2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview
Gaby Papenburg, Kandidatin um den Vorsitz im BFV-Präsidium.
Gaby Papenburg, Kandidatin um den Vorsitz im BFV-Präsidium. – Foto: http://rightsnfaces.de/

"Beim BFV geht es um Veränderung, die zwingend nötig ist"

Gaby Papenburg kandidiert als BFV-Präsidentin. Die ehemalige ran-Moderatorin stellt sich und Ihre Vorstellungen für die Verbandsarbeit im folgenden Interview vor.

Ein Interview von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Gaby Papenburg

Frau Papenburg, der Lockdown wurde verlängert. Nachdem lange Zeit Kinder unter 12 Jahren hier trainieren durften, ist auch diese Ausnahme weiterhin hinfällig. Mit welchen Einflussmöglichkeiten würden sie den zahlreichen Kindern, Jugendlichen und Amateursportlern in diesen Lockdown Zeiten wieder dazu zu verhelfen, ihrem geliebten Sport nachzugehen ?

Ich bin absolut Ihrer Meinung, dass vor allem Kinder und Jugendliche von den ersten Lockerungen profitieren sollten. Hier ist die „Lobbyarbeit“ noch ausbaufähig. Ich verfüge über ein großes Netzwerk und würde das offensiv für die Jugend einsetzen.

Jetzt bin ich mit der ersten Frage gleich durch die Tür geplatzt. Eventuell erzählen sie den Lesern erstmal - in einer kurzen Zusammenfassung - wer Sie sind und was Sie bisher gemacht haben?

Ich bin gelernte Journalistin und TV-Moderatorin. In dieser Rolle habe ich 30 Jahre für den Sender Sat1 in den unterschiedlichsten Formaten gearbeitet, von Nachrichten, Magazinen, über Sport bis zum Frühstücksfernsehen. Meine Bekanntheit kommt von der Fußballsendung ran, wo ich in den 90ern bis 2002 als erste Frau im deutschen TV eine Bundesligasendung moderiert habe. 2015 habe ich noch mal die „Schulbank“ gedrückt und mich zum Systemischen Business-Coach weitergebildet. In diesem Bereich bin ich hauptsächlich tätig, arbeite mit Moderator*Innen und Führungskräften an ihrem Auftreten, Ihrer Performance und Kommunikation. Ich habe mit meinem Mann fünf erwachsene Söhne, wir sind seit über 20 Jahren eine fröhliche und fußballverrückte Patchworkfamilie.

Jetzt kam die Meldung, dass Sie für das Amt als BFV Präsidentin kandidieren, ziemlich überraschend. Wie Phönix aus der Asche sind Sie, auch mit einer gewissen Strahlkraft, in den Fokus gerückt. Was waren oder sind noch immer die Gründe für Ihre Kandidatur?

Als Journalistin hatte ich es hauptsächlich mit Profifußball zu tun, aber schon da habe ich mich beim Blick auf so manche Gremienentscheidung gefragt: was macht ihr da eigentlich? Hat das noch was mit der Realität zu tun? Nach meiner Berufung in den Aufsichtsrat des Handball-Bundesligisten THW Kiel durfte ich das Ganze dann von der anderen Seite kennenlernen und mitgestalten. Die Corona-Pandemie hat uns noch mal vor große Herausforderungen gestellt. Aber genau diese Erfahrung, in schier ausweglosen, deprimierenden Situationen nach Lösungen zu suchen und sie auch zu finden, motiviert mich. Beim BFV geht es um Veränderung, die zwingend nötig ist, um nicht stehenzubleiben, sondern zukunftsfähig zu werden. Für mich ist Veränderung immer eine Chance, ich sehe das Positive, versuche offen und neugierig zu bleiben, um die Möglichkeiten zu entdecken.

Warum haben Sie sich bislang nicht an der Entwicklung des Berliner Fußballs beteiligt?

Das tue ich seit 2018, als Mitglied des BFV Boards. Und seit vergangenem Sommer in den Zukunfstwerkstätten des BFV Projektes „Future“.

Wofür stehen Sie und welche Stärken wollen Sie persönlich in der Verband einbringen?

Ich glaube an die Kraft des Fußballs jenseits der kommerziellen Interessen und an seine soziale und gesellschaftliche Bedeutung. Ich stehe vor allem für Transparenz, einen kommunikativen Führungsstil und wertschätzendes Miteinander aller Beteiligten. Meine jahrelange Tätigkeit als Moderatorin kann da sicherlich helfen.

Was machen Sie besser als Ihr Gegenkandidat Bernd Schultz?

Reden!

