2024-03-27T14:08:28.225Z

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Weiterhin dürfen Amateurfußballer in Bayern sich nicht mit Kollegen messen.
Weiterhin dürfen Amateurfußballer in Bayern sich nicht mit Kollegen messen. – Foto: Nückel/Steinmann

Warum muss der Fußball leiden?

Auch beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV) herrscht große Unverständnis über das weiter bestehende Testspielverbot

Sommer, Sonne, Sonnenschein. Wer sich am Wochenende Bilder aus deutschen Innenstädten zu Gemüte führt, könnte meinen, Corona wäre nur ein schlechter Traum gewesen. In der bayerischen Landeshauptstadt wird an den bekannten Freiluft-Partyhotspots Englischer Garten, Flaucher oder Gärtnerplatz dicht an dicht gegrillt, gefeiert und getrunken was das Zeug hält. Spätestens nach dem zweiten Bier lautet die Devise: Abstandsregel, war da was?

Umso unverständlicher ist es für die meisten Amateurfußball-Teams, dass es nicht möglich sein soll, Freundschaftsspiele bestreiten zu können. Was in Österreich, Tschechien, Thüringen, Hessen und Baden-Württemberg erlaubt ist, ist in Bayern verboten. Das muss mal jemand erklären. Der Unmut wächst im Freistaat, zumal es die Bayerische Staatsregierung in der Erklärung am gestrigen Dienstag nicht für nötig hielt, tiefer in die Thematik einzusteigen. Mit keiner Silbe ist darauf eingegangen worden, warum zwar unter Wettkampfbedingungen trainiert werden darf, aber nicht gegen eine andere Mannschaft gespielt werden kann? Sebastian Dirschl, Mitarbeiter der Presseabteilung beim BFV, macht aus seiner Unverständnis kein Geheimnis: "Wir stehen im ständigen Austausch mit dem Innenministerium, deshalb haben wir auch letzte Woche kommuniziert, dass es bezüglich der Testspiel-Thematik positive Signale gebe. Warum und weshalb es nun gestern auf der Pressekonferenz doch nicht zur nächsten Lockerung gekommen ist, darüber können auch wir nur rätseln. Es gibt keine Begründung seitens der Politik."


Hat die Bayerische Staatsregierung etwa Bedenken hinsichtlich der Hygienevorschriften und deshalb einen Rückzieher gemacht? "Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen", meint Dirschl und klärt auf: "Es wurde vom DFB ein Hygienekonzept für alle Landesverbände ausgearbeitet. In anderen Bundesländern funktioniert das ja auch." Auch beim BFV kann nur spekuliert werden: "Ja, die Infektionszahlen gehen wieder nach oben. Und vielleicht haben auch lokale Ausbrüche, wie wir es derzeit gerade im niederbayerischen Mamming erleben, dazu geführt, dass die Staatsregierung so vorsichtig ist." Auch die beginnenden Sommerferien, der damit erhöhte Reiseverkehr in Bayern und die diffuse Angst vor Rückkehrern aus Risikogebieten dürften eine Rolle gespielt haben.

"Allerdings werden gerade in München überall in der Stadt Oktoberfest-Fahrgeschäfte aufgestellt. An den bekannten Hotspots feiern Hunderte dichtgedrängt. Da ist es für mich schwer nachvollziehbar, warum der Fußball leiden muss. Es geht dabei ja nicht nur um die Seniorenteams. Gerade jetzt in den Ferien leiden vor allem die Kinder darunter. Wir sehen schon die große Gefahr, dass wir diese Kinder verlieren", gibt Dirschl zu bedenken.


Die Bayerische Staatsregierung wurde in ihrem Statement nicht müde zu betonen, dass wegen der Reisezeit erhöhte Vorsicht geboten sei. Heißt das im Umkehrschluss, dass sich deshalb eventuell bis Anfang September nichts an den bestehenden Regelungen ändert? "Für dieses Szenario wappnen wir uns", bestätigt Dirschl, der aber auch versichert: "Es kann durchaus sein, dass sich kurzfristig etwas ändert. Fakt ist auch, wenn der Re-Start Anfang September erfolgen soll, müssen ab nächster Woche Testspiele erlaubt sein. Eine vierwöchige Vorbereitungsphase hatten wir den Vereinen ja zugesichert." Laut Dirschl mache sich nun die Entscheidung, die Saison fortzusetzen, bezahlt: "Wir sind zeitlich flexibel, anders als andere Verbände, die zum Teil eine Mammutsaison durchbringen müssen und unter Druck stehen."

Am Donnerstag tagt der BFV, wie es weitergehen soll. Spätestens am Freitagvormittag soll es dann für die Vereine ein Update geben.

Aufrufe: 029.7.2020, 10:19 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor