2024-04-30T13:48:59.170Z

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Typisch Frank Heller: Die anderen stehen im Mittelpunkt, er hält sich lieber zurück (hinten rechts).	Archivfoto: Raab
Typisch Frank Heller: Die anderen stehen im Mittelpunkt, er hält sich lieber zurück (hinten rechts). Archivfoto: Raab

Nicht mit dem Kopf durch die Wand

KREIS ALSFELD: +++ Kreisfußballwart Frank Heller will nächste Saison erneut kandidieren / Heute wird der Vereinsmensch 50 Jahre alt +++

Homberg. Frank Heller ist ein Tausendsassa. Seit drei Jahren ist er Vorsitzender des Fußballkreises Alsfeld und somit Boss aller heimischen Spieler. Daneben ist er seit vielen Jahren in der Politik engagiert, sitzt sowohl im Ortsbeirat seines Heimatortes Nieder-Ofleiden, als auch als Stadtverordneter im Homberger Rathaus. Er war ein Vierteljahrhundert Fußball-Abteilungsleiter des SV Nieder-Ofleiden, Vorsitzender der Burschenschaft, engagiert sich beim Jugendförderverein Homberg, ist aktiver Schiedsrichter, zudem bei „Unser Nieder-Ofleiden“ aktiv und in seiner – zugegebenen – kaum vorhandenen Freizeit geht er mit Hund Daimon spazieren, oder spielt die Tuba im Evangelischen Posaunenchor Nieder-Ofleiden. „Das ist der einzige Verein, in dem ich nicht im Vorstand bin“, schmunzelt Heller, der heute seinen 50. Geburtstag feiert: Am Abend mit der Familie und Freunden, am Vormittag hat er alle Vereinsvertreter des Fußballkreises Alsfeld eingeladen.

Frank Heller ist ein Vereinsmensch, aber seine größte Leidenschaft ist nun einmal der Fußball. Früher war er selbst aktiv, hat aber nur bis zur A-Jugend gespielt. Dann zog er sich eine schwere Knieverletzung zu – Kreuzbandriss. Die damals notwendige Operation hat er aber nicht machen lassen. „Zum einen war ich damals noch in der Ausbildung, wollte nicht noch länger ausfallen. Zum anderen war auch ein bisschen Feigheit vor der Operation der Grund“, erzählt Heller heute. Die Folge: Der als Security-Spezialist bei der Deutschen Post angestellte Ex-Kicker musste die Fußballschuhe schon früh an den Nagel hängen. So war der Weg in die Funktionärsebene – wenn auch unfreiwillig – schon in jungen Jahren geebnet. Da er selbst nicht mehr spielen konnte, beim SV Nieder-Ofleiden aber jede helfende Hand gebraucht wurde und gerade jemand für den Spielausschuss gesucht wurde, stieg er prompt ein. Später wurde er zum Abteilungsleiter gewählt. Bei all diesen Aktivitäten kam ihm sein Naturell entgegen. „Ich bin keiner, der mit dem Kopf durch die Wand geht“, erzählt er – und jeder der ihn kennt, kann das bestätigen. Außerdem ist er kein „Lautsprecher“, der sich gerne in den Vordergrund drängt. Er sieht sich eher als „Arbeiter im Hintergrund“, als Planer und Wegbereiter – und gerade das kommt ihm als Kreisfußballwart, wo besonders viele unterschiedliche Interessen unter einen Hut zu bringen sind, entgegen. „Für mich sind zwei Dinge besonders wichtig: Der Erhalt des Fußballkreises Alsfeld und dass die Vereine zufrieden sind.“ Seine eigenen Interessen – die zählen für ihn erst einmal nicht. Aber ein Duckmäuser ist er beileibe auch nicht. Wenn Frank Heller glaubt, die Weichen seien in die falsche Richtung gestellt, dann vertritt er auch konsequent seine Meinung. So auch, als sein Vorgänger als Kreisfußballwart, Achim Quehl, eine Fusion mit dem Fußballkreis Lauterbach ins Gespräch brachte. „Das wäre gerade für die West-Vereine eine Katastrophe gewesen. Hätten wir mit Nieder-Ofleiden beispielsweise in Ilbeshausen gespielt, hätten wir ja gleich nach dem Frühstück losfahren müssen“, avancierte Heller damals zum Wortführer der „Fusions-Gegner“. Doch die Art und Weise, wie der Familienvater (verheiratet, zwei Kinder) damals agierte, imponierte. Ab sofort stieg Frank Heller auch beim Kreisfußballausschuss ein, wurde von Achim Quehl und Reiner Schulmeyer unterstützt und gefördert. So war fast abzusehen, dass Heller Quehl nachfolgen würde. 2016 wurde er dann auch zum neuen Kreisfußballwart gewählt und hat diesen Schritt bis heute nicht bereut. „Das ist für mich eine Ehre“, freut sich der Jubilar und eingefleischte Fan des FC Bayern München („mindestens einmal im Jahr bin ich bei einem Heimspiel vor Ort“) und will auch im nächsten Jahr zur Wiederwahl antreten. „Wenn die Vereine mich wollen, mache ich weiter“, so Heller, der längst an seinem Team für den nächsten Kreisfußballtag bastelt. „Die Planungen laufen, so wie es aussieht, wollen weitgehend alle weitermachen, was mich persönlich freut. Auch für die aktuell offenen Posten, wie einen Nachfolger für den erkrankten Reiner Schulmeyer, zeichnen sich ebenfalls Lösungen ab“, sieht Heller die Vorarbeiten auf einem guten Weg.

