2024-04-23T13:35:06.289Z

FuPa Portrait
Karsten Wettberg und Florian Schinn  Foto: Neumaier
Karsten Wettberg und Florian Schinn Foto: Neumaier

Que sera - "König von Giesing"?

Trainerlegende Karsten Wettberg will zum Abschluss der Saison seine Karriere beenden +++ FuPa/MZ sprach mit dem 73-Jährigen

Er hatte schon viele Namen: Coach, Trainer, Herr Kreisrat, Herr Postoberamtsrat, ,,König von Giesing" - oder einfach Herr Wettberg. Vor ziemlich genau einem Monat hat der erfolgreichste Amateurtrainer Deutschlands (laut Sportbild), Karsten Wettberg, das Ende seines Trainingspostens beim ATSV-Kelheim angekündigt. Und: Die Kreisstadt wird zugleich wohl die letzte Station in seiner rund 40-jährigen Trainer-Karriere sein. ,,Man muss halt auch mal sehen: Ich bin jetzt 73", lacht Wettberg im Gespräch. Aber ans kürzer treten denkt er nicht.

Als vor einem Monat die Nachricht die Runde machte, dass Karsten Wettberg zum Saisonende den ATSV-Kelheim verlässt, flatterten bei ihm zu Hause in Elsendorf die Angebote ein. ,,Freilich waren da auch Trainer-Posten dabei. Aber das war alles nicht interessant", sagt Wettberg. Teilweise zu weit weg. Teilweise mit zu viel Einsatz verbunden. ,,Da waren Anfragen dabei, wo man nicht planen kann und bei denen die Spieler von Haus aus nicht so motiviert sind." Das möchte sich Wettberg nicht mehr antun.

Engagement verlagert sich

,,Mir geht es auch darum, meine ehrenamtlichen Tätigkeiten weiter betreiben zu können. Sei es im Kreistag, in den Ausschüssen oder beim Förderverein für Leichtathletik beim TSV Mainburg." Karsten Wettberg ist außerdem der erste und bisher einzige Ehrenspielführer des FC Sternstunden, des Benefiz-Fußball-Teams des Bayerischen Rundfunks, für den er bereits über 100 Spiele bestritten hat. Zuletzt gab's in Kelheim ein vielbeachtetes Match gegen ein Blinden-Bundesliga-Team als Benefizspiel beim ATSV-Kelheim-Hallenturnier im Januar.

Mehr als 15 Stationen hat Wettberg als Trainer hinter sich. Schon nach seiner Zeit in Seligenporten hätte er für diverse Bundesliga-Teams scouten können. Und er hat das auch für den TSV 1860 München getan. Aber aktuell liegen auf seinem Schreibtisch zwei Offerten von Spielervermittlungsgesellschaften, die er für die Zeit nach der laufenden Saison in Erwägung zieht. Die eine Firma engagiert sich vor allem in Bayern und auch außerhalb seiner Grenzen. Die andere Firma ist auch im Ausland aktiv. ,,Die Entscheidung ist noch nicht gefallen. Ich trete eigentlich nicht kürzer. Mein Engagement verlagert sich nur." Wettberg verlässt zwar die Trainerbank - aber nicht den Fußballplatz.


Karsten Wettberg denkt zum Ende der Saison nicht ans kürzer treten. Allerdings wird sich sein Engagement verlagern. Foto: Archiv

Noch ist die Saison nicht vorbei. Nach der Pause will Wettberg mit dem ATSV noch einmal richtig Gas geben und vorne in der Tabelle mitmischen. ,,Natürlich wäre der Aufstieg in die Landesliga ein Traum." Aber auch so hoffe er, mit dem sportlichen Erfolg ein paar Leute im Verein aufzurütteln, ihr Engagement für das Team zu überdenken. Aber leicht wird es nicht. Die Kicker Daniel Theunert und Christian Gottschalk laborieren zum Beispiel an Bänderrissen herum und fallen längere Zeit aus. ,,Gerade Gottschalk tut uns weh. Er ist ein wichtiger Spieler und Kapitän der Mannschaft."

Wettbergs Erbe

Was seinen Nachfolger angeht, weiß Wettberg seine Jungs in guten Händen. ,,Mit Bernd Schinn kommt ein sehr, sehr guter Mann nach Kelheim", sagt Wettberg über den Trainer-Kollegen. Schon jetzt sei der eng mit dem Verein verbunden. ,,Seine beiden Söhne sind in der ersten Mannschaft und Florian ist mein Co-Trainer. Das ist eine Konstellation, die einfach sehr gut passt." Noch dazu sei Bernd Schinn durch seine sieben Jahre in Riedenburg bestens mit der Bezirksliga und der Region vertraut. Eine Idealbesetzung? ,,Wenn nicht das, dann sehr nah dran."

Damit hat Wettberg nach Abschluss der Saison mehr Zeit für seine Vorlieben. ,,Ich habe jede Menge Bücher rumstehen, die ich nach meinem Ruhestand lesen wollte - aber die Zeit wird wohl dafür jetzt auch nicht reichen. Ich liebe Kunst, Kultur und natürlich Sport an sich. In jeder Form." Sei es aktiv - im vergangenen Jahr habe er rund 10000 Kilometer auf dem Rad abgestrampelt - sei es als Zuschauer, sagt Wettberg und lacht. ,,Meine Frau verdreht immer die Augen, wenn ich abends beim Fernsehen bei einem Dart-Wettkampf hängenbleibe."

Aufrufe: 022.2.2015, 15:30 Uhr
Heiner StöckerAutor