so Ketterl, habe es schon einen Disput gegeben, als die Gastgeber ihre Trikots hätten wechseln sollen, weil das Schiri-Trio ebenfalls in Rot angetreten war. Dabei hätten sich die Gastgeber durch den Tonfall der Schiris abgewertet gefühlt.

Während die Vorgänge derzeit immer noch Gesprächsstoff sind in der lokalen Kicker-Szene, hat Manager Martin Ketterl den Sportgerichtsvorsitzenden Hermann Lankes davon in Kenntnis gesetzt, dass der ASV Cham künftig Schiri Horst Lang ablehnen werde. Der solle keine Spiele mit ASV-Beteiligung mehr pfeifen.

Josef Holler erklärte auf Anfrage, den mit der roten Karte bedachten Ausspruch eher sarkastisch denn beleidigend gemeint zu haben. Bei seiner am Ende doch angenommenen Entschuldigung in der Kabine, habe Lang gesagt: „Ich bin jetzt 56 Jahre alt und muss mich nicht von dir beleidigen lassen“. Das Kreissportgericht hat Holler die Minimalstrafe von einem Spiel Sperre avisiert. Viel Lärm um nichts?

Aufrufe: 023.8.2016, 19:24 Uhr
Markus GüntherAutor