2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview

Osterbyer SV: Vom Abwehrspieler zum Fünf-Tore-Mann

Philip von Lindt spielt seit dieser Saison im Angriff und erzielte elf Tore –Im EZ-Interview erklärt er seine imposante Wandlung

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Erst vor einem Monat ist Philip von Lindt nach seinem Studium in Flensburg in sein Heimatdorf Osterby zurückgezogen. Eine große Bedeutung für die erste Mannschaft des Osterbyer SV hat der 27-Jährige dagegen schon lange. In der Vergangenheit überzeugte er vor als resoluter Abwehrspieler, der aber auch einen natürlichen Offensivdrang ausstrahlt. An diesen erinnerte sich vor der Saison OSV-Coach Daniel Seibert und stellte „Pipo“, wie von Lindt gerufen wird, in den Angriff. Das Ergebnis: Am vergangenen Spieltag traf er beim 6:4-Spektakel über Friedrichsberg II fünf Mal. Damit hat der Lehrer einer Gemeinschaftsschule in Fockbek nun schon elf Tore auf seinem Konto. In der Eckernförder Zeitung spricht von Lindt über seine Wandlung vom Abwehrspieler zum Stürmer und warum der OSV ein besonderer Verein für ihn ist.

Im Heimspiel am vergangenen Sonntag glückte ihnen das Kunststück, fünf Tore in einer Partie zu erzielen. Ist ihnen so etwas jemals zuvor in ihrer Laufbahn gelungen?
Nein, daran kann ich mich nicht erinnern. Wenn überhaupt in der F- oder E-Jugend. Zumal ich im Herrenbereich ja eigentlich als gelernter Verteidiger auf dem Platz stehe. Aber das gesamte Spiel war ein einziges Auf und Ab. Ich war mit der Leistung sogar eher unzufrieden, und dass es sich nach dem 2:4 noch zu zum Guten wendet, hätte ich persönlich auch nicht mehr für möglich gehalten. Mir sind dann aber die Bälle vor die Füße gekullert und so ging es doch noch gut aus. Auch wenn die Stimmung natürlich gut war am Platz, muss ich so ein Spiel nicht so schnell wieder haben.

Und das, obwohl sie fünf Tore geschossen haben?
Ja, ein 2:0 wäre für die Abwehr dann doch noch deutlich schöner. Letztlich geht es nicht um meine fünf Tore, sondern darum, dass wir drei Punkte als Mannschaft holen. Und wenn ich kein Tor schieße, wir aber 2:0 gewinnen, ist es mir auch recht.

Warum ist der Osterbyer SV immer wieder so anfällig für Gegentore?
Ich weiß es nicht. Wir versuchen ja daran zu arbeiten, aber es gibt natürlich noch viele Verbesserungsmöglichkeiten. Das hat uns das 0:8 in Audorf deutlich gezeigt. Aber prinzipiell haben wir da hinten schon Qualität. Wir mussten zuletzt nur viel wechseln, das macht sich dann doch bemerkbar.

Sind sie denn froh, aus der Verteidigung raus zu sein?
Nein, für mich ist wichtig, dass ich mich in den Dienst der Mannschaft stelle. Wenn ich als Libero gebraucht werde, spiele ich Libero. Jetzt werde ich eben im Sturm gebraucht.

Wie kam es zu diesem Positionswechsel? Und wer hatte die Idee?
Ich habe ja auch als Verteidiger schon das ein oder andere Tor gemacht und konnte mich immer schon schwer hinten halten. Das war unserem Trainer Daniel Seibert natürlich bewusst. Daher hatten wir es bereits in der Vorsaison einmal ausprobiert, aber das klappte nicht so gut und zudem hatte ich mich auch verletzt. Nachdem ich jetzt zu dieser Saison wieder richtig fit war und uns vorne wichtige Spieler weggebrochen sind, haben wir es einfach nochmal probiert. Es hat sich bis jetzt anscheinend bewehrt.

Nicht nur durch den 6:4-Sieg am vergangenen Wochenende, sondern auch durch weitere gute Ergebnisse, ist der Osterbyer SV im gesicherten Tabellenmittelfeld angekommen. Ist es das Ziel, hier bis zum Saisonende zu bleiben?
Auf jeden Fall. Dadurch, dass wir in einer Umbruchphase sind, wäre ein Mittelfeldplatz schon richtig gut. Mir ist die Tabelle an sich aber gar nicht wichtig – Hauptsache wir bleiben am Ende drin. Und dafür haben wir zuletzt wichtige Punkte geholt.

Sie sind ein Osterbyer Urgestein. Haben sie überhaupt mal für einen anderen Verein gespielt?
Ja, habe ich tatsächlich. In der Jugend bin ich einmal notgedrungen zum VfR Eckernförde gewechselt, weil sie eine Spielgemeinschaft mit Osterby hatten. Als die aufgelöst wurde, bin ich dann beim VfR geblieben. In der A-Jugend habe ich dann noch zwei Jahre für den Eckernförder MTV gespielt. Im Herrenbereich bin ich dann aber wieder direkt nach Osterby gegangen.

Sie sind kein Einzelfall. Mehrere Spieler halten dem OSV seit vielen Jahren die Treue. Was ist das Besondere an diesem dörflichen Verein?
Gute Frage. Die Stimmung im Verein ist eigentlich immer gut. Wir haben viele lustige Leute, die die Stimmung innerhalb der Mannschaft anheizen. Ich finde auch wichtig, dass die erste und zweite Mannschaft eng beieinander ist. Wir gucken gegenseitig bei den Spielen zu. Außerdem trainieren wir teilweise zusammen, so kennt man sich und ist wirklich miteinander befreundet. Dazu kommen die Leute aus dem Dorf, die vom Charakter her wirklich fein sind. Ich bin einfach unglaublich gerne beim OSV. Mit jedem kann man schnacken und die Leute sind gut zu einem. Es ist ein richtig schönes Zusammenleben, und das ist genau das, was ich haben möchte.

Ist das auch ein Vorteil, wenn es darum geht, neue Spieler zum Verein zu holen? Denn nur mit eigenen Leuten geht es ja auch nicht.
Das stimmt, man braucht auch Spieler von anderen Klubs. Die sind teilweise schon überrascht, wie leicht die Eingewöhnung ihnen gemacht wird, obwohl sie vielleicht zuerst sogar Angst hatten, in diese verschworene Gemeinschaft reinzukommen. Aber...

Ja?
Die Möglichkeiten Spielern ranzuholen sind nun einmal begrenzt. Als stellvertretender Fußball-Obmann bin ich da ja auch ein wenig involviert. Es werden unzählige Gespräche geführt und versucht Kontakte zu knüpfen. Aber das ist nicht immer erfolgreich. Dann muss man sich auf das verlassen, was man hat und eben auf das Zusammenspiel mit der zweiten Mannschaft setzen. Das klappt bei uns echt super.
Aufrufe: 025.10.2017, 09:00 Uhr
SHZ / Interview: Stefan GerkenAutor