2024-04-25T14:35:39.956Z

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Auf Händen getragen wird Jana Dierkes von ihren männlichen Mitspielern vom SV Klausheide. Foto: Karsten Rump
Auf Händen getragen wird Jana Dierkes von ihren männlichen Mitspielern vom SV Klausheide. Foto: Karsten Rump

OSC-Torhüterin Dierkes ist gleich zwei Teams treu

In Osnabrück in der Frauen-Oberliga und mit männlicher A-Jugend in Klausheide aktiv – Kumpelfreund-verhältnis zu Trainer Kastrup – "Sie ist menschlich und sportlich eine Granate“

Osnabrück. Mit den OSC-Frauen feierte Jana Dierkes gerade erst den Aufstieg in die Fußball-Oberliga, im Team mit „ihren Jungs“ vom SV Klausheide zählen vor allem Gemeinschaft und Freundschaft. Die 18-Jährige möchte beide Seiten des Fußballs nicht missen. Das gelingt, weil der DFB ein Einsehen hatte.

Hartnäckigkeit in Verhandlungen mit dem DFB zahlte sich aus

Dierkes war gerade in der Schule, als die damals 17-Jährige im Frühjahr 2016 ein Anruf vom DFB erreichte. Der Deutsche Fußball-Bund wiederholte die Auffassung, die er bereits in einer langen Email-Korrespondenz mit Dierkes betont hatte: Sie könne in der Saison 2016/17 nicht mehr in zwei Mannschaften gleichzeitig spielen. „Wir haben dann eine dreiviertel Stunde diskutiert. Ich habe dem DFB noch mal meine Sicht erklärt“, erinnert sich die Torhüterin. Kurz danach erhielt sie eine E-Mail aus Frankfurt: Dierkes darf nun doch bis 2018 dank einer Ausnahmegenehmigung sowohl für des OSC in der Frauen-Landesliga antreten als auch in der A-Jugend des SV Klausheide kicken. Ihre Hartnäckigkeit hatte sich also ausgezahlt. Somit bleibt kurios: Dierkes hält gleich zwei Mannschaften die Treue – und das nun schon seit mehreren Jahren.

Seit mehr als 14 Jahren spielt sie mit den Klausheider Jungs

Mit vielen ihrer Freunde daheim spielt die Nordhornerin schon seit mehr als 14 Jahren gemeinsam Fußball. „Wir sind eine tolle Truppe, viele sind eng miteinander befreundet“, erzählt die 18-Jährige. Angefangen hat es 2002/03 bei den Minikickern des Heseper SV. „Die meisten Gegner kennen mich schon. Ich gehöre einfach dazu“, sagt sie, „und wenn mal blöde Sprüche kommen, kann ich mich schon wehren. Und im Notfall springen mir meine Teamkollegen zur Seite.“ Vor einem Jahr wechselten Spieler und Trainer komplett nach Klausheide. Dort trat die Truppe in der A-Jugend-Kreisklasse an, Dierkes hütete zudem für Osnabrück in der Landesliga im Tor. „Ein Doppelspielrecht ist in den ältesten Jugend-Jahrgängen eigentlich nicht üblich. Das wichtigste Argument dafür, dass Jana doch eine Genehmigung bekam, war, dass sie mit ,ihren Jungs‘‘ schon seit vielen Jahren zusammen spielt“, vermutet Mutter Anja.

Leistungsorientierter Sport mit den OSC-Frauen in der Oberliga

Den leistungsorientierten Sport betreibt Dierkes vor allem beim Osnabrücker SC, für den sie bereits seit Dezember 2012 regelmäßig trainiert und spielt. Zusammen mit den Nordhornerinnen Ronny Beld, Ulrike Kronemeyer, Carina Spann und Emine Atasaguner vom VfL Weiße Elf gehörte sie 2013/14 zum OSC-Kader, der in der B-Jugend-Niedersachsenliga oben mitspielte und ans Tor zur Bundesliga klopfte. Die Eltern bildeten damals Fahrgemeinschaften zum Training und den Spielen, mittlerweile ist Jana Dierkes aber die einzige Nordhornerin, die noch in Osnabrück spielt. „Es macht immer noch großen Spaß“, sagt die Torhüterin, „zumal unser Trainer Thomas Kastrup von Beginn an diese Besonderheit mit meinen zwei Mannschaften immer voll mitgetragen hat.“