Und welche Entwicklung in Sachen Alsfelder Fußball freuen Heller besonders? „Da fällt mir immer als erstes die Hallenkreismeisterschaften ein, wie wir die jedes Jahr hinbekommen. Das ist doch für alle ein tolles Erlebnis – gerade für die Spieler. Einmal vor 500 Zuschauern aufzulaufen, das macht Spaß und ist ein Highlight für jeden.“

Aber was ärgert den heimischen Fußball-Boss? „Aus meiner Sicht ergeben sich einige Vereine zu leicht in ihr Schicksal. Es wird viel über den Verband geschimpft, dabei bietet der viele Möglichkeiten in Form von Infoabenden und weiteren Hilfestellungen zu allen möglichen Themen an. Da kommen teilweise Vereine aus Kassel bis nach Grünberg angereist und die Alsfelder Clubs lassen sich nicht blicken. Dabei nimmt man von jeder dieser Veranstaltung etwas mit, und sei es nur in Sachen Kontaktpflege oder im zwischenmenschlichen Bereich.“

Welche Aufgaben sieht er auf sich und den Kreisfußballausschuss in den nächsten Jahren zukommen? „Dass die personelle Situation bei den Vereinen nicht besser wird, zeigt sich allein an der Anzahl der Jugendmannschaften. Darüber hinaus kommt womöglich eine Reform, nachdem die Anzahl der Ligen in der Region reduziert wird. Ein mögliches Modell sieht so aus, dass es in der Region zwar weiter eine Gruppenliga gibt, aber nur noch zwei statt drei Kreisoberligen und nur noch fünf statt sieben A-Ligen. Sollte es dazu kommen, müssten die Vereine des Fußballkreises noch mehr kreisübergreifend spielen – sprich nicht mehr nur mit Gießen, wie wir es ja schon seit den 60er Jahren erfolgreich tun. Als Beispiel nenne ich mal die A-Jugend des JFV Homberg. Die hat eine Saison mit Vereinen aus Marburg, Biedenkopf und Frankenberg in einer Liga gespielt. In der nächsten Saison kamen die Gegner aus Gießen und Wetzlar, dann wieder aus Marburg, Biedenkopf und Frankenberg. Sollte es – wie bei dem angesprochenen Modell – tatsächlich im Seniorenbereich drei Ligen weniger in der Region geben, würden etwa 50 Teams in die B-Ligen durchgereicht. Das ergibt natürlich eine neue Verteilung, die aber nicht schlecht sein muss. Nur da muss man eben genau schauen, wie man das am fairsten aufteilt.“ Trotzdem eine knifflige Aufgabe, bei der für Jubilar Frank Heller dennoch zwei Dinge oberste Priorität haben: Der Erhalt des Fußballkreises Alsfeld und die Zufriedenheit seiner Vereine.



Aufrufe: 019.10.2019, 06:00 Uhr
Volker Lehr (Oberhessische Zeitung)Autor