Die jungen Talente "wollen es besser machen"
Der Schiedsrichter hat wohl die undankbarste Rolle auf dem Platz. Er muss in wenigen Sekunden Entscheidungen treffen, kann mit einer einzigen Fehlentscheidung den Ausgang einer Partie beeinflussen und wird von Spielern oder Zuschauern angegangen. Trotzdem finden sich immer wieder motivierte Leute, die genau das in Kauf nehmen wollen. "Erstaunlicherweise wollen es die meisten einfach besser machen", meint Karagülyan. Genau das war auch der Grund, weshalb sich Jonas Rentrop für den Lehrgang anmeldete. Als Zuschauer wurde er Zeuge einiger schwacher Schiedsrichterleistungen. "Einer hat mal einen Elfmeter bei einem Foul gepfiffen, das fast zehn Meter außerhalb des Strafraums passierte", erinnert sich der 18-Jährige. Gegenüber den aufgebrachten Zuschauern habe der Schiedsrichter nur gesagt, sie sollten doch gefälligst selbst einen Schiedsrichterlehrgang absolvieren. Gesagt, getan: Noch am selben Abend meldete sich Rentrop an.
61-Jähriger bald wieder Schiedsrichter
Einige nehmen aber auch aus ganz anderen Gründen an dem Lehrgang teil: Sie wollen ihren Verein vor Strafen bewahren. Jeder Verein muss pro Saison eine bestimmte Anzahl an Schiedsrichtern stellen. In dieses Soll werden aber nur jene gezählt, die jährlich mindestens fünf Lehrabende besuchen und zwölf von 15 angeordneten Spielen leiten. Bei Verletzung dieser Vorgabe drohen Geldstrafen oder Punktabzüge.
Michael Peskelidis sticht mit seinen 61 Jahren deutlich aus der jungen Truppe heraus. Er gehört zu denen, die nicht aus eigenem Antrieb an dem Lehrgang teilnehmen. Von 1980 bis 2002 Schiedsrichter war er bereits Schiedsrichter und beginnt nun wieder, da sein FSV Hellas Schierstein derzeit nur zwei der drei benötigten Schiedsrichter stellen kann. Das ganze macht er nun so lange, "bis der Verein wieder einen anderen gefunden hat."
Mangel an Referees für die Senioren
Am Mittwoch (2. Dezember) erhielten die Schiedsrichter-Talente ihre Einführung. Zwar kennen sie sich bereits mit dem Regelwerk aus; in der Praxis braucht es aber mehr, um Schiedsrichter zu werden. So wurden beispielsweise die Rechte und Pflichten eines Referees, oder das Ausfüllen eines Spielberichtes erklärt. Besonders auffällig: das junge Durchschnittsalter der zukünftigen Spielleiter - die meisten waren zwischen 14 und 18 Jahren jung. Eine Tatsache, die Karagülyan zwiespältig betrachtet: "Natürlich freuen wir uns über die vielen jungen Schiedsrichter, aber es fehlt an welchen für die Seniorenspiele." Zwar gibt es kein Mindestalter für die Leitung einer Seniorenpartie, trotzdem werden nach Angaben des Kreislehrwartes in der Regel drei Jahre Erfahrung in Juniorenspielen benötigt, um eine Partie der Senioren zu leiten. Gerade in der Altersklasse zwischen 25 und 40 Jahren herrscht "großer Bedarf an Schiedsrichtern", was ein echtes Problem darstelle.