2024-05-10T08:19:16.237Z

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Der sportliche Erfolg ist das eine, die Zulassungsrichtlinien des Bayerischen Fußballverbands (BFV) sind das andere. Die Regionalliga ist für viele Vereine eine Frage des Geldes.  Foto: Markus Erdt
Der sportliche Erfolg ist das eine, die Zulassungsrichtlinien des Bayerischen Fußballverbands (BFV) sind das andere. Die Regionalliga ist für viele Vereine eine Frage des Geldes. Foto: Markus Erdt

Regionalliga reizt wenige Vereine

Der bayerische Verband vermarktet seine viertklassige Liga als Premiumprodukt +++ Nur wenige Klubs, die sportlich aufsteigen, wollen aber dort spielen

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Rainer Koch, 55, wird nimmermüde, sein Premiumprodukt anzupreisen. Alles andere wäre überraschend für den Präsidenten des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV). Schließlich hat er sich vehement dafür eingesetzt, dass sein Verband eine eigenständige vierte Liga erhält. Koch brachte in Bayern eine aufwendige Ligenreform in Gang; die Bezirksoberligen schaffte der BFV ab, installierte zusätzliche Landes- und Bayernligen. Über allem thront seit der Saison 2012/13 die Regionalliga Bayern.

Koch ist eine streitbare Person. Gerne wird ihm Untätigkeit im Sinne der Vereine vorgeworfen, als Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sei er nur ausführendes Organ, entferne sich so immer weiter von der Amateurbasis. Zuletzt stand er in Schwaben in der Kritik, als er sich nicht eindringlich genug gegen die Einführung des internationalen Hallenfußballs, allgemein bekannt als Futsal, gewehrt habe. Außerdem monieren die Klubs zunehmende, als unnötig empfundene Professionalisierung bis hinunter in die niedrigsten Spielklassen. Als Beispiel dient der elektronische Spielberichtsbogen, ausgefüllt kurz nach Schlusspfiff.

Immerhin: Die Regionalliga ist dabei, sich zu etablieren. Mit hohem Aufwand verfolgt der BFV dieses Ziel, vermarktet auf sämtlichen Kanälen seine vierte Liga. Alle zugehörigen Vereine müssten einen Beitrag leisten, um im Konzert der fünf Regionalligen in Deutschland eine gute Rolle zu spielen, so Koch.
Sportlich hinkt die bayerische Liga den Erwartungen hinterher, das Niveau liegt unter dem anderer Regionalligen. Das Zuschauerinteresse hält sich in Grenzen, abgesehen von Ausreißern, die Gastspiele der Bundesligareserve des FC Bayern München hervorrufen. Deshalb zieren sich etliche Vereine, wenn sie sportlich den Aufstieg schaffen.

Obwohl der BFV mit den Anforderungen weit unter denen anderer Regionalligen liegt, stellt er für kleinere Klubs wie den FC Pipinsried Hürden auf. Ein Stück weit ist das nachvollziehbar: Wer im Kreis der bayerischen Elite, im Halbprofitum, ein Zuhause finden will, sollte entsprechende Rahmenbedingungen erfüllen. BFV-Verantwortliche formulieren es so: Jeder Verein sollte wissen, in welche Liga er wirtschaftlich gehört.

Pipinsrieds Vorsitzender Konrad Höß, 73, hat sich überreden lassen, sich für eine Lizenz in der Regionalliga zu bewerben. Insgesamt gibt es sechs Bewerber aus den zwei Bayernligen. Bis Ende nächster Woche hat der FCP Zeit, Vorgaben des BFV umzusetzen. Die Sportanlage im beschaulichen Ortsteil Altomünsters tauglich zu machen, erscheint als kleineres Problem, weitaus mehr schrecken Höß die finanziellen Bürden.

Dass Pipinsried Nachwuchsarbeit praktisch nicht betreibt und keine Reservemannschaft besitzt, lässt sich der Verband bezahlen. Hinzu kommen Abgaben für den Spielbetrieb. Höß rechnet dabei mit rund 10.000 Euro. „Für die Regionalliga will ich mich aber nicht überschulden“, sagt er.

Am Sonntag empfängt der FC Pipinsried den BC Aichach (Anstoß 17 Uhr). Dieser könnte sein Meisterstück abliefern. Aufsteigen wird er hingegen nicht. Nachdem der Vorsitzende und langjährige Mäzen Volker Weingartner, 43, sein finanzielles Engagement eingestellt hat, haben sich die Träume von der Viertklassigkeit in Luft aufgelöst. Ein angedachter Umbau des Landkreisstadions, in dem der BCA Regionalliga-Heimspiele austragen wollte, ist längst nichtig.

Bitter für Weingartner: Nun, da er sein sportliches Ziel erreicht hat, zerstreut sich seine Mannschaft am Saisonende. Unter der Woche hat mit Michael Hutterer ein weiterer Spieler bei einem anderen Klub unterschrieben. Hutterer, 24, wechselt zum TSV Rain. Dieser Klub will nach dem Regionalligaabstieg schnellstmöglich wieder in Bayerns Eliteliga, kann sie sich mit dem potenten Sponsor Dehner im Hintergrund auch leisten.

Aichachs Trainer Marco Küntzel, 38, wirkt im Nachhinein sogar froh, dass sein BCA in der Vergangenheit zweimal in der Relegation den Regionalliga-Aufstieg verpasste. Küntzel denkt dabei an den Ausstieg Weingartners. „Es hätte mir gegruselt, wenn wir jetzt in der Regionalliga gespielt hätten.“

Weitaus euphorischer beurteilt dieser Tage Pipinsrieds Spielertrainer Tobias Strobl, 26, die Regionalliga. Höß’ Entschluss, sich zu bewerben, scheint sein Team zu beflügeln. „Das war für uns wichtig. Die Mannschaft hat danach drei außergewöhnliche Leistungen gezeigt“, äußert Strobl, der zugibt, sich mit den Rahmenbedingungen der Regionalliga nicht auseinanderzusetzen. Das, meint er, sei ausschließlich Sache von Höß.

Aufrufe: 026.4.2014, 21:25 Uhr
Aichacher Nachrichten / Johannes GrafAutor