2024-04-16T09:15:35.043Z

Querpass

>>Regionalliga ist für uns ein No-Go!

Ausschnitt aus der ersten Querpass Ausgabe: Das Interview des Monats mit Markus Clemens

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Eine feste Rubrik des neuen regionalen Fußballmagazins Querpass stellt das Interview des Monats dar. Auf FuPa gibts bereits heute einige Ausschnitte aus dem Gespräch mit dem sportlichen Leiter des SV Schalding Heining. Die neue Querpass erscheint am Mittwoch, den 2. Dezember und kann bereits jetzt auf www.querpass.net bestellt werden. Sichern sie sich die Premierenausgabe für nur 2,90 Euro jetzt!

Sind Sie überrascht, dass ihr nach dem Aufstieg gleich wieder vorne mitspielt?

Markus Clemens (35):Zu sagen, wir würden vorne mitspielen wäre vermessen, weil’s ja eine Momentaufnahme ist. Ich würde sagen, dass wir uns in der Tabelle stabilisiert haben, mehr nicht. Es sind jetzt 15 Spiele gespielt und wir haben 25 Punkte. Das ist zwar eine Riesenausbeute, aber vorne mitspielen ist schon etwas anderes. Wir wollen unsere 45 Punkte sammeln, dann sind wir zufrieden.


Euer Ziel war ja zu Saisonbeginn der Nichtabstieg.Muss man dieses Ziel aufgrund der Erfolge der Mannschaft jetzt nach oben korrigieren?

Unser Saisonziel war und ist der Nichtabstieg und das revidieren wir auch nicht.

Eine Spitzenposition trauen Sie Ihrer Mannschaft nicht zu?

Momentan ist meiner Mannschaft alles zuzutrauen. Ich denke aber nicht, dass wir auf Sicht einer Saison ganz vorne mitspielen können. Andere Vereine haben ganz einfach andere Möglichkeiten als wir. Nur ein Beispiel: Die Trainingsbedingungen sind bei uns gerade im Herbst und Winter sehr schwierig. Momentan weichen wir unter der Woche nach Freinberg (OÖ) aus, weil wir dort einen Rasenplatz zur Verfügung gestellt bekommen. Auch in dieser Hinsicht haben uns alle anderen Vereine in der Liga einen deutlichen Vorteil voraus.

Was sind die Gründe für den Erfolg? Gibt es ein spezielles Erfolgsrezept?

Unser Ziel ist es beständig zu arbeiten. Wir wissen, wo wir hingehören und wo wir herkommen. Ich hoffe, dass wir unsere Bodenständigkeit nicht verlieren und nicht verloren haben. Mit dieser Konstanz wollen wir auch in Zukunft weiter arbeiten.

Was macht Schalding besser als Konkurrent Kötzting?

Was oder ob Schalding etwas besser macht als Kötzting, kann ich schwer beurteilen. Da habe ich zu wenig Einblick in deren Philosophie. Ein Urteil steht mir also gar nicht zu. Für Schalding gesprochen: Unsere Philosophie ist es, mit jungen Spielern aus der Region langfristig zu arbeiten. Leute, die sich auch mit dem Verein identifizieren und gern für den SV Schalding-Heining Fußball spielen.

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Werden Gedanken an die Regionalliga verschwendet?

Kein einziger. Die Regionalliga ist für uns derzeit ein „No-Go“! Das funktioniert nicht. Regionalliga-Fußball ist Profi-Fußball. Wir befinden uns momentan auf der Schwelle zum Profi-Fußball. Aber diese Schwelle zu überschreiten ist ein Riesenakt.

Ist die Regionalliga dann auch in Zukunft auszuschließen für den SVS?

Um ein Beispiel zu nennen: Der Bayernliga-Spitzenreiter FC Memmingen hat vor zwei Jahren ein neues Stadion eingeweiht. Kostenpunkt: 4 Mio €. Dieses Stadion ist aber nach den DFB-Statuten nicht regionalliga-tauglich. Der FC Memmingen hat nach meinen Informationen einen Etat von etwa 430 000 € in der Bayernliga. Das ist ungefähr das vierfache vom SV Schalding. Der FC Memmingen kann mit diesem Etat aber nicht in der Regionalliga Fußball spielen. Der Regionalliga-Etat beträgt nämlich im Schnitt 1,8 Mio. €. Da sieht man mal die Größenordnungen, worüber wir hier überhaupt reden.

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Die Bayernliga hat ja auch ihren Reiz.

Die Bayernliga ist wirklich eine super schöne Klasse. Es macht richtig Spaß nach Bayreuth, Memmingen, Hof oder Ingolstadt zu fahren. Das sind Fußballspiele, die sich jeder Amateur erträumt. Die Regionalliga sehe ich hingegen als komplett unattraktiv an. Und ich bin davon überzeugt, dass die Regionalliga, wie sie sich momentan darstellt, keine Zukunft hat. In meinen Augen war es ein grober Fehler vom DFB, den Fußball so zu reformieren. Da wurden Fehlentscheidungen zulasten der Amateurvereine und zu Gunsten der Profivereine getroffen. In der Bayernliga, die dem Bayerischen Fußballverband untergeordnet ist, sieht das ganz anders aus. Speziell Herr Dr. Koch (BFV-Präsident) ist hier sehr bemüht, die Präsenz der Amateurteams weiter zu stärken.

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Hat schon ein höherklassiger Verein nach einem Spieler von euch angefragt?

Bis jetzt nicht. Das liegt aber auch daran, dass wir uns auf einem relativ hohen Niveau bewegen. Das ist ja auch ein strukturelles Problem des Fußballgeschäfts. Wenn du als Spieler nicht von Anfang an das vorgegebene System durchläufst, hast du eigentlich keine Chance mehr. Früher ist ein Klaus Augenthaler oder ein Fred Arbinger von Vilshofen zum FC Bayern gewechselt. Das wäre heute unvorstellbar. Das ist vielleicht mit ein Grund, wieso der Fußball in gewisser Hinsicht seinen Reiz in den unteren Ligen verloren hat. Das System hat sicher sein Für und Wider, aber meiner Meinung nach können aus unserem Bereich erst wieder Spitzen-Fußballer herauskommen, wenn man den Amateurfußball stärkt. Wenn man ihm den Stellenwert zumisst, den er verdient hat.

Sie meinen, dass erst dann wieder ein Wechsel eines unterklassigen Spielers in die Bundesliga möglich wäre?

Ja. Ich bin 100%ig davon überzeugt, ohne überheblich klingen zu wollen, dass in unserer Mannschaft drei bis vier Jungs spielen, die auch im Profi-Fußball spielen könnten. Deren Problem war es, nicht zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle gewesen zu sein. Diese Entwicklung finde ich sehr schade. Ein Josef Eibl zum Beispiel könnte mit seinen Qualitäten überall spielen. Aber er wurde vom System nicht erfasst.

Das Interview führten Sebastian Ziegert und Michael Wagner.

Aufrufe: 024.11.2009, 12:11 Uhr
Michael WagnerAutor
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