2024-05-02T16:12:49.858Z

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Schon früh war klar, wo die Reise für Pepe Brekner hingeht.  privat
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Pepe Brekner: Von dem, der auszog, ein Profi zu werden

Auf dem Bolzplatz in Waldtann hat er mit dem Fußballspielen angefangen

Pepe Brekner spielt Fußball, und zwar so gut, dass er bereits im älteren Jahrgang für die U16 seines Vereins auflaufen darf, obwohl er erst 14 Jahre alt ist. Das macht der ehemalige Waldtanner Angreifer aber nicht bei irgendeinem Klub:

Er spielt im Nachwuchs des erfolgreichsten deutschen Vereins, beim FC Bayern München, und wohnt dort im Internat, dem sogenannten Campus. Hier hat er gleich in seinem ersten Testspiel gegen den VfR Aalen getroffen. Momentan kämpft er sich nach einer verletzungsbedingten Pause zurück ins Team.

Auf dem Bolzplatz in Waldtann hat er mit dem Fußballspielen angefangen, damals mit seinem Bruder Carlos. Seine ersten Tore hat Pepe Brekner für den GSV bei den Bambini erzielt, sein Trainer damals: Arthur Brekner, der Vater. „Es hat sich früh angedeutet, dass er ein Guter ist. Er hat einen tollen Schuss, eine gute Ballbehandlung, Fußballverständnis und ein gutes Stellungsspiel. Aber dass es dann mal so weit geht, das hat sich erst im Laufe der Zeit abgezeichnet“, sagt Arthur Brekner. Momentan sehe er seinen Sohn als starken linken Verteidiger – das sieht der aber anders. „Ich spiele am liebsten auf dem linken oder rechten Flügel“, sagt Pepe Brekner.

Das letzte Wort hat in diesem Fall aber sein Trainer beim FC Bayern, Danny Schwarz. „Im Moment ist Pepe noch Stürmer, ich möchte ihn aber auch mal auf anderen Positionen einsetzen.“ Tatsächlich kann auch Schwarz sich vorstellen, Pepe links hinten einzusetzen. „Er ist ein sehr guter Allrounder. Er kann alles gut. Jetzt gilt es, ein paar Sachen zu fördern, die er dann außergewöhnlich macht.“ Das unterscheide die Spitzenspieler von anderen.

Alle wollen die Bayern sehen

„Das Training bei Bayern ist anspruchsvoll, das Gelände hier klasse“, sagt Pepe Brekner. Zu Heimspielen kommen durchschnittlich rund 100 Zuschauer, zu Auswärtsspielen deutlich mehr. „Alle wollen die Bayern sehen. Das fühlt sich schon gut an, hier zu kicken“, sagt Pepe Brekner. Im Unterschied zu Hoffenheim, wo er vorher gespielt hat, werde in München auch anders trainiert. „Es wird viel Wert auf Ballbesitz gelegt. Wir spielen auf engem Raum und mit einer begrenzten Kontaktzahl.“ In Hoffenheim sei auch mal der ein oder andere lange Ball drin gewesen. Sein Trainer Danny Schwarz rede sehr viel mit den Spielern.

Dabei ist Pepe sogar ein Sonderfall, selbst im Nachwuchs des FC Bayern München, wo es nur Fußball-Hochbegabte hinschaffen. „Pepe wurde früher in die U 16 hochgezogen, weil er das Potenzial und die körperlichen Voraussetzungen mitbringt“, sagt Schwarz.

Der Sprung ist schon groß genug, aber beim FC Bayern München ist er riesig, denn: „Unsere U 16 spielt nicht gegen Jugendliche im gleichen Alter, sondern gegen den älteren Jahrgang, also die U 17 der anderen Teams“, erklärt Schwarz. Das ist ein Teil der Nachwuchs-Philosophie der Münchner: Die Bayern-Spieler sollen sich gegen ältere, robustere Spieler durchsetzen können und Probleme technisch lösen – „so werden sie optimal gefördert“, sagt Schwarz.

Für Pepe besteht der größte Unterschied zwischen dem Spiel bei den Bayern und dem in Waldtann in der Einstellung. „Bei Bayern und Nürnberg will man unbedingt jedes Spiel gewinnen“ – das sei auch der Anspruch. „In Waldtann habe ich mit Kumpels gespielt, aus Spaß. Wenn man da mal ein Spiel verloren hat, war das nicht allzu schlimm.“

Die Spieler der Bundesligamannschaft des FC Bayern München sehe er nur selten, das Team trainiert an der Säbener Straße. Er war aber bereits Balljunge in der Allianz-Arena: beim Abschiedsspiel von Bastian Schweinsteiger.

