2024-04-20T08:00:28.265Z

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Vom College in die Profi-Liga: Gordon Wild (rechts) trumpfte im Trikot der University of Maryland groß auf. Damit verdiente er sich einen Vertrag bei Atlanta United. 	Foto: Imago
Vom College in die Profi-Liga: Gordon Wild (rechts) trumpfte im Trikot der University of Maryland groß auf. Damit verdiente er sich einen Vertrag bei Atlanta United. Foto: Imago

Nicht nur Schweinsteiger

USA: Mit Gordon Wild spielt fortan ein weiterer Deutscher in der Major League Soccer

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Atlanta. Aktuelle deutsche Spieler in der Major League Soccer? Klar, da fällt einem sofort Bastian Schweinsteiger bei den Chicago Fire ein. Doch die MLS ist nicht nur eine lukrative Spielwiese für Fußball-Weltmeister im Herbst ihrer Karriere, sondern auch eine Karrierechance für junge Hüpfer. Alljährlich hoffen die besten College-Talente darauf, beim sogenannten Superdraft von einem der mittlerweile 23 Teams in der ersten Profi-Liga der USA ausgewählt zu werden.

In der Jugend bei Mainz 05 und beim SVWW aktiv

Für zwei Deutsche erfüllte sich in diesem Jahr bei der großen Show in Philadelphia der Traum. Neben Tim Kübel, der unter anderem in den Jugend- bzw. Amateur-Mannschaften von Borussia Dortmund und Schalke 04 gespielt hatte und nun vom MLS-Cup-Gewinner Toronto FC unter Vertrag genommen wurde, ist dies Gordon Wild. Als 14. Pick der zweiten Draft-Runde wechselte er von der University of Maryland zum letztjährigen MLS-Neuling Atlanta United FC. Der 22-Jährige kickte einst bei den Nachwuchsmannschaften von Mainz 05 und beim SV Wehen Wiesbaden. „In Deutschland gingen für mich die Fußball-Türen zu“, zog es den Stürmer im Sommer 2015 in die USA, wo der Traum vom Profi-Fußball weiterleben sollte. Zuvor hatte er in der U23 des SVWW „ein katastrophales Jahr“ mit wenigen Einsatzzeiten erlebt, nachdem er sich bei der U19 des Drittligisten im Jahr zuvor einen Mittelfußbruch zugezogen hatte. Als „No Name“ kam Wild dann zunächst bei den Upstate Spartans in South Carolina am College an. Dabei kam dem Sohn einer Deutschen und eines Dänen zugute, dass er zweisprachig aufgewachsen ist und schon der englischen Sprache mächtig war. Auf dem Fußballplatz machte der junge Deutsche aber sofort auf sich aufmerksam. Mit 16 Toren in 15 Spielen für die Spartans. Eine Statistik, die die Amerikaner beeindruckte. So ging es nach einem Jahr für den Wirtschaftswissenschaften-Studenten schon zur renommierten University of Maryland. „Dort war einfach alles top. Absolut mit Mainz 05 zu vergleichen“, lobte Wild die Trainingsbedingungen und fügte an: „Wir spielten immer vor rund 5000 Zuschauer.“ Und die sahen, wie Wild als hängende Spitze in seiner zweiten College-Saison mit 17 Treffern zum Top-Torjäger der Terrapins wurde. Einige seiner schönen Tore sind im Internet zu sehen. Auch wenn sein Team in der abgelaufenen Saison in der ersten Play-off-Runde zur landesweiten College-Meisterschaft ausgeschieden ist, für Wild war der Weg geebnet. Schon nach zweieinhalb Jahren statt nach vier Jahren verließ er das College, hatte er doch über einen großen Sportartikelhersteller einen zweijährigen Vertrag mit der MLS in der Tasche. Während andere College-Absolventen hoffen mussten, überhaupt ausgewählt zu werden, wusste Wild, dass er bei einem Verein unterkommt. Bei welchem allerdings nicht.

Früherer Barcelona-Coach nun sein Trainer in Atlanta

„Atlanta ist eines der aufregendsten Teams der MLS mit einem neuen 50 000-Zuschauer-Stadion“, ist Wild nach den ersten Eindrücken und Trainingseinheiten in der Südstaaten-Metropole begeistert. Mit Kevin Kratz und Julian Gressel, der in der vergangenen Saison zum „Rookie of the Year“ der Liga gekürt wurde, trifft Wild sogar auf zwei Deutsche in seinem Team. Zudem sieht er Mikey Ambrose wieder, der ebenso für Maryland gespielt hat. „Das macht mir alles mega easy“, ist schon an der Sprache zu merken, dass Wild seinen Fokus nun voll auf die USA legt. Trainiert wird er übrigens von dem früheren Barcelona-Coach Gerado Martino.

Der Kontakt über den großen Teich in Richtung Europa funktioniert aber auch noch. Nicht nur mit seiner Mutter Irene Wild in Köln und seinem Vater Johnny Meyer, der in Amsterdam lebt. Mit dem ehemaligen Mainzer und heutigen Kieler Aaron Seydel verbindet Wild sogar noch eine tiefe Freundschaft. Wild, der von den Sportfreunden Eisbachtal nach Mainz kam, spielte einst mit Seydel zusammen in der Jugend: „Dort hatte ich eine schöne Zeit unter dem tollen Trainer Stefan Sartori.“ Aber auch Stefan Klören als Verbindungslehrer zwischen der Nachwuchsschmiede des Bundesligisten und der IGS Mainz-Bretzenheim, an der Wild sein Abitur gemacht hat, habe ihm sehr geholfen. Wild lebte auch noch in seiner anschließenden SVWW-Zeit im Kolping-Haus in Mainz.

„Man darf nie aufgeben“, hofft Wild, dass die Karriere, die vor gut zwei Jahren schon in einer Sackgasse war, nun über den Umweg USA so richtig in Fahrt kommt, auch wenn er als Frischling um einen Platz im Kader kämpfen muss. Mit seinem neuen Team hat er jedenfalls große Ziele: „Wir wollen um den MLS-Cup mitspielen.“



Aufrufe: 01.2.2018, 10:00 Uhr
Torsten MudersAutor