2024-04-19T07:32:36.736Z

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F: Katit
F: Katit

Neue Einteilung, neue Qualitätsstufe

KLB 1 GIESSEN: +++ Niveau deutlich angestiegen +++ 1. SC Sachsenhausen, FSG Garbenteich/Hausen und SG Salzböde-Lahn in der Favoritenrolle +++

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GIESSEN (smz). Erfolg wollen alle. Das Sportlerherz tickt so. Doch was ist Erfolg? Aufstieg? Konsolidierung? Klassenerhalt? Interpretationssache. Klar ist: Mit einem bequemen Spaziergang wird der Gipfel der Kreisliga B1 Gießen nicht zu erklimmen sein. Mit ein Grund ist sicherlich das gestiegene Niveau der Klasse. Die befragten Trainer und Verantwortlichen der Vereine etikettieren die Liga einstimmig mit einer neuen Qualitätsstufe.

Das Gros der Teams bewege sich auf einem ähnlichen Niveau, so die einhellige Meinung. Im Knäuel an gleichwertigen Teams nehmen mit dem 1. SC Sachsenhausen, Absteiger SG Salzböde-Lahn und der FSG Garbenteich/Hausen drei Teams die Favoritenrolle ein. Für den anderen Absteiger, FC Großen-Buseck, geht es dagegen zuvorderst darum, sich zu etablieren.

Der FC Großen-Buseck hat das Abstiegs-Double perfekt gemacht, von der Kreisoberliga in die B-Klasse. Parallelen zu einem Profiklub – in diesem speziellen Fall allerdings keine Sache zum Prahlen. Ein ähnliches Schicksal widerfuhr vor nicht allzu langer Zeit auch dem SC Paderborn, der vor drei Jahren noch Bundesliga spielte und sportlich dieses Jahr sogar den Gang in die Regionalliga nehmen musste. Nur dank der klammen Löwen aus München kicken die Westfalen noch in der 3. Liga. Den dritten Absturz in Folge gilt es bei dem FC Großen-Buseck tunlichst zu vermeiden.

Man ist bescheiden geworden. Wiederaufstieg? Nicht auf Biegen und Brechen. Die Vereinsverantwortlichen lechzen nach Ruhe. „Wir wollen oben mitspielen“, sagt Trainer Stefan Heupel zwar, allerdings gehe es zunächst darum, sich nach turbulenten Zeiten zu stabilisieren. „Die Vorbereitung lief gut. Wir haben Ende Juni angefangen“, zieht der Trainer ein erstes Fazit. Zum Start geht es gleich heiß her. Das Derby beim TSV Beuern steht an. „Die sind sehr euphorisiert“, weiß Heupel.

Der andere Absteiger, die SG Salzböde-Lahn, blickt etwas optimistischer drein und lanciert zugleich den Aufstieg als Ziel. Das Fundament wurde mit einer guten Vorbereitung gelegt, „auch wenn ich nicht vollends zufrieden bin“, resümiert Trainer Armin Dahlhoff. Er ist ein Architekt des Unterbaus. „Ich komme aus der Jugendarbeit“, erklärt er. Den Jungspunden bescheinigt er allesamt eine tolle Vorbereitungszeit.

Ebenfalls zum Kreis der Favoriten zählt der 1. SC Sachsenhausen. Auch der Sportclub nimmt die Rolle ohne Abwehrhaltung an und kommuniziert das offen. „Wir wollen aufsteigen“, sagt Abteilungsleiter Ümit Koc. Das Trainer-Duo Steffen Tafferner und Andreas Bäcker kann auf insgesamt 38 Mann zurückgreifen. Für den Amateurbereich eine imposante Zahl.

Dass die FSG Garbenteich/Hausen noch in der B-Klasse kicken muss, ist in der Nachbetrachtung tragisch. „Bis drei Minuten vor Schluss waren wir aufgestiegen“, fasst Trainer Tim Aff die dramatischen Sequenzen nochmals zusammen. Doch das sei abgehakt, der Blick nach vorne gerichtet. „Wir wollen oben mitspielen“, gibt Aff ein eher unkonkretes Ziel aus. Konkreter geht es beim Blick auf das Lazarett zu. „Es ist prekär. Die ganze Sturmreihe ist nicht da“, wehklagt Aff. Besonders schmerzhaft ist der Ausfall von Florian Herr, der seit Winter an einem Kreuzbandanriss laboriert.

Der FC Grüningen heißt ab dieser Saison SG Grüningen/Gambach. Der Zusammenschluss der beiden Vereine hat einen erheblichen Anstieg der Kaderbreite zur Folge. Dem Trainer Marco Graba-Wünsch pocht demnach der Kopf. „Zum Pokalspiel habe ich schon 19 Leute mitgenommen. Fünf Leute konnten nicht spielen“, sagt er. Ein Luxusproblem. Der Aufstieg ist dennoch nicht das Ziel. „Wir wollen unter die ersten sechs, sieben Mannschaften“, sagt Graba-Wünsch. Während es kameradschaftlich passe, macht er im spielerischen Bereich noch das ein oder andere Defizit aus.

Zum Vorbereitungsstart Anfang Juni konnte Trainer Timo Magel vom neugegründeten SV Dorf-Güll nur zehn Mann begrüßen. Problem des Problems: 100 Prozent des Kaders war anwesend. Dies löste hektische Betriebsamkeit aus. Ein Monat später der erfreuliche Befund: Acht weitere Spieler konnten zum Fußballspielen animiert werden. Magel kann durchatmen. Sein Leitsatz: „Die Leute sollen Spaß haben. Es gibt bei mir keine Taktikschulung.“ Für den Sportverein steht ein harter Kampf bevor. „Ich möchte Heinz Zwirner und Amanuel Adiyaman loben. Ohne sie wäre ein Neustart nicht denkbar gewesen“, sagt Magel. Auch hier lässt sich ein schönes Beispiel zum Profifußball finden: Die qualitative Unterlegenheit und der Schulterschluss im Verein ähnelt Darmstadt 98.

Mit Schwarz-Weiß Gießen, Blau-Weiß Gießen, Türkiyemspor Gießen, Kurdistan Gießen, Hellas Gießen, dem ACE Gießen und dem FC Inter Gießen, dazu noch die Zweitvertretungen der Freien TSG Gießen und dem ASV Gießen, gehen insgesamt neun Mannschaften aus Gießen an den Start.

Sechs der neun Mannschaften rangierten in der zurückliegenden Staffel der Kreisliga B2 auf den letzten sechs Plätzen des Klassements. Als bestes Team schnitt Türkiyemspor Gießen ab, die am Ende auf Position vier rangierten. Alle sprechen von einem Mittelfeldplatz als oberstes Ziel. Der SV Kurdistan Gießen geht mit der vagen Äußerung: „Alles ist möglich“ noch am zuversichtlichsten in die Saison „Alles ist möglich“: Ein Spruch, der auch über dem Kampf in der B-Klasse prangt.

Zu leichten Irritationen hat bei unserer gestrigen Vorschau für die Kreisliga A Gießen geführt, dass Stefan Schweig als 1. Vorsitzender des Aufsteigers TSV Rödgen genannt wurde. Schweig ist allerdings „nur“ der neue Pressewart des Vereins, der weiterhin von Gilbert Slotosch geführt wird. Der schraubt wiederum die in der Vorschau zitierte Zielsetzung „Platz acht bis neun“ auf „Klassenerhalt“ herunter.



Aufrufe: 04.8.2017, 22:08 Uhr
Moritz Scheidel (Gießener Anzeiger)Autor