Trainer Stephan Ellfeldt rang um Worte, um die Leistung seine Kicker zu beschreiben. "Gutes sah ich nicht", fasste er die ersten 90 Pflichtspielminuten nach der Winterpause zusammen. "Totalversagen" nahm er in den Mund und "ich muss mich bei den Fans entschuldigen. Da war heute nichts von Willen zu sehen. Wenn man fußballerisch nichts auf die Reihe bringt, dann muss man wenigstens die Moral aufbringen und sich wehren." Technisch bot Union eine Vorstellung unter ferner liefen. Als Erklärung mag gelten, dass "wir das erste Mal wieder auf dem Grün sind". In der kompletten Vorbereitungsphase war das den Neuruppinern nicht vergönnt gewesen. Testspiele trugen sie auf Kunstrasen aus. Dass gegen Nauen auch kein Passspiel aufkam und die Bälle reihenweise versprangen, fällt eventuell ebenso in diese Richtung. Dass aber kein Standard Gefahr brachte, kann sich Ellfeldt nicht erklären. Am ehesten greift wohl: "Heute standen elf Leute auf dem Platz, die so noch nie zusammen gespielt haben."
Schmerzlich vermisst wurden vor allem zwei der Kicker, die ein Spiel entscheiden oder dirigieren oder die Mannschaft mitreißen können. Christian Lenz ist so einer, der jede Abwehr vor Probleme stellt. Michael Engel ist der Regisseur, der Mittel in petto hat, einer drohenden Niederlagen wirksam zu begegnen. Lenz fehlte berufsbedingt zum Rückrundenauftakt. Er ist als Soldat mit der Bundeswehr in Mali. Voraussichtlich dauert sein Einsatz vier Monate. Engel saß im Auto. Eigentlich wollte er pünktlich aus dem Urlaub zurück sein. Doch eine Reifenpanne in Italien riss ihn aus den Träumen und hemmte seine Elf.
Ist die laxe Einstellung vor dem Seitenwechsel noch erklärbar, so fehlte aber zum Wiederbeginn nach dem 0:0 der Ruck. Zwar kam auch Nauen kaum zu Torszenen, jedoch entwischte Laufwunder Hänsel einmal auf dem rechten Flügel. Stefan Fechner, wegen seines Stellungsspiels einer der besten Innenverteidiger der Liga, ließ sich überlaufen und verlor den ganz wichtigen Zweikampf am Strafraum. Der pfeilschnelle Nauener netzte ein (62.).
Die treffende Reaktion für eine Mannschaft, die um den Aufstieg mitkämpft, blieb aus. Trainer Ellfeldt: "Blamabel und peinlich. Ich bin mega enttäuscht." Ein wenig Glück hatten die Unioner sogar, dass sie mit voller Mannschaftsstärke vom Platz kamen. In der dreiminütigen Nachspielzeit ließen sich Steven und Dustin Wolter zu Fouls hinreißen, die rotwürdig waren. Schiri Ulf Mittmann (Putlitz) beließ es beim Zeigen des Gelben Kartons.