Endlich kommt in den Sport etwas, das ihn immer ausgezeichnet hat und ihm gerade so sehr fehlt: Bewegung. Wenn auch vorerst nur auf bürokratischem Weg. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat jetzt mit einem Schreiben die Verbände und Vereine aufgefordert für ihre Sportarten Vorschläge zu machen, unter denen eine – zunächst sehr beschränkte – Wiederaufnahme des organisierten Sporttreibens möglich sein könnte. „Das ist ein erstes Signal, dass etwas vorwärts geht“, sagt Karl-Wilhelm Schulze, der Vorstandsvorsitzende des Stadtsportbundes Bielefeld. Bisher sei der Sport ja nur von Verboten gebremst worden.
Der DOSB verfasste einen Brief, in dem er „den politischen Entscheidungsträgern in Bund und Ländern ein Angebot zur Wiederaufnahme des organisierten und vereinsbasierten Sporttreibens in Deutschland“ gemacht hat. Weiter heißt es: „In unserem Positionspapier haben wir verdeutlicht, dass wir in der Lage sind, mithilfe eines angepassten Spiel- und Sport-, Trainings- und ggf. Wettkampfbetriebs das Infektionsrisiko zu minimieren und unter dieser Maßgabe die zahlreichen Vorteile des Sporttreibens für die Gesellschaft zu ermöglichen.“
Schulze: „Da ist jetzt erstmalig ein Weg aufgezeigt worden, wie es weitergehen könnte. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Es ist ein Anfang und zeigt den Vereinen und Mitgliedern, dass es Hoffnung gibt.“ In dem Schreiben erklärt der DOSB: „Nach positiven Signalen auf unser Angebot wollen wir dieses nun konkretisieren und erbitten dazu die kurzfristige Mithilfe der Spitzenverbände. Das Angebot an die Politik beinhaltet ein mehrstufiges Verfahren. In einem ersten Schritt haben wir mit Medizinern die Leitplanken des DOSB deutlich stärker konkretisiert.“
Ziel ist die schrittweise Wiederaufnahme des Betriebes
Weiter heißt es: „Wir bitten Sie daher, gemeinsam mit Ihren Verbandsärzten und Expert*innen spezifische Übergangsregeln für Ihre Sportarten und Disziplinen auszuarbeiten, die konkrete Empfehlungen für den Spiel- und Sport-, Trainings- und Wettkampfbetrieb beinhalten und die die DOSB-Leitplanken berücksichtigen. Schulze ist klar, dass die schrittweise Wiederaufnahme für das vielfältige Sportangebot natürlich unterschiedlich verläuft. „Gegen das Tennisspielen etwa spricht im Moment weniger als das Betreiben von Mannschaftssportarten, bei denen ein Körperkontakt in der Natur der Sache liegt.“
Darum würde es perspektivisch zufriedene und weniger zufriedene Sportler geben. Der Deutsche Tischtennis-Bund etwa habe bereits einen detaillierten Plan ausgearbeitet. Ein wichtiger Bestandteil der Öffnung des Sports sei natürlich die Öffnung der Sportstätten. „Aber wenn die Schulen ihren ,Betrieb’ langsam wieder hochfahren, der Sportunterricht aber davon ausgenommen ist, liegt es natürlich nahe, die Sporthallen einfach weiter abzusperren. Das kann nicht in unserem Sinne sein.“
Die zehn Leitplanken des DOSB
Distanzregeln einhalten
Ein Abstand von mindestens 1,5 Metern zwischen den anwesenden Personen trägt dazu bei, die Übertragungswahrscheinlichkeit von Viren deutlich zu reduzieren. Auf Grund der Bewegung beim Sport ist der Abstand großzügig zu bemessen.
Körperkontakte auf das Minimum reduzieren
Auf Händeschütteln, Abklatschen, in den Arm nehmen und Jubeln oder Trauern in der Gruppe wird komplett verzichtet. Die Austragung von Zweikämpfen, z. B. in Spielsportarten, sollte unterbleiben oder auf ein Minimum reduziert werden. In Zweikampfsportarten kann ggf. nur Individualtraining stattfinden.
Freiluftaktivitäten präferieren
Sport und Bewegung an der frischen Luft erleichtern das Einhalten von Distanzregeln und reduzieren das Infektionsrisiko durch den permanenten Luftaustausch. Spiel- und Trainingsformen sollten, wenn möglich, auch von traditionellen Hallensportarten im Freien durchgeführt werden.
Hygieneregeln einhalten
Häufigeres Händewaschen, die regelmäßige Desinfektion von stark genutzten Bereichen und Flächen sowie der Einsatz von Handschuhen kann das Infektionsrisiko reduzieren. In einigen Sportarten kann ggf. sogar der Einsatz von Mund-Nasen-Schutzmasken erwogen werden.
Umkleiden und Duschen zu Hause
Die Nutzung von Umkleiden und Duschen in Sporthallen und Sportvereinen wird ausgesetzt.
Fahrgemeinschaften vorübergehend aussetzen
In der Übergangsphase sollte auf die Bildung von Fahrgemeinschaften zum Training und zu Wettkämpfen verzichtet werden. Ebenso ungeeignet ist der Einsatz von Minivans.
Veranstaltungen wie Mitgliederversammlungen und Feste unterlassen
Um die Distanzregeln einzuhalten, sollten derzeit keine sozialen Veranstaltungen des Vereins stattfinden. Die Bundesregierung hat es Vereinen kurzfristig gestattet, ihre Mitgliederversammlungen im Bedarfsfall auch digital durchzuführen.
Trainingsgruppen verkleinern
Durch die Bildung von kleineren Gruppen beim Training, die im Optimalfall dann auch stets in der gleichen Zusammensetzung zusammenkommen, wird das Einhalten der Distanzregeln erleichtert und im Falle einer Ansteckungsgefahr ist nur eine kleinere Gruppe betroffen bzw. mit Quarantäne-Maßnahmen zu belegen.
Angehörige von Risikogruppen besonders schützen
Für Angehörige von Risikogruppen ist die Teilnahme am Sport ebenfalls von hoher Bedeutung. Umso wichtiger ist es, das Risiko für diesen Personenkreis bestmöglich zu minimieren. In diesen Fällen ist nur geschütztes Individualtraining möglich.
Risiken in allen Bereichen minimieren
Dieser Punkt ist insbesondere ein Appell an den gesunden Menschenverstand. Wenn man bei einer Maßnahme ein ungutes Gefühl hat, sich über die möglichen Risiken nicht im Klaren ist, sollte darauf verzichtet werden und alternativ eine risikofreie Aktivität gesucht werden.