2024-06-19T10:33:50.932Z

Allgemeines
VR Bank Bodensee-Oberschwaben

Regionale Unwägbarkeiten

Das Land Baden-Württemberg verknüpft die Lockerungen mit der Zahl der Corona-Neuinfektionen in einem Land- oder Stadtkreis - mit Auswirkungen auch auf den Amateur- und Freizeitsport. Im Freien dürfen Kinder bei einer Inzidenz unter 100 wieder in einer größeren Gruppe bis 20 Personen trainieren, wenn auch kontaktarm unter Infektionsschutz-Vorgaben. Für Jugendliche ab 15 Jahren und Erwachsenen muss die Inzidenz regional schon stabil unter 50 liegen, um in einer Gruppe bis zehn Personen im Freien und kontaktarm zu trainieren; über 50 und bis 100 verringert sich die Zahl der Teilnehmer am gemeinsamen Training schon wieder auf maximal fünf Personen aus nicht mehr als zwei Haushalten. Liegt die Inzidenz an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen in einem Kreis bei über 100, greift die Notbremse - Außensportanlagen werden für den Amateur- und Freizeitsport wieder geschlossen. Wie vor den Lockerungen ist Individualsport dann nur noch mit Angehörigen des eigenen Hausstandes sowie einer weiteren, nicht zum Haushalt gehörenden Person, möglich.

Vor diesem Hintergrund lässt sich Training in den nächsten Wochen kaum verlässlich planen - und schon gar nicht die Fortsetzung einer Meisterschaftsrunde. In den meisten Hallensportarten haben die jeweils zuständigen Verbände die Spielzeit 2020/21 bereits abgebrochen und vorzeitig beendet - nicht so verständlicherweise im Fußball, deren Saison ja im Freien und bis in den Juni hinein andauert. Die Saison im württembergischen Amateurfußball ist seit Ende Oktober ausgesetzt und soll in stark abgespeckter Form (Beendigung der Vorrunde) noch zu Ende gebracht werden. Dies dürfte ohne eine baldige Entspannung der Pandemie-Lage jedoch schwierig werden - zuletzt aber sind in großen Teilen des Landes die Infektionszahlen wieder gestiegen.

Der Württembergische Fußballverband (WFV) legte sich schon vor einigen Wochen auf den 9. Mai als spätesten Termin für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs fest. Die Mannschaften benötigen aber einen gewissen Vorlauf, eine Vorbereitung von mindestens drei Wochen, besser noch mehr, weil seit Oktober kein richtiges Training mehr möglich ist und das individuelle sich Fithalten kein fußballspezifisches Mannschaftstraining, nicht einmal ein Kleingruppentraining, ersetzt. Das heißt: Ab Mitte April, besser noch ab Ostern (Anfang April) müssten die Teams zurück auf den Trainingsplatz. Und dann ohne nennenswerte Einschränkungen, was das Fußballspiel angeht, trainieren dürfen. Dies ist für den Outdoor-Sport nach einem Anfang März vorgestellten Stufenplan des Landes ab 5. April auch vorgesehen - sofern die Inzidenz unter 100 liegt. Doch davon sind viele Kreise in Baden-Württemberg derzeit, drei Wochen vor diesem Datum, ein Stück weit entfernt. Im Alb-Donau-Kreis etwa tritt nach mehreren Tagen mit einer Inzidenz über 100 schon wieder die Notbremse in Kraft. Anderen Landkreisen geht es ebenso, auch dort deutet momentan wenig auf eine baldige Rückkehr zur Normalität hin.

Weil die Möglichkeiten für den Amateursport regional an die Höhe der Inzidenz gekoppelt wurde, dürfen Mannschaften (derzeit noch Jugend, bald auch Erwachsene) in einem Land- und Stadtkreis in Gruppen trainieren, in einem anderen nicht. Doch drohen Ungleichgewichte und ungleiche Voraussetzungen nicht nur in einer überregionalen Spielklasse wie der Verbandsliga - die 20 Mannschaften, darunter der SSV Ehingen-Süd, kommen aus 14 württembergischen Landkreisen sowie einem bayerischen Kreis (Türkspor Neu-Ulm) - sondern teilweise auch schon auf Bezirksebene.

Ein Beispiel dafür ist der Bezirk Donau, in dem Vereine aus vier Landkreisen spielen (Alb-Donau-Kreis, Landkreis Biberach, Landkreis Sigmaringen, Landkreis Ravensburg). In der Bezirksliga, der höchsten Spielklasse des Bezirks, spielen bei den Männer Mannschaften aus allen vier Kreisen. Die am Montag gemeldeten Sieben-Tage-Inzidenzen für die vier Kreise unterscheiden sich insoweit, dass die Kreise Ravensburg (61) und Biberach (65) bei den Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner deutlich unter dem Alb-Donau-Kreis (114) und der Kreis Sigmaringen (110) liegen, die beide vor Tagen die Hunderter-Marke überschritten haben. Damit ist beispielsweise in Uttenweiler und Blönried aktuell und in den nächsten Tagen mehr erlaubt als in Ehingen oder Bad Saulgau. Im Kreis Ravensburg und Biberach dürfen schon jetzt zumindest Nachwuchsmannschaften gemeinsam trainieren, wenn auch kontaktarm. Im Alb-Donau-Kreis und im Kreis Sigmaringen dagegen ist bei dauerhaft hohen Zahlen kein Teamtraining möglich.

Und angesichts solcher Zahlen und ungleicher Vorzeichen ist an einen Spielbetrieb im Fußball noch nicht zu denken.

Aufrufe: 016.3.2021, 06:21 Uhr
Andreas WagnerAutor