2024-06-14T14:12:32.331Z

Analyse
Mendez ist nicht mehr Trainer in Amberg! F: Christian Eberhardt
Mendez ist nicht mehr Trainer in Amberg! F: Christian Eberhardt

Rekord-Trainer nach Auswärtssieg entlassen

Die exklusiven Hintergründe zum Mendez-Rauswurf in Amberg +++ "Ich muss mir vorwerfen, dass ich es nicht geschafft habe beim FC Amberg etwas zu ändern" +++ "Fehlende Chemie zwischen Trainer und Mannschaft"

So etwas hat Seltenheitswert: Die Verantwortlichen beim FC Amberg, die Oberpfälzer sind Vierter (!) in der Bayernliga Nord, haben am Sonntag ihren Trainer Alberto Mendez (38) unmittelbar nach dem 2:0-Auswärtssieg beim FSV Erlangen-Bruck beurlaubt. Unmittelbar nach den Abpfiff wurde Mendez im Funktionsgebäude des FSV in einen Nebenraum gebeten, wo ihm die Entscheidung überbracht wurde. Am späteren Abend gab der Verein eine Pressemitteilung heraus und begründete den Schritt mit der “fehlenden Chemie zwischen Trainer und Mannschaft”. Cheftrainer Mendez und sein Co-Trainer Steffen Ziegra (48) wurden freigestellt. Torwarttrainer Philipp Walker (34) darf indes im Amt bleiben.

Das war schon kurios: Der FC Amberg hatte in Erlangen-Bruck mit 2:0 gewonnen. Nach einer Flanke von der linken Seite sagte in der Mitte Oliver Gorgiev Danke und schob aus fünf Metern zum 1:0 ein (12.). “Amberg hat in der ersten Halbzeit ziemlich Dampf gemacht, hatte viele Chancen. Da waren wir mit dem 1:0 noch gut bedient”, sagte Thomas Groß, Pressesprecher des FSV. Nach dem Chancenverhältnis hätte es auch 5:1 oder mit Wohlwollen 5:2 für Amberg stehen können. im zweiten Durchgang wurde die Begegnung zu einem offenen Schlagabtausch: “Da hatten wir die Hoffnung, dass wir das Auslassen der Chancen der Amberger bestrafen können”, so Groß. Aber kurz vor dem Ende setzten die Gäste erneut durch Gorgiev bei einem Konter den Todesstoß mit dem 2:0 (89.).

Unmittelbar nach Spielschluss bat Bernd Scheibel, der zukünftige Sportliche Leiter des FC Amberg, das Trainertrio Alberto Mendez, seinen Co-Trainer Steffen Ziegra und Torwarttrainer Philipp Walker zu einem Gespräch. “Es hat sich dann ziemlich schnell herausgestellt, dass wir beurlaubt sind”, sagte Mendez. Nur der Torwarttrainer, der auch Torhüter anderer Teams trainiert und der ansonsten komplett aufgehört hätte, darf bleiben: “Sind wir beurlaubt?”, fragte Mendez, woraufhin ein deutliches “Ja” zur Antwort kam. “Über die Gründe will ich nicht reden, da will ich erst einmal abwarten”, so Mendez, denn in dieser Woche soll es noch ein abschließendes Gespräch mit der Klubführung geben. Mendez sagte nur so viel: “Ich bin sehr enttäuscht, damit hatte ich nicht gerechnet, das muss ich erst mal sacken lassen.” Der Vertrag von Mendez läuft am Saisonende aus. Der 38-Jährige hat einige Erfolge vorzuwiesen. So stellte er in der vorigen Saison in der Bezirksoberliga Oberpfalz an Punkten und Toren einen Rekord für die Ewigkeit auf. Auch die laufende Saison ist sportlich bisher fast optimal gelaufen. Mendez ließ noch eines wissen: “Ich muss mir vorwerfen, dass ich es nicht geschafft habe beim FC Amberg etwas zu ändern, wie es notwendig wäre, wenn der Verein in die Regionalliga aufsteigen will. Ich habe das immer wieder angesprochen, passiert ist aber leider nichts.”

Am späteren Sonntagabend gab der Verein dann eine Presseerklärung, unterzeichnet von Klubchef Werner Aichner, mit folgendem Wortlaut heraus: “Die Vorstandschaft des FC Amberg hat beschlossen Trainer Alberto Mendez ab sofort zu beurlauben. Auslöser für diese Entscheidung war die von der Vorstandschaft festgestellte fehlende Chemie in letzter Zeit zwischen Trainer und Mannschaft. Die Vorstandschaft erhofft sich durch diesen Schritt, insbesondere vor dem anstehenden Spitzenspiel gegen Forchheim, noch entscheidende Impulse für die restliche Saison, um das angestrebte Ziel Relegation und damit den möglichen Aufstieg in die Regionalliga Bayern noch zu erreichen.” Wer die Nachfolge antritt, das ist noch nicht bekannt.

Die Bilanz von Alberto Mendez, dem ehemaligen Profi von Arsenal London und Champions-League-Spieler, beim FC Amberg ist einzigartig. Im Sommer 2011 übernahm Mendez, der in Nürnberg zu Hause ist, den Oberpfälzer Traditionsverein. In der Bezirksoberliga Oberpfalz stellte Mendez mit seinem Team einen Rekord auf, der nach der Abschaffung dieser Spielklasse Bestand für die Ewigkeit hat. In 36 Spielen erreichte der FC Amberg mit Mendez in der Verantwortung 28 Siege, fünf Unentschieden bei nur drei Niederlagen und 115:19 Toren. Als Oberliga-Meister qualifizierte sich der FCA für die Relegation zur Bayernliga und schaltete zunächst den 1. FC Bad Kötzting (3:0 und 3:1) und dann Dergahspor Nürnberg (1:1 und 3:0) aus. Aktuell steht der FC Amberg auf Platz vier, hat 54 Punkte bei 57:28 Toren auf dem Konto. Die Gesamtbilanz von Mendez in Punktspielen in gut 15 Monaten lautet: 62 Spiele, 44 Siege, elf Unentschieden, sieben Niederlagen, 172:47 Tore und 143 Punkte. Diese beeindruckende Ära ist nun am Sonntagabend zu Ende gegangen.

FSV Erlangen-Bruck - FC Amberg 0:2 (0:1)
Schiedsrichter: Sebastian Linz (Pettstadt) - Zuschauer: 180
Tore: 0:1 Oliver Gorgiev (12.), 0:2 Oliver Gorgiev (89.)

Aufrufe: 016.4.2013, 08:05 Uhr
Dirk MeierAutor