2024-05-02T16:12:49.858Z

Testspiel
Ein buntgemischtes Gruppenbild: Die Eintracht-Profis in Weiß mit den Spielern der SG Treis/Allendorf und den (grünen) F-Junioren der JSG Lumdatal.	Foto: Hahn
Ein buntgemischtes Gruppenbild: Die Eintracht-Profis in Weiß mit den Spielern der SG Treis/Allendorf und den (grünen) F-Junioren der JSG Lumdatal. Foto: Hahn

Nicht nur Treis/Allendorfer Abwehr ist top

+++ Kreisoberligist schlägt sich in seiner Halbzeit bei toll organisiertem Event ebenso +++

Marburg. Für Aaron war es ein großer Tag. Acht Jahre ist der F-Juniorenkicker der JSG Lumdatal alt, Fan von Eintracht Frankfurt ist er auch noch. Das passt. Denn an diesem Freitagabend darf er sich die Hand von einem seiner Vorbilder schnappen („am liebsten von Abraham“) und einlaufen ins weite Rund des Georg-Gaßmann-Stadions in Marburg. So wie seine 14 Mitspieler der JSG, die sich lauthals beschweren, als der Fragesteller sie als Eintracht-Fans bezeichnet. Nein, Dortmund und Bayern stehen auch hoch im Kurs der kleinen Lumdataler, aber den Ton gibt heute dann doch die Eintracht an. Und nur Jana tippt kurz vor Anpfiff auf 1:1-Unentschieden.

Dicht dran an der Punkteteilung war man aber nicht an diesem sonnigen, wenn auch kühlen Abend. 13:0 (3:0) siegte das Team von Niko Kovac gegen die SG Treis/Allendorf, die in der ersten Halbzeit Marc Stendera und Co. forderten, und den Marburger Gruppenligisten SV Bauerbach, der die zweite Hälfte bestritt. Und 3500 Zuschauer waren gekommen, um den Auftritt der Adlerträger zu sehen. Einen Auftritt, der seit vier Jahren auf der Agenda des Gießener Kreisoberligisten stand und seit zwei Jahren dem Gruppenligisten versprochen war. Was lange währte, wurde dann aber auch richtig gut. Der Andrang war enorm, aber wie Klaus Lotz und Steffen Heinz von der SG, Edmund Eucker vom SV und auch der von beiden Vereinen ins Boot geholte und für seinen Einsatz hoch gelobte Marburger Kreisfußballwart Peter Schmidt dieses Event mit ihren unzähligen ehrenamtlichen Helfern organisiert hatten, war allererste Sahne. Es lief reibungslos im Stadion und im Umfeld. Nicht nur Gießens stellvertretender Kreisfußballwart Hans-Peter Wingefeld zog den Hut davor. „Wirklich stark“, sagte der Rödgener, der auch auf der Tribüne Platz genommen hatte und sehr zur Freude seines Enkels, der mit Fabian-Trikot daneben saß, auf „7:1 für die Eintracht“ tippte.

Doch dafür hätte wohl die SG Treis/Allendorf durchspielen müssen. Die gab ihre 45 Minuten nämlich lediglich mit 0:3 aus den Händen, was absolut für die „Wir-machen-erst-mal-dicht-Taktik“ sprach, denn bis zur 15. Minute fiel Kevin Prince Boateng und seinen Kollegen nur wenig ein. Die Treis/Allendorfer standen tatsächlich gut, schlugen sich in den Zweikämpfen wacker, ließen wenig zu. Und so durfte Torwart Marino Kontaxis gegen Timothy Chandler, Max Besuschkow und Eintracht-Star Kevin Prince Boateng zeigen, dass man auch Bundesliga-Profis ausbremsen kann.

Dass Boateng, der illustre Neuzugang mit der Nummer 17, schon beim Einlaufen – nur Timothy Chandler bekam ebenfalls Sonderapplaus – kräftig bejubelt wurde, gab er mit einigen Hacke-Spitze-Tricks dem dankbaren Publikum zurück.

Ansonsten lief das Spiel, wie solche Spiele eben laufen. Der Kreisoberligist kam sehr sporadisch über die Mittellinie und die Eintracht suchte die Lücke im ebenso engen wie tatsächlich cleveren Verbund. Bester Lückenreißer waren dabei Marc Stendera, der sehr agil unterwegs war und Besuschkow, der im Bundesliga-Alltag keine Rolle spielt. Das 0:1 war, nach Ecke Stendera, aber dem Prinzen vorbehalten. Wie einst Gerd Müller drehte er sich auf dem Bierdeckel mit dem Rücken zum Tor um seine Kontrahenten und schob die Kugel in den Kasten. Das war in der 17, Minute, ehe Besuschkow drei und zehn Minuten später auf 3:0 erhöhte, mehr ließen die Lumdataler nicht zu.

Und während in der Pause die meist dreikäsehohen Autogrammjäger jeden Schritt der zum Auslaufen auf die Tartanbahn kommenden Auswechselspieler belauerten, um sich dann rasch auf sie zu stürzen, gaben die Bauerbacher um Trainer Stefan Frels eine offensivere Variante als Marschrichtung aus. Ob sie beim 0:3 noch hofften, das Spiel drehen zu können? Da hatten sie die Rechnung aber ohne die Adlerträger gemacht, die die Räume dankbar annahmen und durch Branimir Hrgota (46), Daichi Kamada (50.) sowie Besuschkow bis zur 54. Minute bereits das Ergebnis verdoppelten.

Munter ging es weiter bis zum 13:0, wobei Sebastien Haller dreimal traf und auch der aus Florenz zurückgeholte Ante Rebic noch zweimal richtig stand. Dass die beiden sich an diesen Tag irgendwann erinnern werden, ist eher unwahrscheinlich. Bei den Spielern und Verantwortlichen der SG Treis/Allendorf dürfte dieser Tag dagegen lange in Erinnerung bleiben. Und natürlich auch bei Aaron und den Einlaufkindern der JSG.

SG Treis/Allendorf: Kontaxis (Jäger); Barth, Hausner, Buss, Nachtigall, Temme, Schwabauer, Reinhardt, Wagner, Dürr, Lautenschläger, D. Fey, O. Fey, Leinweber.

Eintracht Frankfurt: Zimmermann; Salcedo, Abraham (46. Williams), Falette (46. Ordonez), Chandler (46. Wolf), Boateng (58. Medojevic), da Costa, Stendera, Besuschkow – Kamada (58. Haller), Hrgota (58. Rebic).

Tore: 0:1 Boateng (18.), 0:2, 0:3 Besuschkow (20./27.), 0:4 Eigentor Löwer (46.), 0:5 Kamada (50.), 0:6 Besuschkow (54.), 0:7 Stendera (63.), 0:8, 0:9 Haller (65./70.), 0:10, 0:11 Rebic (77./81.), 0:12 da Costa (87.), 0:13 Haller (89.). - Schiedsrichter: Rollbetzki (Schröck). - Zuschauer: 3500.



Aufrufe: 01.9.2017, 23:00 Uhr
Rüdiger Dittrich (Gießener Anzeiger)Autor