Am Freitag richten die Schiedsrichter des Bezirks Freiburg in Wyhl (19 Uhr, Festhalle) ihre jährliche Hauptversammlung aus. Die üblichen Berichte stehen an, Ehrungen werden eingestreut, Beförderungen verkündet und die Stimmung unter den Referees ausgelotet. Doch bei der Stimmung hakt es: Immer mehr Unparteiische fühlen sich auf den Plätzen wie Freiwild.
„Mit der Tätlichkeit gegen einen Schiedsrichter wurde nun endgültig eine Grenze überschritten“, erklärt Matthias Fesenmeier. Seit über 20 Jahren ist er als Unparteiischer in den Amateurligen unterwegs, unter anderem auch in der Verbandsliga. Ein alter Hase, kann man sagen. Ein Erfahrener, der schon viele heikle Situationen erlebt hat. Er bezieht sich auf einen Vorfall am letzten Bezirksligaspieltag in Ballrechten-Dottingen (die BZ berichtete). Daher schlägt Fesenmeier Alarm. Denn es rumort unter den Referees.
Wegen rassistischer Beleidigungen Spiel unterbrochen
Im April unterbrach ein Schiedsrichter eine Bezirksligapartie, nachdem er Mitte der zweiten Hälfte von Zuschauern rassistisch beleidigt worden war. Ließ durch den Stadionsprecher informieren, dass er bei einer Wiederholung die Begegnung gemäß des Regelwerks abbrechen würde. So weit so gut. Doch nach Wiederanpfiff erntete er für seine Entscheidung keineswegs Verständnis vom Publikum. Vielmehr wurden die letzten Minuten für den Unparteiischen zum Spießrutenlauf, Schmähungen ergossen sich über ihn – und am Ende zeigten die beteiligten Vereine nur Unverständnis für seine Entscheidung. Dies sind nur zwei Fälle, die Liste ließe sich problemlos verlängern.
Schiedsrichter opfern jede Menge Freizeit
Verbale Beleidigungen gehören mittlerweile zum schlechten Ton auf dem Platz. Kasper, Witzfigur oder Blinder sind noch die harmlosesten Bezeichnungen, die sich ein Schiedsrichter jedes Wochenende anhören muss. Die erfahrenen Unparteiischen, mit vielen Jahren und Spielen auf dem Buckel, haben sich mittlerweile ein dickes Fell zugelegt, versuchen die Beleidigungen der Zuschauer zu ignorieren.
Die Schiedsrichterei ist für alle in den unteren Ligen ein Hobby. Es gibt lediglich eine Aufwandsentschädigung, Fahrtkosten werden erstattet. Dafür opfern sie jede Menge Freizeit. Sie stehen allein auf dem Platz, haben von Beginn an 22 Akteure und das Publikum gegen sich. Sie sind fehlbar, treffen auch mal falsche Entscheidungen und sind sich dessen bewusst.
Schiedsrichterin wurde als Hure beschimpft
„Ärgerliche Äußerungen über unsere Entscheidungen kann ich ja verstehen, da sind Emotionen im Spiel, aber wenn dir dann ein Spießrutenlauf durchs Publikum zur Kabine ansteht, dann ist dies nicht mehr akzeptabel“, sagt Fesenmeier. So erging es ihm diese Saison schon ein paar Mal, er macht sich daher Sorgen. Immer mehr Kollegen denken darüber nach, ihr Hobby an den Nagel zu hängen. „Gefühlt sind von 50 Neulingen nach zwei Jahren noch zehn dabei. Die fragen entgeistert nach ihren ersten negativen Erfahrungen: ’Könnt ihr nichts dagegen machen?’“, so Fesenmeier. Doch es sind nicht nur die Neuen, auch genug Altgediente an der Pfeife verlieren mittlerweile die Lust. Der Verband, aber vor allem auch die Vereine sind nun gefragt. Die Grenze des Erträglichen ist längst erreicht.