2024-04-16T09:15:35.043Z

Querpass
Kämpfertypen: Arne Feick (links) glaubt fest daran, mit dem VfR Aalen dem Abstieg aus der 2. Liga noch entgehen zu können. Fabian Holland (rechts vorn) strotzt mit dem SV Darmstadt 98 nur so vor Selbstvertrauen. Die Hessen klopfen an die Tür zur Fußball-Bundesliga.  Foto: Getty Images
Kämpfertypen: Arne Feick (links) glaubt fest daran, mit dem VfR Aalen dem Abstieg aus der 2. Liga noch entgehen zu können. Fabian Holland (rechts vorn) strotzt mit dem SV Darmstadt 98 nur so vor Selbstvertrauen. Die Hessen klopfen an die Tür zur Fußball-Bundesliga. Foto: Getty Images

Oberhaveler lassen sich nicht verrückt machen

Fabian Holland aus Borgsdorf steht mit Darmstadt 98 kurz vor dem Aufstieg. Der Mühlenbecker Arne Feick zittert mit Aalen um Klassenverbleib.

Der eine Spieler aus Oberhavel träumt vom Bundesliga-Aufstieg mit Darmstadt 98, der andere zittert mit dem VfR Aalen noch um den Verbleib in der 2. Liga. Die Gemütslage von Fabian Holland (früher Forst Borgsdorf) und Arne Feick (früher SV Mühlenbeck) könnte zwei Spieltage vor Saisonende unterschiedlicher nicht sein.

Reden verboten, träumen erlaubt: Das Wort Aufstieg will beim SV Darmstadt 98 niemand in den Mund nehmen. Auch Fabian Holland nicht. Der Außenverteidiger aus Borgsdorf genießt nach dem 1:0-Sieg gegen den Karlsruher SC im Spitzenspiel der 2. Bundesliga den Sprung auf Platz zwei. „Jeder von uns ist zu Saisonbeginn davon ausgegangen, dass wir gegen den Abstieg spielen. Das wir jetzt da ganz oben stehen, ist schon Wahnsinn.“ Dass dieser Wahnsinn ein glückliches Ende nimmt, davon sind sie in Darmstadt fest überzeugt. Die Fans jedenfalls gehen gerade richtig ab und geraten mit jedem Erfolgserlebnis in pure Ekstase. „Die Euphorie ist überragend und die Stimmung unfassbar“, sagt Holland. Aber davon will sich der 24-Jährige nicht anstecken lassen. Schließlich habe man ja noch nichts erreicht. „So abgedroschen das klingen mag, aber wir müssen von Spiel zu Spiel denken und dürfen uns nicht verrückt machen lassen.“

Der Linksverteidiger, der an den SV Darmstadt 98 ausgeliehen ist und noch bis zum 30. Juni 2016 bei Hertha BSC unter Vertrag steht, weiß um die Schwere der Aufgabe. Mit Greuther Fürth und dem FC St. Pauli warten noch zwei Gegner auf die Lilien, die ums sportliche Überleben kämpfen. „Diese Liga ist so verrückt, da kann jeder jeden besiegen“, weiß Holland. Daher sei man gut beraten, „weiter volle Pulle zu geben“.

Doch Fabian Holland weiß auch, dass er mit dem SV Darmstadt 98 Fußball-Geschichte schreiben kann. Denn die Rückkehr der Hessen in die Bundesliga nach 33 Jahren Abstinenz käme einer Sensation gleich. Mit einem Fünf-Millionen-Euro-Etat ist Darmstadt in die Saison gestartet. Vor einem Jahr noch Dritte Liga, jetzt winkt die Beletage des deutschen Fußballs. Und weil die Mannschaft mit Siebenmeilenstiefeln Richtung Aufstieg hechtet, haben die Darmstädter Fans auch schon andere Ansprüche angemeldet. „Wir haben keine Gegner mehr, der 1. FC Köln muss her“, forderten unlängst ein paar Anhänger des Klubs auf einem Plakat.

Von solchen Forderungen kann Arne Feick nur träumen. Der Mühlenbecker liegt mit seinem VfR Aalen auf dem letzten Tabellenplatz und kämpft erbittert um den Klassenerhalt. Von Frust oder Abstiegsangst kann bei ihm aber keine Rede sein. „Uns war doch schon vor der Saison klar, um was es geht. Das ist also eine normale Situation für uns.“

Dabei ist für den Klub aus Baden-Württemberg noch längst nichts verloren. Der überraschende 2:0-Sieg bei Fortuna Düsseldorf gibt Spielern und Fans neue Hoffnung. Drei Punkte ist das rettende Ufer nur noch entfernt. Und das, obwohl dem VfR Aalen mit sofortiger Wirkung zwei Punkte wegen wiederholten Verstoßes gegen die Lizenzierungsauflage abgezogen wurden. „Das ist natürlich ärgerlich, aber es gibt noch andere Konkurrenten, die ein weitaus schwierigeres Restprogramm haben als wir“, sagt Feick.

Dass der Verein im Kampf um den Klassenerhalt noch ein gewichtiges Wörtchen mitreden darf, hat er einer Serie zu verdanken. „Wir haben in der Rückrunde acht Spiele in Folge nicht verloren. Das ist Vereinsrekord und macht Mut für das Herzschlagfinale.“ Er selbst kann im Schlussspurt nur bedingt eingreifen. Der 27-Jährige wurde nach seiner Roten Karte im Spiel gegen den VfL Bochum vom Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes „wegen einer Tätlichkeit gegen den Gegner in einem leichteren Fall“ für zwei Spiele gesperrt. Am kommenden Sonntag muss er gegen den 1. FC Heidenheim noch auf der Tribüne Platz nehmen. Aber am letzten Spieltag gegen Nürnberg darf der Außenverteidiger wieder ran. „Mich hat die Rote Karte extrem geärgert, weil mir so etwas in meiner Karriere noch nicht passiert ist“, sagt Feick.

Die beiden Kicker aus Oberhavel wünschen sich ein Happy-End. Nicht nur für sich selbst, sondern auch für den jeweils anderen. „Ich hoffe, dass Arne den Klassenerhalt packt“, sagt Fabian Holland. „Ich würde mich freuen, wenn Fabian mit Darmstadt aufsteigt“, entgegnet Feick. Am 24. Mai entscheidet sich alles. Bis dahin darf noch gehofft, gezittert und geträumt werden.

Aufrufe: 014.5.2015, 06:59 Uhr
MOZ.de / Arne FärberAutor