Starkes Kumpelfreund-Verhältnis zum OSC-Trainer Kastrup

Kastrup kennt die Keeperin seit deren E-Mädchen-Zeit, als er eine Mädchenstadtauswahl bei einem Turnier betreute und Dierkes als Keeperin der Auswahl der Grafschaft Bentheim spontan aushalf. „Sie hat mich damals schon total als Torhüterin beeindruckt“, so Kastrup. „Thomas und ich haben uns gleich gut verstanden“, sagt Dierkes, mittlerweile Stammtorhüterin der Oberliga-Frauen. „Er ist ein Kumpelfreund für mich – und gleichzeitig ein super Coach. Auch mein Torwarttrainer Dominique Ploch ist ein toller Mensch, der mir sehr hilft, als Torhüterin noch stärker zu werden“, betont sie.

Kastrup: „Dierkes ist menschlich und sportlich eine Granate“

Aus dem eher flapsigen Trainer-Spruch („Ich hätte Dich gerne mal in meinem Team“) war in der zweiten C-Juniorinnen-Saison Realität geworden – „und ich hatte meine Wunschtorhüterin nach Jahren bei uns“, so Kastrup, der den Gewinn der norddeutschen Futsal-Meisterschaft im Endspiel gegen Werder Bremen als gemeinsames Highlight bezeichnet. „Jana ist eine tolle Persönlichkeit, die sich auf dem Platz für das Team zerreißt. Sie ist menschlich und sportlich eine Granate“, lobt Kastrup.

Vereine treffen Absprachen, damit zwei Wochenendspiele möglich sind

Auch in den nächsten Wochen, wenn die Spielpläne für die Saison 2017/18 veröffentlicht werden, schließen sich die Klausheider Teamverantwortlichen mit dem Osnabrücker Kastrup kurz und planen nahezu die gesamte Saison. Das Ziel: die Punktspiele so zu terminieren, dass Jana immer bei beiden Mannschaften mitspielen kann. Ihre beiden Vereine versuchen, die Spiele so zu legen, dass Dierkes möglichst wenige versäumt. „Das ist nicht ganz einfach, aber es hat immer geklappt“, sagt die 18-Jährige: In der vergangenen Saison spielte sie oft an zwei Tagen nacheinander. „Zwei Spiele an einem Tag sind nicht erlaubt, alles andere geht“, sagt sie.

Mit OSC-Frauen will sie nach dem Aufstieg die Oberliga halten

Ihre große Fußballbegeisterung hat Dierkes von ihrer Mutter geerbt. „Vor ein paar Jahren bin ich sogar vom Gymnasium auf die Realschule gewechselt, um mehr Zeit für Fußball zu haben“, berichtet Jana, „das kam zu Hause aber nicht so gut an.“ Mittlerweile besucht sie wieder das Stadtring-Gymnasium und baut dort im nächsten Jahr ihr Abitur. Große Ziele hat sie aber auch auf dem Sportplatz, und da in erster Linie mit dem Osnabrücker SC: Die Frauenmannschaft tritt in der neuen Spielzeit in der Oberliga an: „In erster Linie zählt für uns der Klassenerhalt. Unser Wunsch ist ein Mittelfeldplatz, sagt die 18-Jährige.

Großen Anteil am Aufstieg: Trotz Verletzung durchgehalten

Am Oberliga-Aufstieg des OSC hatte die Nordhornerin („Bei uns gibt es kein Gezicke“) als Stammkeeperin großen Anteil – zumal sie im April im Top-Spiel beim damaligen Tabellenführer Aurich den Sieg festhielt. Bei einer Parade beim Stand von 1:1 verletzte sie sich schwer an der Schulter, spielte trotz Schmerzen weiter und gab später sogar noch die Vorlage zum 3:1-Endstand. Direkt nach dem Sieg ging’s noch in Aurich ins Krankenhaus, daheim wurde sie von Dr. Stefan Gesenhues in Ochtrup wieder fit gemacht. In den letzten Partien der Saison konnte sie wieder im Tor stehen – und auch bei der Mannschaftsfahrt nach Düsseldorf dabei sein. Da mussten die Jungs aus Klausheide, die zeitgleich ihr letztes Punktspiel austrugen, doch einmal auf ihre Torfrau verzichten.

Aufrufe: 025.7.2017, 10:00 Uhr
Neue Osnabrücker ZeitungAutor