2024-04-16T09:15:35.043Z

Allgemeines
– Foto: Robert Geisler

Corona spaltet Fußballer

In einem Risikogebiet seinem Hobby nachzugehen, wird für die in der höchsten Liga des Fußballkreises Grevenbroich/Neuss spielenden Amateure zunehmend zum Problem. Die Frage lautet: Fortsetzen, unterbrechen oder abbrechen?

Die Corona-Zahlen im Rhein-Kreis Neuss steigen, der Inzidenz-Wert liegt nun schon seit mehreren Tagen deutlich über 50. Fußball wird unter der Woche und am Sonntag in der Kreisliga A aber wohl trotzdem weiterhin gespielt. Dabei herrscht Maskenpflicht auf den Sportplätzen im Rhein-Kreis.

Und es stellt sich die Frage: Soll die Saison in der höchsten Spielklasse im Fußballkreis 5 fortgeführt, unterbrochen oder sogar abgebrochen werden?



Das ist die Situation Zwei Spieltage lang ging in der Kreisliga A alles glatt über die Bühne. Dann folgte der erste Corona-Fall beim FC Delhoven. Zwei Partien verpasste das Team, nimmt mittlerweile am Regelbetrieb aber wieder teil. In der vergangenen Woche hat es den SVG Grevenbroich erwischt – drei positive Fälle gibt es in der Mannschaft, der Spielbetrieb bei „Gencler“ liegt auf Eis. Darüber hinaus gab es schon Spielabsagen wegen Verdachtsfällen beim SV Bedburdyck/Gierath, beim FC Zons und beim VfL Jüchen/Garzweiler II. Neun Spiele wurden bislang abgesagt. Das sind rund zehn Prozent der Spiele. Damit liegt die Kreisliga A über dem Wert des gesamten Fußballverbandes Niederrhein (3,7 Prozent).

Das sagen die Trainer Das Meinungsbild der Coaches ist vor allem von Unsicherheit geprägt. Erkan Akan, dem bei Genclerbirligi gerade drei Spieler wegen einer Corona-Infektion fehlen, sagt klar: „Ich bin der Meinung, dass die Liga bis Dezember ruhen sollte.“ Er ist selbstständig, hat einen Getränkehandel, mehrere Kicker arbeiten bei ihm. Wegen der Infektionen innerhalb des Teams sei auch sein Geschäft in Gefahr gewesen. Nievenheims Coach Daniel Köthe erzählt: „Wir haben auch Bedenken. Wir wissen nicht, ob das so zielführend ist, weiterzuspielen.“ Gieraths Trainer Jürgen Steins meint: „Ich glaube nicht, dass die Saison zu Ende gespielt wird.“ Cengiz Yavuz (VfR Neuss) ist zwiegespalten: „Natürlich ist es wichtig, sein Hobby auszuüben, aber vielleicht sollten wir auch eine Pause einlegen. Die Situation ist gefährlich. Man weiß nicht, wie man sich verhalten soll.“ Jedoch: „Wir werden das akzeptieren, was beschlossen wird.“ Klar für die Fortsetzung setzt sich Thomas Boldt vom FC Zons ein. „Ich wünsche mir, dass die Saison weitergeht“, sagt er und liefert als Begründung: „Nach dem ersten Lockdown war die Freude riesig, als die Spieler wieder auf den Platz durften.“ Dabei spricht er in erster Linie aber auch vom Kinderfußball. „Die Kinder brauchen das, mein Junge hat fast geweint, als ich ihm damals erzählt habe, dass er wieder kicken kann.“ Bei einer Sache sind sich die Trainer allerdings alle einig: Sie wollen die Entscheidung nicht treffen müssen.

Das sagt der Staffelleiter Ein Abbruch der Kreisliga A? Darüber will und darf Reinhold Dohmen, auch Mitglied in der Kommission Spielbetrieb des FVN, nicht bestimmen. „Das ist nicht meine Aufgabe. Das ist Aufgabe der Politik“, sagt er. Die Verordnung für die neueingeführte Maskenpflicht auf den Fußballplätzen des Kreises habe er an die Vereine weitergeleitet. Ob das letztlich eingehalten wird, sei nicht sein Zuständigkeitsbereich. „Die Vereine sind verantwortlich dafür, dass die Coronavorschriften eingehalten werden. Die Stadt muss das kontrollieren.“ Zu einem möglichen Abbruch hat Dohmen eine klare Meinung: „Wir sollten froh sein, dass wir spielen können. Man sollte das immer positiv sehen.“ Planen könne man momentan ohnehin nichts. Deshalb hat der Fußballverband auch nach dem ersten Corona-Abbruch beschlossen: Sind 50 Prozent der Spiele gespielt, wird die Saison gewertet. Zeit bleibt dafür bis zum 30. Juni 2021. Dohmen: „Das ist unser Minimalziel. Oberstes Ziel bleibt natürlich, alle Spiele zu absolvieren.“⇥

Das ist wohl der radikalste Schritt Ein kurzer Exkurs: Die Handball-Abteilung des TSV Norf hat für sich beschlossen, den Trainingsbetrieb in der Halle ab sofort wieder einzustellen. „Daraus ergibt sich im Prinzip auch, dass man am Meisterschaftsbetrieb schwerlich teilnehmen kann“, sagt der Vereinsvorsitzende Hermann-Josef Baaken und fügt energisch hinzu: „Ob der Verband das anders sieht, ist mir persönlich ziemlich egal. Die Risiken, die man durch Einschleppen oder Ausschleppen des Virus mitträgt, wollen wir nicht tragen. Und ob für das Nichtantreten bei Spielen Strafen berechnet werden, wollen wir doch erst einmal sehen.“

Das wäre das Ausstiegsszenario im Fußball Zu einer Saisonunterbrechung oder einem Saisonabbruch würde es nur kommen, wenn alle Vereine gemeinsam die Entscheidung treffen oder eben die Politik den Spielbetrieb verbietet. Solange es nicht dazu kommt, will Dohmen am Spielplan festhalten. Sollte sich ein Klub dazu entscheiden, aus Angst vor Infektionen nicht mehr am Spielbetrieb teilzunehmen, drohe ihm der Zwangsabstieg.

Aufrufe: 021.10.2020, 23:00 Uhr
RP / Dirk Sitterle und Felix StrerathAutor