2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligavorschau
Philipp Schaffitzel im Trikot des TSV Vellberg, der am letzten Spieltag den Klassenerhalt in der Kreisliga A2 geschafft hat. Er zeigt sich vom internen Zusammenhalt begeistert. Foto: Ufuk Arslan
Philipp Schaffitzel im Trikot des TSV Vellberg, der am letzten Spieltag den Klassenerhalt in der Kreisliga A2 geschafft hat. Er zeigt sich vom internen Zusammenhalt begeistert. Foto: Ufuk Arslan

Philipp Schaffitzel hat mit dem TSV Vellberg viel erlebt

„Das Drumherum muss gut sein“

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Rettung in letzter Sekunde, eine Mannschaft, die zusammenhält: Philipp Schaffitzel hat mit dem TSV Vellberg viel erlebt.

Was Philipp Schaffitzel erlebt hat, passiert längst nicht jedem Fußballer. Der 27-Jährige trifft am letzten Spieltag in der Nachspielzeit und verhilft so seinem TSV Vellberg zum 3:2-Sieg und damit zum Klassen­erhalt. Auch wenn er der Siegtorschütze war – Schaffitzel macht im Gespräch deutlich, dass der Zusammenhalt beim TSV ein ganz besonderer ist.

Herr Schaffitzel, die Relegation ist bereits angelaufen. Wie froh sind Sie, dass der TSV Vellberg nicht dabei sein muss?

Sehr, sehr froh. Das sind enorm aufregende Spiele.

Wie stark war die Anspannung vor dem letzten Saisonspiel in Brettheim?

Sie war größer als üblich. Wir wussten, dass wir gewinnen müssen. Man spürt diesen Druck.

Wussten Sie während des Spiels über die Zwischenstände auf den anderen Plätzen Bescheid?

Nein, wir hatten keine Ahnung.

Beim Stand von 2:2 lief bereits die dritte Minute der Nachspielzeit. Was passierte?

Wir bekamen einen Eckball von rechts. Unser Linksfuß Philipp Wagner brachte den Ball relativ kurz auf die Höhe des Fünf-Meter-Raums. Ich kam irgendwie hin zum Flugkopfball. Dann habe ich den Ball in den Winkel fliegen sehen.

Sie wurden unter einer Menschentraube begraben.

Spieler, Trainer, Fans – alle waren drauf. Ich habe in dem Moment nichts von dem Gewicht gespürt, nur unbändige Freude und Erleichterung, dass wir es geschafft hatten.

Der TSV Vellberg hat an den letzten beiden Spieltagen jeweils in der Nachspielzeit das Siegtor geschossen. Ist davor etwas passiert, dass die Mannschaft trotz einiger Niederlagen wieder an sich geglaubt hat?

(zückt sein Smartphone) Vor dem Spiel am vorletzten Spieltag gegen Satteldorf II hat Manuel Rauner, unser eigentlicher Kapitän und Ur-Vellberger, der Mannschaft einen Brief geschrieben. Er selbst ist verletzt, wird vielleicht nie mehr spielen können. Das hat die Mannschaft gepusht. Zudem haben vor dem Spiel die Verletzten, die Ersatz- und Reservespieler Spalier gestanden.

Sie selbst waren bei diesem Spiel nicht dabei, haben vom 2:1-Sieg am Flughafen erfahren.

Das war das Erste, was ich nachgeschaut hatte, als ich gelandet bin. Die Freude war riesig. Wir wussten, dass wir es nun selbst in der Hand hatten.

Vor dem Brettheim-Spiel gab es für jeden ein neues T-Shirt.

Ja, wieder haben sich einige Gedanken gemacht und jedem ein Shirt mit dem Aufdruck „Gemeinsam zum Klassenerhalt“ überreicht. Hut ab! Ich habe so einen Teamgeist noch nirgendwo miterlebt. Wir spielen zusammen, wir feiern zusammen, wir gehen gemeinsam weg.

Warum hat sich der TSV Vellberg in dieser Saison so schwer getan?

Wir hatten ab dem Winter fast immer neun Verletzte. Und dabei ging es nicht um Muskelfaserrisse. Zwei haben sich das Kreuzband gerissen, einer das Wadenbein gebrochen, ein anderer den Zeh. Alles langwierige Verletzungen. Zwar haben die Nachrücker ihre Sache sehr gut gemacht, aber der Spielfluss war weg, weil wir ständig umstellen mussten.

Gab es zu diesem Zeitpunkt einen Moment, in dem Sie dachten, dass es nicht zum Klassenerhalt reichen könnte?

(überlegt) Bei dem einen oder anderen mag das so gewesen sein. Aber wir kannten das ja aus der Vorsaison. Da hatten wir den Klassenerhalt auch geschafft, selbst wenn es nicht so dramatisch gewesen ist wie diesmal.

Sie spielen seit drei Jahren in Vellberg. Hat sich in dieser Zeit der Teamgeist stetig weiterentwickelt?

Ja, das glaube ich. Am letzten Spiel wurde noch ein Banner aufgehängt, das war schon großes Kino. Dieses Miteinander ist auch der Grund, warum ich sehr wahrscheinlich in Vellberg bleiben werde. Fußball ist für mich „nur“ ein Hobby. Genau deshalb muss das Drumherum gut sein.

Sie werden von einem Duo trainiert. Reinhold Kubis und Zlatko Balatinac sind gleichberechtigt, könnten unterschiedlicher aber kaum sein.

(lächelt) Zladdy ist der ruhigere der beiden, während Reini am Spielfeldrand mitfiebert und auch mal lauter wird. Sie ergänzen sich perfekt.

Kubis hat auf die Frage, ob der Klassenerhalt gut gefeiert wurde, geantwortet: „Oh ja!“ Hat er Recht?

(lacht) Na klar! Wir sind über Umwege aus Brettheim heimgefahren. Wir waren erst in Kirchberg und haben der TSG zur Meisterschaft gratuliert und haben dann an einigen Tankstellen Station gemacht, ehe wir im Vereinsheim waren. Am Abend kam noch das Champions-League-Finale im Fernsehen – es hat alles gepasst.

Kann man so etwas noch toppen?

Ich glaube kaum. Wichtig ist, dass alle genesen und wir eine gute Vorbereitung absolvieren. Dann können wir auch konstanter spielen und werden nicht hinten drinhängen.

Nicht jeder mag die Vorbereitung...

Ich habe damit kein Problem. Im Gegenteil. Jeden Dienstag und Freitag denke ich nach der Arbeit: Geil, jetzt habe ich wieder Training!

Aufrufe: 010.6.2017, 08:01 Uhr
HT / Hartmut RufferAutor