2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Tom Niclas Hermann (rot) wurde um Haaresbreite zu Sandersdorfs tragischer Figur (FOTO: Michael Kölbel).
Tom Niclas Hermann (rot) wurde um Haaresbreite zu Sandersdorfs tragischer Figur (FOTO: Michael Kölbel).

Pokalnachlese: Hermann- Lochmann- Halbfinale

Landespokal: Magischer Pokalabend unter Sandersdorfer Flutlicht

Es handelte sich nicht um die 115. Spielminute mit der Roten Karte an Tom Niclas Hermann sowie das anschließende Elfmeterdrama, als diese Liaison zwischen Dan Lochmann und dem VfB Germania Halberstadt erstmalig aufblühte. Der Killerinstinkt gegen die Männer aus der Würstchenmetropole erwachte bei Unionstürmer Dan Lochmann bereits am 30. Spieltag der Saison 2012/13. Es handelte sich um den letzten bis heute absolvierten Verbandsligaspieltag der SG Union Sandersdorf. Das einstige Trainerduo Rainer Lisiewicz/Matthias Kautzsch reiste an diesem 8. Juni 2013 aufgrund des seiten Unions nicht verlängerten Vertrags bereits nicht mehr mit zum letzten Auswärtsspiel der damaligen Serie. Eniz "die Spinne von Split" Paden sollte als Torwartrainer die Geschicke leiten und avancierte in seinem einzigen Unionspiel als Verantwortlicher zum Coach mit dem bis heute höchsten Punktspielsieg einer Sandersdorfer Mannschaft.
Auf einem Halberstädter Nebenplatz war es ein Dan Lochmann, der die Zweite vom VfB Germania beim einstigen 11:0 mit alleine neun Toren in alle Einzelteile zerlegte und sich damit fluchs noch die Torjägerkanone mit 25 Treffern einheimste, welche Pascal Matthias vom Haldensleber SC (21 Tore) gedanklich bereits sicher schien. Zwei Jahre und neun Monate später hieß der Gegner dann wiederum Halberstadt. Diesmal handelte es sich nicht um die einstige Reserve aus der Verbandsliga, und auch nicht um ein Punktspiel. Der Landespokal rückte in Sandersdorf in den Blickpunkt. Und da man sich im letzten Punktspiel gegen Plauen mit Timo Breitkopf bereits einen last minute- Spezialisten gebacken hatte, sollte der nach kurzer Frost- und wieder Auftauphase eine Woche darauf nochmals herhalten. Was Breitkopf im Match gegen Plauen noch sensationell aus dem Spiel heraus erledigte, machte er nun nach Schieri Sirko Mükes Elferpfiff in der Nachspielzeit vom Punkt. Eigentlich schienen die Messen für Sandersdorf nach Rufat Dadashovs 1:2 vom Elfmeterpunkt völlig gelesen (89.). "Was kann man eine Minuten vor Ultimo gegen einen Regionalligisten wohl noch korrigieren", fragten sich sicher die meisten der teilweise euphorischen 350 Zuschauer auf der Tribüne. "Alles", hieß schlussendlich die Antwort, welche Halberstadts Trainer Thomas Waldow später in der Pressekonferenz treffend begründen soll. Wenn ein Verein Union heißt, dann trägt er es schon im Namen. Diese Mannschaft, von meinem Trainerkollegen Mike Sadlo bestens eingestellt, trat als Einheit, trat als Union auf", so der Halberstädter Übungsleiter als stets fairer Verlierer. Gleiches muss man vom sportlichen Leiter des VfB, Stephan Grabinski, sagen. Einst in selber Verantwortung beim Haldensleber SC, wurde dieser damals von einem Vorstandsgremium am Oberligaaufstieg mit dem HSC gehindert und letztlich quasi "vertrieben". Nun begegnete man sich- wie im Fußball so oft- in Sandersdorf wieder. Grabinski klang im Vorfeld zielstrebig und sicher, wie es seine Art ist. "Wir wollen hier von Anfang an klare Verhältnisse schaffen, wollen in die nächste Runde". Der Koordinator der Germania wusste, dass solch Halbfinaleinzug als weiterer Motivationsschub für den Endspurt in der Regionalliga Nordost herhalten und damit als Beitrag zum Ligaverbleib dienen könnte. Dan Lochmann und seine Unioner aber suchten gleichfalls nach jenem Motivationsschlüssel für einen Endspurt eine Liga tiefer. Aber auch ein Halbfinale im Landespokal- das erste für Union, nachdem man einige Male daran vorbeischusselte- ist seitens des Vereins Union Sandersdorf mit Fans, Vorstand, Mannschaft und nicht zuletzt Region und Ausblick nicht von der Hand zu weisen. Und so kam es dann auch. In Sandersdorf sucht man seit Freitag nach dem Drehbuchautor jenes Flutlichtkrimis. Diesen müsste man mit aller Sicherheit noch am Einnahmeumsatz beteiligen. In einem Spiel, welches deutlich mehr als 350 Zuschauer verdiente, kamen diese aber vollends auf ihre Kosten. Telmo Teixeiras 0:1 (27.) nach weitem verlängertem Einwurf direkt in den Winkel sorgte erstmal für Sandersdorfer Durchatmen. Doch Felix Krause korrigierte dies umgehend (34.), nachdem Lochmann hier noch als Feldspieler den präzisen Assist beisteuerte. Die immer wieder "kleinen Nadelstiche", wie sie Unioncoach Mike Sadlo nannte, hielten das Spiel der Sandersdorfer gegen den speziell in der Verlängerung agileren Gast immer am Köcheln. Als Unioner Alexander Schmitt in der 89. Minute das Bein im Strafraum stehen ließ und Dadashov den fälligen Elfmeter vollstreckte, konnte man normalerweise bei Union schon das Duschwasser warmlaufen lassen. Weit gefehlt. Ein Foul an Marvin Römling, ein neuerlicher Pfiff von SR Müke aus Schönebeck, und Breitkopf schritt ebenfalls erfolgreich zur Tat (2:2/90.+4). Das brachte Mannschaften und Zuschauer eine spektakuläre Verlängerung, an welcher Ende die Rote Karte von Unionkeeper Tom Niclas Hermann prangte (115.). Übermotiviert beim Versuch, seinen zu kurz geklärten Ball per Spielunterbrechung zu schlichten, streckte er den Halberstädter Angreifer und dezimierte seine nicht mehr wechseln könnenden Sandersdorfer auf zehn Spieler ohne Torwart. Diesen Part übernahm- na klar- Dan Lochmann.

Uniontrainer Mike Sadlo schaute einsam zu, wie seine Jungs das Elfmeterdrama für sich entschieden (FOTO: Michael Kölbel)

Es kam nach noch spannenden sechs Spielminuten zum Elfmeterdrama, und Lochmanns Kollegen Breitkopf, Wießner, Krause, Gängel und schlussendlich auch Ronneburg blieben fehlerfrei vom Punkt. Als der "Aushilfstorwart" beim dritten Halberstädter Versuch gegen den Mazedonier Ivan Ristovski den Manuel Neuer auspackte, sprangen alle Sandersdorfer Halbfinalampeln ruckartig auf GRÜN! Nicht nur in Sandersdorf wartet man am heutigen Ostermontagabend auf die Halbfinalauslosung live 19:00 Uhr im MDR.
Aufrufe: 028.3.2016, 07:26 Uhr
Holger BärAutor