2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Ob nun gerechtfertigt oder nicht: Auch die Strafen nach dem Schlusspfiff haben sich deutlich erhöht an der Kicker-Basis im Kreis. Foto: Tschannerl
Ob nun gerechtfertigt oder nicht: Auch die Strafen nach dem Schlusspfiff haben sich deutlich erhöht an der Kicker-Basis im Kreis. Foto: Tschannerl

Nicht viel härter, aber konsequenter

Wegen des Anstieges von roten Karten nach Spielschluss: Kein Klimawandel an der-Basis, vielmehr greifen Schiris härter durch.

Dass das Klima rau ist an der Kicker-Basis, nicht nur im Teilkreis Cham, das ist nichts Neues. Doch mit Beginn der neuen Saison glauben Kenner der Szenerie einen Klimawandel festgestellt zu haben. Noch rauer ist es geworden, den Blick schärfen die vielen roten Karten nach dem Schlusspfiff oder Meldungen ans Sportgericht, wenn die „netten Worte“ zum Schiedsrichter erst im Kabinengang gefallen sind (wir berichteten).

Seit Ende Juli vergeht von der Kreisliga bis in die A-Klasse kaum ein Spieltag, an dem nicht ein nachträglicher Platzverweis verhängt wurde. Paradebeispiel die Kreisliga-Partie zwischen Cham II und Ränkam (0:2), deren Nachspiel wochenlang in aller Munde war.
Zuletzt erwischte es der Kreisliga Ost bei der Partie der SG Chambtal gegen die DJK Beucherling gleich drei Spieler mit Gelb-Rot. Und keiner mag glauben, dass daran nur der Austausch-Schiri von der Bayreuther Gruppe schuld sei. Zudem ist ein sprunghafter Anstieg von roten Karten nach Spielschluss zu verzeichnen. Jüngstes Beispiel: Kreisliga West, Rötz gegen Neubäu mit der roten Karte nach Spielschluss. Nur eine Momentaufnahme oder doch ein Trend?

Karl-Heinz Späth (Furth i. Wald), Obmann der Chamer Schiri-Gruppe, winkt ab: „Ich meine, dass die Spiele nicht härter geworden sind. Viel mehr liegt es wohl daran, dass viel konsequenter gepfiffen wird“. Wie sieht der Obmann die roten Karten nach Spielschluss: „Da hilft uns jetzt die neue Regel etwas, denn früher war ja nur nach Spielschluss eine Meldung möglich, dann hat das niemand nach Außen mitbekommen, jetzt kann der Unparteiische auch die rote Karte zeigen“.

Am Ende nur ein Amt ausgeführt

Doch: „Jeder Schiedsrichter ist auch nach Spielschluss bereit zu einem Meinungsaustausch, da hat niemand etwas dagegen einzuwenden, aber nur solange die Diskussion sachlich geführt wird“. Weil jeder selbstkritische Schiedsrichter weiß, dass er auch einmal daneben gelegen hat mit einer Entscheidung. Späths Blickwinkel: „Der Schiedsrichter hat nur ein Amt ausgeführt und muss sich dann nicht beleidigen lassen“.

Von der Schiri-Basis waren aber auch schon weniger moderate Töne zu hören: „Vogelwild“ bezeichnete ein altgedienter Schiri der Chamer Gruppe neulich die Verhältnisse in der A-Klasse, weil dort eben auch schon gehöriger Aufstiegs- und Erfolgsdruck herrsche. Unsere Leistungsgesellschaft ...

Wolfgang Galli, Trainer der SG Schönthal/Premeischl, will kein Öl ins Feuer gießen: „Ich glaube nicht, dass der Fußball viel härter geworden ist, eher greifen die Schiedsrichter besser durch“. Galli findet es auch „richtig, dass härtere Fouls und verbale Geschichten konsequenter geahndet werden“. Und: „Wenn Beleidigungen dabei sind, dann ist die rote Karte richtig, Beleidigungen gehören nicht auf den Fußballplatz“.

Zu viele gute Spieler nun am Werk

Furths Sportlicher Leiter Michael Weiß hat als ehemaliger Torwart auch seine Meinung: „Ich finde, der Fußball ist nicht härter geworden, aber meist fehlt den Schiedsrichtern die klare Linie. Oftmals werden klare Fouls und taktische Geschichten zunächst nicht mit Karten geahndet und wenn dann ein Spieler was sagt, erhält er oft gleich Gelb. Wenn die Spieler dann merken, dass sie beim Schiri fast alles dürfen, kommen meist am Ende die Fouls zustande, sodass der Schiedsrichter unter Zugzwang gerät, dann Gelb und Rot verteilt, was er vorher nicht getan hat.

Nicht nur aus Sicht des Titelfavoriten FC Furth i. Wald mit vielen höherklassig erfahrenen Spielern ist klar, dass „das Tempo gerade in der Kreisliga gegenüber früher viel höher geworden ist durch viele gute Spieler, was auch dazu führen kann, dass die Unparteiischen die eine oder andere Situation falsch einschätzen“, hat Weiß schon denn einen oder anderen Kartenspieler in Schwarz erlebt. Oder ist es der Zeitgeist, dass die Disziplin nachlässt, den Schiris nicht mehr Respekt wie früher entgegen gebracht wird, der Erfolgsdruck auch Frust bewirken kann? Von allem etwas wohl.

Aufrufe: 029.9.2016, 19:00 Uhr
Thomas MühlbauerAutor