2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

Trier und Salmrohr sind raus

Die Entscheidung der Spitze des Fußballverbands Rheinland, die Endspiele des Rheinlandpokals künftig immer in Koblenz auszurichten, stößt andernorts auf Kritik - fupa-Kommentar

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Diese Ankündigung besitzt Brisanz. Bei der jüngst in Bitburg vorgenommenen Auslosung der Viertelfinal- und Halbfinalpartien des Fußball-Rheinlandpokals teilte Verbandschef Walter Desch mit, dass – beginnend mit dem aktuellen Wettbewerb – künftig das Finale vorerst immer im Koblenzer Stadion Oberwerth ausgetragen wird. Überraschte Blicke allenthalben. Schluss ist mit der jährlich abwechselnden Vergabe, die sich auch danach richtete, welche Finalisten sich qualifiziert haben.

„Der Entschluss ist keine Entscheidung beispielsweise gegen Trier. Aber wir haben in Koblenz auch mit Blick auf die Fernsehübertragungen im Rahmen des Finaltags der Amateure beste Rahmenbedingungen. Das ist nicht überall der Fall. In Wissen 2016 zum Beispiel hatten wir viel Ärger“, begründet Desch auf fupa-Anfrage den Beschluss des Präsidiums. „Es ist einfacher, den Aufwand am Standort der Verbandszentrale gering zu halten. Im Vorfeld eines Endspiels sind viele Besprechungen, unter anderem in Sicherheitsfragen mit der Polizei, notwendig. Diese Absprachen sind schwierig, wenn man sie jedes Jahr mit anderen Partnern treffen muss“, ergänzt Desch, der hofft, dass sich das Stadion Oberwerth für das Rheinlandpokalfinale genauso etabliert wie das Olympiastadion in Berlin für das Finale im DFB-Pokal: „Mit Koblenz können wir Diskussionen rund um die Endspielvergaben aus der Welt schaffen.“

Ob das so ist? Die Diskussionen nach der Ankündigung jedenfalls nehmen erstmal an Fahrt auf. „Als Kreisvorsitzender bin ich von der Entscheidung nicht begeistert. Man hätte weiterhin verschiedene Kreise zum Zug kommen lassen sollen. Angesichts der aktuellen Debatte im DFB ist es wichtig, die Basis im Fußball gebührend zu berücksichtigen. Da darf sich bei uns im Verband nicht alles in Koblenz abspielen“, sagt Hans-Peter Dellwing, Vorsitzender des Fußballkreises Trier-Saarburg, der erst durch fupa von der Verbandsentscheidung Kenntnis nahm: „Ich bin überrascht. Wir wurden in den Kreisen weder eingebunden noch informiert.“ Dellwing will das Thema beim nächsten Treffen der insgesamt neun Kreisvorsitzenden Anfang November auf die Tagesordnung setzen. Das Argument eines geringeren organisatorischen Aufwands in Koblenz vor der Haustür des Verbandssitzes will er nicht gelten lassen: „Die Entfernungen sind bei uns nun auch nicht so groß, dass man ein Endspiel nicht auch in Trier oder im Kreis Rhein-Ahr austragen könnte.“

Dellwings ,Amtskollege’ im Moselkreis, Walter Kirsten, ist ein wenig im Zwiespalt. Einerseits habe er sich in der Vergangenheit gefreut, wenn das Salmtalstadion in Salmrohr für ein Pokalendspiel ausgewählt wurde: „Die Partien waren immer gut besucht.“ Andererseits trage er als Verbands-Präsidiumsmitglied die Entscheidung mit: „Man kann es nicht jedem recht machen.“

Torge Hollmann, Geschäftsführer von Eintracht Trier, hätte sich im Vorfeld mehr Kommunikation gewünscht: „Wir müssen die Entscheidung akzeptieren. Ausrichter des Pokals ist der Fußball-Verband.“

Christian Rauen, zweiter Vorsitzender des FSV Salmrohr, findet den Verbandsentschluss „unmöglich“. Er nennt ein Beispiel: „Was ist, wenn im Finale Trier und Salmrohr aufeinandertreffen? Dann müssen die Fans beider Clubs rund 100 Kilometer nach Koblenz fahren. Das führt am Ziel vorbei. Zudem ist die TuS Koblenz als Regionalligist derzeit der höchstspielende Verein im Verband. Wenn die TuS im Falle eines Finaleinzugs immer Heimrecht hat, trägt das nicht zur Fairness bei“, sagt Rauen, der sich noch eine kleine Spitze erlaubt: „Am Rande des letztjährigen Finals im Salmtalstadion hatte die Verbandsführung noch gesagt, vielleicht machen wir künftig immer das Endspiel bei euch in Salmrohr …“

Kommentar

Ein Beschluss mit Geschmäckle

Von Mirko Blahak

Auf den ersten Blick liegt der Stammtisch-Gedanke nahe: Künftig wird das Rheinlandpokalfinale immer in Koblenz ausgetragen, damit es für die hohen Herren aus der Verbandszentrale in der Stadt nur ein Katzensprung bis ins Stadion Oberwerth ist. Das steckt natürlich nicht dahinter. Und dennoch hat die Final-Entscheidung ein Geschmäckle. Weil die Argumente nicht stechen: Selbst wer das Lokalkolorit komplett ausblendet, wird nicht hinreichend die Frage beantworten können, warum beispielsweise das Moselstadion Trier weniger für ein Finale geeignet sein soll. Und auch im Salmtalstadion scheinen die Bedingungen nicht so schlecht zu sein, wurde es doch beim vergangenen Finaltag der Amateure von der ARD sogar als sogenanntes Ankerstadion auserkoren, aus dem heraus ein Teil der großen Livekonferenz der Landespokalendspiele moderiert worden war.

Aufrufe: 026.10.2017, 12:13 Uhr
Mirko BlahakAutor