2024-04-19T07:32:36.736Z

Allgemeines

Neuaufbau um den letzten Mohikaner Abruscia

Die Stuttgarter Kickers präsentieren bei der Saisoneröffnung in Gärtringen ihren völlig neu formierten Kader

Mit rund 800 Besuchern hat der Regionalligist SV Stuttgarter Kickers am Samstag in Gärtringen seine offizielle Saisoneröffnung gefeiert. Das Testspiel gegen den Zweitligisten SV Sandhausen ging zwar mit 1:2 verloren, für ihren Auftritt erntete die komplett neu formierte Mannschaft der Blauen aber viel Anerkennung auf den Rängen.

Findungsprozess

Viele gute Ansätze sahen die insgesamt rund 800 Besucher am Samstag im Testspiel des Regionalligisten Stuttgarter Kickers bei der 1:2-Niederlage im Testspiel gegen den Zweitligisten SV Sandhausen. Es war aber auch offensichtlich, dass der komplett neu formierte Kader noch nicht richtig eingespielt ist. „Man hört ja immer die Trainer, wenn sie davon reden, dass sich die Mannschaft noch nicht gefunden hat. Die haben dann fünf Neuzugänge. Wir haben jetzt halt 20“, erklärte der neue Kickers-Coach Alfred Kaminski bei der Kadervorstellung vor der Partie. Damit warb er gleichzeitig um Geduld mit der jungen Mannschaft. Die kam mit der Empfehlung eines Testspielsieges gegen den Erstligisten Ingolstadt zur offiziellen Saisoneröffnung nach Gärtringen. Nach zwei ausgezeichneten Torchancen der Blauen schoss Julian Derstroff Sandhausen mit seinen beiden Treffern (21./27.) in Führung. Der umjubelte Treffer der Kickers gelang Lukas Scepanik Mitte der zweiten Halbzeit. Coach Kaminski war mit dem Auftritt seiner Mannschaft nicht restlos zufrieden. „Im Gegensatz zur Partie gegen Ingolstadt hat uns heute ein wenig der Elan gefehlt. Nach den beiden Gegentoren haben wir uns zu sehr zurückgezogen und nicht das notwendige Risiko gezeigt, das man benötigt, wenn man etwas bewegen will.“

Neues Gesicht

66 Minuten lang bekam bei den Kickers ein Gastspieler die Gelegenheit, sich zu präsentieren. Außenstürmer Angelo Hauk ist nach dem Abschied von der TuS Koblenz zurzeit vereinslos. „Er ist läuferisch sehr stark, war viel unterwegs und hat sich auch im Training am Freitag stark präsentiert. Das ist ein interessanter Spieler“, erklärte Kaminski ganz offen. Platz im Kader hat es auf jeden Fall noch. „Wir haben immer gesagt, dass wir noch drei gute Leute brauchen“, so Kaminski.

Der letzte Mohikaner

Gerade einmal ein einziger Spieler ist bei den Stuttgarter Kickers aus dem Kader der vergangenen Saison der Dritten Bundesliga übriggeblieben. „Das war schon ein komisches Gefühl“, meint Alessandro Abruscia. Während sich aus dem Kreise der Mitspieler der Vorsaison einer nach dem anderen verabschiedete, bekannte sich der 26-Jährige klar zu den Blauen. Um ihn herum bildet sich zurzeit die Formation heraus, mit der die Kickers in der Regionalliga Südwest bestehen wollen. „Die Jungs sind cool. Wir haben viele junge Spieler, die sehr gewillt sind. Die Mischung passt“, findet der Mann mit der Nummer zehn. Er wird einer derjenigen sein, die Verantwortung übernehmen müssen. Als Mannschaftskapitän? „Um Verantwortung zu übernehmen, brauche ich nicht die Binde. Wenn ich sie bekomme, werde ich diese Rolle aber natürlich gerne annehmen und ausfüllen.“

Neue Kleider

Am Samstag wurden in Gärtringen auch die neuen Trikots der Kickers vorgestellt. Eine besondere Bedeutung hat das Outfit für die Heimspiele. Die Fans waren zufrieden. „Das ist sehr gut gelungen“, fand zum Beispiel Marcus aus Stuttgart vom Fanclub Blue Fasi. Der 28-jährigen Bo aus Stuttgart gefallen vor allen Dingen die ineinander fließenden, verschiedenen Blautöne. „Das ist mal etwas anderes.“ Marc-Nicolai Pfeifer, Kaufmännischer Leiter der Kickers, zeigte sich vom neuen Trikot überzeugt. „Jeder Spieler, der das trägt, wird merken, dass da sehr viel von uns Blauen drinsteckt“, erklärte er. In den Kragen ist das entsprechende Motto eingenäht: Kämpfer, Könner, Kameraden.



Guter Zweck

Bei vielen seiner Veranstaltungen hat der Fitnessstudio-Betreiber Gym24 auch soziale Zwecke im Auge. Ein Teil der Eintrittsgelder der Veranstaltung in Gärtringen, die Gym24 als Partner der Stuttgarter Kickers, zusammen mit dem FC Gärtringen ausrichtete, geht an die „Gäubote“-Aktion Miteinander – Füreinander. Speziell wird die Einzelfallhilfe bedacht (wir berichteten mehrfach). Diesen Bereich betreut Helga Dierich, die für die katholische Kirche im Arbeitskreis Miteinander – Füreinander sitzt. „Für uns ist das sehr wichtig“, erklärte sie. „Die Anfragen an die Einzelfallhilfe haben in den vergangenen beiden Jahren zugenommen.“ „Mir gefällt es, dass lokal geholfen wird“, erklärte Gym24-Mitinhaber Frank Luz. „Wir haben mit unseren Studios auch Patenkinder in der Dritten Welt. Aber es gibt auch hier bei uns Menschen, die man nicht vergessen darf.“ Ralph Fleischmann, Geschäftsführer des Evangelischen Diakonieverbandes im Landkreis Böblingen, freut darüber, dass der Bedarf an Hilfestellung in sozialen Notsituationen ins öffentliche Bewusstsein gerückt wird. „Es ist toll zu sehen, dass so ein Spiel hier stattfindet. Das hebt unsere Aktion auf ein anderes Level.“ Fleischmann übrigens ist Fan von Borussia Mönchengladbach. Die Begeisterung rührt aus den 70er Jahren, als die sogenannte Fohlen-Elf ihre Hochzeit hatte. Die Höhe des Erlöses für den guten Zweck stand am gestrigen Sonntag noch nicht fest.
Viel Arbeit – Ralf Laur, Chef des gastgebenden FC Gärtringen, war äußerlich die Ruhe selbst, als die Veranstaltung am Samstag gegen 12 Uhr anlief. Immer im Bewusstsein, dass er jederzeit gefordert sein könnte. Seit Donnerstag hatten die fleißigen Ehrenamtlichen des FC Gärtringen das Festzelt aufgebaut und die Anlage für das Event herausgeputzt. Fast 70 Helfer sorgten den Tag über dafür, dass rund um die Spiele und die Party am Abend im Zelt alles seinen geordneten Lauf nehmen konnte. Nach den Unwettern am Freitagabend war Laur ein wenig mulmig geworden. „Ich hoffe, dass es bis zum Abend hebt“, meinte er. Dieser Wunsch wurde ihm erfüllt.

Aufrufe: 025.7.2016, 12:00 Uhr
Robert Stadthagen, GäuboteAutor