2024-05-02T16:12:49.858Z

Transfers
Oliver Vetter auf dem Michelfelder Sportgelände. Seit fünf Jahren trainiert er die Fußballfrauen des TSV Michelfeld. Foto: Ufuk Arslan
Oliver Vetter auf dem Michelfelder Sportgelände. Seit fünf Jahren trainiert er die Fußballfrauen des TSV Michelfeld. Foto: Ufuk Arslan
VR Bank Bodensee-Oberschwaben

Oliver Vetter hört als Trainer der Michelfelder Frauen auf

Der scheidende Trainer im Interview

Eigentlich wollte Oliver Vetter schon vor einem Jahr als Trainer der Michelfelder Fußballfrauen aufhören. Diesmal soll es wirklich soweit sein.

Seit fünf Jahren trainiert Oliver Vetter die Fußballfrauen des TSV Michelfeld, die das höchstklassig spielende Team des Haller Altkreises sind. Bei noch drei Spieltagen ist der Klassenerhalt in der Landesliga das Ziel. Dann wird für Vetter Schluss sein. Das sollte es schon im vergangenen Jahr, doch unter anderem hatten seine Kinder etwas dagegen.

Herr Vetter, an diesem Sonntag empfängt der TSV Michelfeld den Spitzenreiter TSV Wendlingen. Sie selbst stehen mit Ihrem Team auf dem Relegationsplatz. Im Anschluss folgen noch zwei Begegnungen gegen den Vorletzten und Letzten. Wie groß sind Ihre Hoffnungen, dass Michelfeld auch in der kommenden Saison in der Landesliga spielen wird?

Ich halte den Klassenerhalt für sehr realistisch. In der Rückrunde haben wir vier verletzte Stammspielerinnen. Bei Frauenteams ist so etwas noch schwerer zu kompensieren als bei Männermannschaften. Doch dann haben wir mit einem vermeintlich schwächeren Kader sehr gut gespielt. Gegen den Tabellenzweiten Satteldorf hätten wir sogar gewinnen müssen. Wir haben also auch gegen die, die vorne stehen, unsere Chancen. Das macht uns Hoffnung. Zudem weiß ich, dass dieses Team den Willen dazu hat.

Wie ist dieser Wille entstanden?

Für mich hat das etwas mit der verlorenen Relegation 2015 zu tun. DLigaamals haben wir zwar gegen den FV Asch-Sonderbuch 1:2 verloren, aber das war eine besondere Atmosphäre. Noch heute haben wir einen tollen Kontakt zum FV und besuchen uns gegenseitig. Wir konnten in der folgenden Saison in der Regionenliga zusammenwachsen. Nach dem Double 2016 haben wir die Mannschaft aber auch in die Pflicht genommen.

Inwiefern?

Wir haben alle gefragt, ob wir in die Landesliga gehen sollen. Die Mannschaft hat sich dafür ausgesprochen. Von der Spielstärke her ist die Landesliga vielleicht nicht mit der der Männer vergleichbar, aber die Spielerinnen müssen einiges tun, um erfolgreich zu sein.

Der ehemalige Coach der Haller Volleyballfrauen Thomas Schultes hat gesagt, dass sich die Traineran­sprache gegenüber einem Frauenteam deutlich von der gegenüber einem Männerteam unterscheidet. Sehen Sie das auch so?

Ja. Was man sagt und wie man es sagt, unterscheidet sich. Als Mann spreche ich einen Mann anders an als eine Frau. Mir ist bei meiner Trainerarbeit aufgefallen, dass Frauen manchmal schneller bereit sind, etwas Neues lernen zu wollen. Wenn sie die Klasse haben, können sie es dann auch schneller. Sie wollen es mit aller Gewalt. Dennoch ist es eine schwierige Aufgabe für einen Verein, Trainer für Frauenmannschaften zu finden.

Sie wollen nach dem Double 2016 aufhören...

Ja, weil ich der Meinung bin, dass nach einer gewissen Dauer ein neuer Trainer kommen muss. Ich hatte das Gefühl, dass sich die Ansprachen und andere Dinge wiederholen. Die Mannschaft hat mir schnell signalisiert: Nö, Oli, du machst weiter. Das hat mir gezeigt, dass wir eine wirklich tolle Bindung zueinander haben.

Dennoch wollten Sie pausieren, der TSV Michelfeld hat sich auch nach einem Nachfolger umgesehen.

Ich habe immer gesagt, dass ich weitermache, wenn der Verein niemanden findet. Dafür war und bin ich zu sehr ein Vereinsmensch. Und der TSV hat sich redlich bemüht, mit vielen Kandidaten gesprochen. Am Ende haben auch meine beiden Kinder, damals 10 und 12, gesagt: Nein, Papa, du kannst nicht aufhören. Das Vereinsleben beim TSV ist toll, auch meine Frau steht voll dahinter. Deshalb habe ich weitergemacht, aber nach dieser Saison ist definitiv Schluss.

In manchen Vereinen wirkt es so, als ob der Frauenfußball nur ein Anhängsel ist.

(unterbricht) Das ist hier nicht so. Wir haben auch bei unseren Spielen viele Zuschauer, haben das gleiche Recht auf Trainingszeiten auf dem Kunstrasen wie die Männer. Umgekehrt haben wir die gleichen Pflichten. Wenn die Fußballer 15 Helfer für eine Veranstaltung abstellen müssen, gilt das für die Fußballerinnen ebenso.

Wie schätzen Sie die Zukunft beim TSV Michelfeld ein?

Noch sind wir gut aufgestellt. Das A und O ist die Jugendarbeit. Momentan spielen drei Mädchen bei den Frauen mit, die noch bei den Juniorinnen spielberechtigt sind. Aber sie sind so stark, dass sie uns weiterhelfen. Allgemein wird es darauf ankommen, Trainer und Übungsleiter zu finden. Es kann auch über Spielgemeinschaften gehen, das Beispiel MMB (Mainhardt/Michelfeld/Bibersfeld) zeigt, dass es funktionieren kann. Aber dann braucht man auch eine zweite oder sogar dritte Mannschaft, damit alle spielen können, die spielen wollen.

Und wie geht es mit dem Trainer Vetter weiter?

Ich möchte pausieren. Momentan fühle ich mich platt. Ich hätte die Befürchtung, unvorbereitet zu einem Training zu kommen. Das ist aber nicht der Anspruch, den ich an mich selbst habe. Wenn die Energie wieder da ist, werde ich sehen, was passiert.

Aufrufe: 020.5.2017, 08:43 Uhr
HOT / Hartmut RufferAutor