Ein Tag im Leben eines zukünftigen Profifußballers sieht relativ normal aus. „Frühstück gibt es hier im Internat. Die Schule startet um 8.10 Uhr, außer dienstags, mittwochs und donnerstags. Da trainieren wir vorher, deshalb geht es da erst um 10 Uhr los“, so Pepe Brekner. Zum Gymnasium München Nord sind es gerade einmal zehn Minuten mit dem Fahrrad. Er besucht die achte Klasse.

Nach der Schule, um 16.30 Uhr, geht es zurück ins Internat. Dort hat er ein kleines Zimmer im Wohnbereich der Akademie. 20 Quadratmeter stehen ihm zur Verfügung: ein kleines Bad, ein Schreibtisch, ein Sessel, ein Bett. Bis zu 40 Spieler wohnen hier, auch einige seiner Mitspieler.

Nun heißt es: schnell umziehen und ab ins Training. Abends zocken die Nachwuchskicker zusammen auf der Playstation das Videospiel Fifa, schauen Filme oder spielen Darts. Mittwochs haben einige Bayern-Jugendspieler frei. „Wir treffen uns dann in der Stadt oder machen hier auf dem Campus etwas.“

Eine Belastung durch Schule und Fußball empfinde er nicht. „Das passt eigentlich. Die letzte Stunde haben wir in der Schule immer Studierzeit und können da Hausaufgaben machen und lernen. Hier am Campus haben wir zudem Lehrer, die uns helfen.“

Geld im großen Stil verdienen die Nachwuchsspieler an der Akademie nicht, lässt Dirk Hauser, Media Manager beim FC Bayern, wissen. „Es gibt ein Taschengeld. Je älter die Spieler hier an der Akademie sind, desto mehr gibt es“, sagt er.

Mit 14 zu Hause ausgezogen

Der Auszug zu Hause sei anfangs ungewohnt gewesen, sagt Pepe Brekner. Nicht nur für ihn, auch für seine Eltern war es nicht leicht. „Vor allem für meine Frau war es anfangs schwierig, unser Kind mit 14 Jahren aus dem Haus zu geben“, sagt Arthur Brekner. Die Familie versucht, dass sie Pepe so oft wie möglich sieht. „Ich arbeite in Österreich und kann auf meiner Heimfahrt einen Umweg einplanen“, sagt Arthur Brekner. So könne er beim Training zuschauen oder seinen Sohn gleich mit nach Hause nehmen. Die Familie fährt auch zu Spielen des 14-Jährigen. „Aber wenn er dann doch mal krank ist, dann müssen andere helfen. Das ist schon schwierig.“ Zwei- bis dreimal im Monat ist Pepe zu Hause. „Meine Kumpels hier finden es cool, dass ich bei Bayern spiele“, sagt Pepe. Zu ihnen hat er immer noch Kontakt.

Mit sieben Jahren ging es los

Bereits mit sieben Jahren wurde er vom 1. FC Nürnberg gescoutet, erklärt er. „Er war zunächst Gastspieler in Nürnberg und hat bei der Spvgg Ansbach gespielt, um sich an den schnelleren Fußball zu gewöhnen. Ab der U 9 hat er dann in Nürnberg gespielt“, erklärt Arthur Brekner. Drei- bis viermal in der Woche musste Pepe von seinen Eltern nach Nürnberg gefahren werden. Die Familie wohnte früher in Bergbronn, jetzt in Crailsheim.

Nach fünf Jahren beim Club nahm der FC Bayern München das erste Mal Kontakt mit den Eltern auf – trotzdem wechselte Pepe erst einmal zur TSG Hoffenheim. „Das war der nächste Schritt. Hoffenheim liegt näher bei uns und ist in der Jugend gut aufgestellt.“ So viel näher war das Gelände der TSG dann aber doch nicht, zumindest zeitlich: „Die Fahrten dauerten öfter mal drei oder vier Stunden. Wir haben den Knoten Heilbronn unterschätzt.“

Pepe wurde weiterhin von den Bayern gescoutet und so kam es zur laufenden Saison im Sommer zum Wechsel. Dabei ist Pepe schon immer Bayern-Fan gewesen – auch, wenn diese Überzeugung in seiner Zeit bei Nürnberg gelitten habe, wie er selbst sagt. In München überzeugte vor allem der Campus, das neue Nachwuchsleistungszentrum der Bayern. 70 Millionen Euro hat es gekostet, im August 2017 wurde Eröffnung gefeiert. Höhepunkt: ein eigenes Stadion für den Nachwuchs. 2500 Zuschauer finden hier Platz. Es gibt insgesamt acht Sportplätze.

Wie weit es nun bei den Bayern für Pepe Brekner geht, das muss sich erst noch zeigen. Aber falls es am Ende doch nicht klappen sollte, wäre der GSV Waldtann sicherlich froh, wenn er wieder für die Kreßberger auf Torejagd gehen würde.

Aufrufe: 05.1.2019, 07:54 Uhr
HT / Luca SchmidtAutor