2024-03-28T15:56:44.387Z

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Sportschule Kaiserau F: dpa (Archiv)
Sportschule Kaiserau F: dpa (Archiv)

Sex-Skandal um Gütersloher Fußball-Funktionär

Als Direktor der Sportschule Kaiserau soll er Mitarbeiterinnen begrapscht und mit Penis-Fotos belästigt haben. UPDATE!

Im Oktober 2016 trennten sich der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) und sein Direktor. Grund soll damals »ein persönlicher Schicksalsschlag« gewesen sein. Nun liegen »Spiegel Online« jedoch brisante Dokumente vor, die den Sachverhalt in ein neues Licht rücken. Der frühere Gütersloher Fußball-Funktionär soll in seiner Zeit als Direktor der Sportschule Kaiserau Mitarbeiterinnen begrapscht und mit Penis-Fotos belästigt haben.

Update 19:17 Uhr: FLVW-Präsident Gundolf Walaschewski lässt Ämter ruhen!

Im vergangenen Jahr informierte der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) über das Ausscheiden des Fußball-Funktionärs, der lange Zeit die Sportschule Kaiserau geleitet hatte. FuPa Ostwestfalen berichtete darüber. In der Pressemitteilung wurde ein persönlicher Schicksalsschlag als Begründung für die einvernehmliche Trennung beider Parteien genannt. Doch jetzt liegen »Spiegel Online« offenbar Informationen in Form von Dokumenten und Fotos vor, nach denen die Trennung einen höchst brisanten Hintergrund haben könnte.

So sollen sich mehrere Mitarbeiterinnen im Herbst 2016 beim Betriebsrat sowie bei Verbandschef Gundolf Walaschewski über sexuelle Belästigung beschwert haben. Belegt wurden die Vorwürfe der Frauen durch E-Mails, Chatprotokolle und Fotos, die der Direktor von seinem Geschlechtsteil aufgenommen und an sie verschickt haben soll. Zudem sei der Beschuldigte wegen Grapschereien im Oberschenkelbereich und am Hintern auffällig geworden. Ein Anwalt, der eine der Frauen vertrat, forderte in einem Schreiben, dass seine Mandantin „ihrer Arbeit unbelästigt“ nachgehen könne.

Auch der Anwalt des Beschuldigten meldete sich gegenüber »Spiegel Online«. Dort wird dieser zitiert: „Zu erneuten Verhaltensweisen der von Ihnen aufgezeigten Art wird es nicht wieder kommen.“ Und weiter ließ der Anwalt verlauten, dass dies keinesfalls als Eingeständnis sexueller Übergriffe zu verstehen sei. Er bestreitet alle Vorwürfe übergriffigen Verhaltens. Trotzdem wurde der Vertrag des Direktors beim FLVW aufgelöst. Laut Spiegel-Informationen kassierte dieser für die Auflösung sogar eine Abfindung von 120.000 Euro. Auch sei DFB-Chef Reinhard Grindel über die Umstände, die zur Trennung geführt haben sollen, unterrichtet worden. Dies sei am Rande des Länderspiels zwischen Deutschland und Tschechien in Hamburg. Diese Informationen bestätigte der DFB-Kommunikationsdirektor Ralf Köttker gegenüber dem »Spiegel«.

Trotz all dieser Umstände dauerte es nicht lang, bis der Ex-Direktor einen neuen Job fand. Und zwar ausgerechnet beim DFB! Auch das bestätigte DFB-Kommunikationsdirektor Köttker dem »Spiegel«. In seiner neuen Funktion sollte der ehemalige Gütersloher Kreisvorsitzende die Gelder prüfen, welche von der DFB-Zentrale aus an die Landesverbände fließen. Der DFB legt jedoch darauf, dass niemals ein Angestelltenverhältnis bestanden habe. Vielmehr habe der Betroffene in einem mittlerweile abgeschlossenen Projekt gearbeitet. Der DFB-Präsident wurde „nicht einbezogen" und hätte „der Beauftragung auch klar widersprochen“, heißt es gegenüber »Spiegel-Online«.

UPDATE 19:17 Uhr: Gundolf Walaschewski lässt mit sofortiger Wirkung alle Ämter ruhen. Der Präsident des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) wird der Ständigen Konferenz der Kreisvorsitzenden am 06. Mai die Vertrauensfrage stellen. „Der Ständigen Konferenz stehe ich gerne Rede und Antwort, und wenn unsere Kreisvorsitzenden dort zu dem Schluss kommen sollten, ich wäre nicht mehr tragbar, werde ich selbstverständlich die nötigen Konsequenzen ziehen.“

Kommissarisch übernimmt Manfred Schnieders, bisher Vizepräsident Fußball, den Verband. Schnieders: „Von diesem Tag an setzt der FLVW das starke Signal, dass wir keine Verletzung der Würde unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dulden. Dieses Signal richtet sich auch an alle, die potentielle Täter schützen. Wir suchen den Schulterschluss mit dem Betriebsrat. Unser Ziel ist es, Strukturen zu schaffen, um Diskriminierung jeder Art in der Geschäftsstelle und dem SportCentrum Kamen•Kaiserau effektiv zu verhindern. Dazu zählt beispielsweise eine neutrale Stelle, an die sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anonym wenden können.“

Marianne Finke-Holtz, Vizepräsidentin Breitensport und Verbandsentwicklung weiter: „Die Enthüllung macht uns betroffen. Unser Ziel war seit Bekanntwerden der Vorwürfe, die Würde unserer Mitarbeiterinnen zu schützen. Dass dies durch den Artikel gefährdet wird, bedauern wir sehr.“

Aufrufe: 09.4.2017, 19:17 Uhr
FuPaAutor