2024-05-10T08:19:16.237Z

Im Nachfassen
Wie soll es mit der geplanten Fläche des ehemaligen Kies-Menz-Geländes weitergehen? Die Stadt Wiesbaden plant unter anderem einen Skatepark, den die Bürgerinitiative "Ballsport statt Skaten" ablehnt. Foto: Stadtplanungsamt Wiesbaden
Wie soll es mit der geplanten Fläche des ehemaligen Kies-Menz-Geländes weitergehen? Die Stadt Wiesbaden plant unter anderem einen Skatepark, den die Bürgerinitiative "Ballsport statt Skaten" ablehnt. Foto: Stadtplanungsamt Wiesbaden

Plan zu Freizeit-Gelände birgt Diskussionsstoff

Geplanter Skatepark auf ehemaligen Kies-Menz-Gelände in Mainz-Kastel sorgt für Diskussionen +++ Wiesbadener Bürgerinitiative "Ballsport statt Skaten" kämpft für multifunktionelle Ballsportanlage

Wiesbaden. Die Pläne, das ehemaligen Kies-Menz-Gelände in Mainz-Kastel umzugestalten, sorgen für Diskussionen in Mainz und Wiesbaden. Das Stadtplanungsamt der Stadt Wiesbaden möchte auf dem Areal neben der Theodor-Heuss-Brücke in Zukunft ein Freizeit-Aktivitätsgelände bauen. In der aktuellen Planung dieses Gebiets nimmt ein moderner Skatepark mit rund 40 x 15 Metern die größte Fläche der vorgesehenen Nutzungsmöglichkeiten ein - für die Kritiker steht die teure Anlage nicht im Verhältnis zu der eher kleinen Zielgruppe, die von den Half-Pipes, Rampen und Rails angelockt wird.

Bürgerinitiative will Skatepark verhindern und wirbt für Multifunktionsanlage

Serhat Sen wohnt in Kastel und hat eine viel bessere Idee, wie man die entstandene Freifläche nutzen könnte: "Sinnvoller wäre eine richtige Multifunktions-Sportanlage, bei der Alt und Jung kicken, Volley- oder Handball spielen können. Skaten im Skatepark ist eine Nischensportart, obendrein gibt in der näheren Umgebung mit der Skateanlage auf der Maaraue, der Halfpipe an der Reduit und der Skateanlage am gegenüberliegenden Rheinufer bereits einige Angebote, um dieser Freizeitaktivität nachzugehen. Man hat als Hobbykicker aber inzwischen überhaupt keine Möglichkeit mehr, auf einem vernünftigem Platz in seiner Freizeit Fußball zu spielen", sagt der 25-Jährige, der mit Freunden die Bürgerinitiative "Ballsport statt Skaten" gegründet hat.

Unterschriftenaktion und Petition im Internet

Die Initiative will erreichen, dass das Stadtplanungsamt umschwenkt und statt dem ausufernden Skatepark einen multifunktionalen Käfig-Fussballplatz baut. Dazu wurde eine Unterschriftenaktion gestartet, bei der sich bereits 600 Gegner der Skateanlage eingetragen haben. Unter anderem hat die Initiative eine Facebook-Gruppe gegründet, die derzeit von 40 Usern unterstützt wird. Zudem gibt es eine Petition im Internet.

"Es gibt immer weniger Möglichkeiten im öffentlichen Raum Ballsportarten zu spielen"

Die Vorteile eines Sportplatzes liegen für den Gründer der Initiative auf der Hand: "Die Möglichkeiten im öffentlichen Raum Baskteball, Fußball oder Volleyball zu spielen, wurden in der Vergangenheit drastisch reduziert. Die Basketballkörbe auf der Maaraue wurden zugunsten einer größeren Skateanlage abgebaut, andere öffentliche Fußball- oder Basketballplätze sind ebenfalls aufgrund der Lärmbelästigung zurückgebaut worden, oder sind in schlechtem Zustand", kritisiert Sen. Ein solches Beispiel ist der alte Bolzplatz auf der Zitadelle in Mainz, der als Ausgleichsfläche herhalten muss und mit Bäumen bepflanzt wird.

Was wird besser genutzt - Skatepark oder Sportplatz?

Ein Multifunktions-Ballsportanlage mit Toren, Basketballkörben und einer Vorrichtungen für ein Volleyballnetz kann, anders als ein moderner Skatepark, von jedem genutzt werden, egal ob Anfänger oder erfahrener Sportler, Jung oder Alt, "auch ist eine Ballsportanlage in Bau und Wartung günstiger, als der vorgesehene Skatepark, der den Hafenpark in Frankfurt zum Vorbild hat", erklärt die Bürgerinitiative. Beim Hafenpark war es zwischen professionellen Skatern und kleinen Kindern wiederholt zu Unfällen gekommen. Anders als bei einer Multifunktionsanlage sind manche Parks, die zum Skaten oder BMX-Fahren genutzt werden, überhaupt nur bei gutem Wetter nutzbar und können nur an den regenlosen Tagen befahren werden. Auch ist die zu erwartende Nutzergruppe im Gebiet Wiesbaden/Mainz laut Bürgerinitiative mit dreihundert bis vierhundert Mann sehr klein.

Stadtplanungsamt sieht Skatepark vorn

Auf der anderen Seite wirbt das Dezernat für Stadtentwicklung und Bau um Stadtrat Hans-Martin Kessler für den Skatepark, der das Gelände nahe der Reduit, wo alljährlich auch das Meeting-of-Styles Graffitykünster aus der ganzen Welt anlockt, noch einmal aufwerten könnte. Beim Frankfurter Vorbild hatten sich bei einer Online-Befragung im Jahr 2009 mehr als 1.300 Bürgerinnen und Bürger bei der Planung dieses neuen "Bürgerparks" beteiligt, der der stetig wachsenden Szene von Skatern und BMX-Fahrern gerecht werden sollte.

"So nah am Rhein würde es aufgrund der Hochwasserzone mit hohen Zäunen Probleme geben"

Stadtrat Hans-Martin Kessler hält der Kritik der Initiative entgegen: "Die Grundintention war, den relativ schmalen Streifen mit einer Ruhefläche und einem Aktivteil zu bebauen. Die Hauptzielgruppe sollten Jugendliche und junge Erwachsene sein. Im Vorlauf gab es eine Bürgerbeteiligung, bei der besondere Wünsche abgegeben werden konnten. Die gut besuchte Veranstaltung wurde insbesondere von der Skaterszene genutzt, wobei gleich mehrere Gruppen sich für eine Fläche zum Skaten und BMX-Fahren aussprachen. Zum Thema Ballsport kam keine Nachfrage." Die Bürgerinitiative sei erst viel später auf die Bebauungspläne aufmerksam geworden. Auch sei die Fläche für einen Ballsportplatz viel zu schmal, "baurechtlich dürfte es so nah am Rhein aufgrund der Hochwasserzone mit hohen Zäunen Probleme geben, so dass ein Käfig-Fussballplatz keine Baugenehmigung erhalten würde", so Kessler.

Vielseitig nutzbarer Raum für Jung und Alt

Der aktuelle Plan, von West nach Ost betrachtet, sieht einen Platz für BMX-Räder und Skateboarder, eine Slackline zum Balancieren auf dem Seil, einen Kletterparcours, Tischtennis und eine kleine Gastronomie vor – mit Bistroangeboten, die man schnell ins Grüne am Rheinufer mitnehmen kann, erklärt Stadtrat Kessler.

Aufrufe: 017.1.2018, 18:00 Uhr
Mike DornhöferAutor