Mit den unterstützende Personen - u.a. Gerd Thomas, Bernd Fiedler, aber auch anderen - steht ein starkes Team hinter Ihnen. Wie hat sich diese Kombination gefunden und inwiefern möchte man voneinander profitieren?

Ohne Gerd Thomas und Bernd Fiedler wäre ich nicht Kandidatin. Sie haben mich überzeugt, mich in den Dienst der Sache zu stellen, den Verband grundlegend zu modernisieren und nicht nur eine neue Struktur, sondern auch eine neue Kultur zu entwickeln. Unser Team ist ziemlich heterogen, aber genau das sorgt für Impulse und frischen Wind. Uns alle eint, dass wir etwas verändern wollen, im Sinne und zum Besten der Vereine.

Darf man davon ausgehen, dass die Ihnen zur Seite stehenden Personen ebenfalls einen Platz im BFV Präsidium erhalten - oder wie kann man sich die Wahlen konkret vorstellen?

Unser Team ist offen! Es melden sich zur Zeit immer mehr Personen, die mitmachen und uns unterstützen wollen. Es ist absolut verfrüht, daraus schon Personalien ableiten zu wollen, zumal ohne Mandat. Ich freue mich weiter auf qualifizierte und motivierte Interessenten.

Hand aufs Herz: Was läuft in Ihren Augen momentan im Berliner Fußball falsch?

Der Amateur- und Jugendfußball ist, meiner Meinung nach, unterfinanziert, die Vereine geraten zu schnell in prekäre Situationen, was sich gerade in der Corona-Krise gezeigt hat. Es fehlt eine klare Abgrenzung zwischen semi-professionellen Strukturen und dem ursprünglichen Vereinswesen. Dazu braucht es unbedingt eine Stärkung des Ehrenamtes, ohne das viele Vereine überhaupt nicht existieren könnten.

Zudem steht der BFV momentan mancher Orts in keinem guten Licht. Mehrere Vizepräsidenten sind zuletzt zurückgetreten, es gab ein Thema rund um Kinderschutz, die Gewalt an Schiedsrichter/innen und auch die Frauenquote sind immer wieder im Fokus. Wie kann das Standing des Verbandes gegenüber den Mitgliedern, den Verantwortlichen und vor allem den Vereinen wieder aufgepäppelt werden? Wie kann wieder Vertrauen in die Arbeit gewonnen werden?

Durch Partizipation, Kommunikation und Kontakt zur Basis. Wir müssen die Vereine mehr mitnehmen, sie fragen, wo denn die Bedarfe sind und vor allem genau zuhören. Mein Motto in Sachen Kommunikation: Viel hilft viel!

Ein weiteres Problem: Der Profifußball entfernt sich immer weiter von der Basis. Am Ende geht das zu Lasten der Amateure. Muss der Amateurfußball gestärkt werden? Wenn ja, wie?

Diese Entwicklung macht mich wirklich traurig. Ich bin ein Freund des Profifußballs, aber die kommerziellen „Auswüchse“, diese Ignoranz und Geldgier sind durch nichts zu rechtfertigen. Es wäre eine echte Innovation, wenn der Profifußball stärker sein Herz für die Amateure entdeckt und sich besinnt, wo er angefangen hat. Das könnte neben den bereits bestehenden Regularien vielleicht ein solidarischer Beitrag (Soli) sein, wo nicht danach gefragt wird, welche Gegenleistung dafür erbracht werden muss.

In welcher konkreten Form können Sie dabei den Anliegen des Berliner Fußballs in Politik und Stadtgesellschaft Gehör verschaffen und dabei den Spagat hinbekommen, die Interessen von Profi - und Amateurvereinen zu vertreten ?

Fragen Sie mich das noch mal in einem Jahr. Schließlich wählt nicht nur der BFV...

Wie wollen Sie die Stimmen der Vereine für sich gewinnen? Wird es eine Art Wahlkampfkampagne - auch bei den Vereinen vor Ort - geben? (Natürlich nur wenn es Corona bis dahin zulässt)

Am liebsten möchte ich soviele Vereine wie möglich persönlich besuchen. Darüberhinaus bin ich immer ansprechbar und freue mich auf den Dialog. Demnächst wird es auch digitale Formate geben, in denen inhaltliche Themen und Konzepte diskutiert werden. Jeder, der Lust dazu hat, ist herzlich eingeladen.

Bis zum Ende Ihrer ersten Amtszeit sieht der Berliner Amateurfußball wie folgt aus:

Leicht - fröhlich - bunt! Unterstützt von einem Verband, der seine Bestimmung erkannt hat, seine Aufgaben professionell umsetzt und ein positives Image in der Gesellschaft hat.

Aufrufe: 023.2.2021, 10:28 Uhr
Marcel PetersAutor