Landesliga II: Wehmut, Abschied und ein letzter Strohhalm

Sportlich ist für die beiden Nord-Stuttgarter Vertreter am letzten Spieltag der Fußball-Landesliga fröhliches Schaulaufen angesagt. Worüber beide nicht unglücklich sein dürften – denn zurzeit stehen andere Probleme im Vordergrund. Beispiel N.A.F.I. Stuttgart: Der seit der Winterpause von Auflösungserscheinungen geplagte und inzwischen schon mehrfach totgesagte Club hat einen Strohhalm entdeckt, mit der sich die aktuelle Lage schlagartig verbessern lassen würde. Der TSV Weilimdorf hingegen hat ein doppeltes Personalproblem – denn es betrifft sowohl das Aufgebot, das zum Saisonabschluss nach Geislingen reist, als auch den Kader, der in der kommenden Spielzeit für die Nord-Stuttgarter auflaufen wird.

SC Geislingen - TSV Weilimdorf (Sa 15:00)

Ein Spiel am Samstag noch, dann sind Trainer Daniel Goss und der Sportliche Leiter Manfred Porubek für den TSV Weilimdorf erst einmal Geschichte. In der Winterpause der Saison 2016/2017 hatte das Duo die sportliche Verantwortung von Trainer Marco Scheel übernommen. Seinerzeit hatte der TSV nach der Halbserie gerade einmal zwölf Punkte auf dem Konto. Mit Goss und Porubek gelang der Klassenverbleib – und das Kunststück, die Mannschaft Schritt für Schritt weiter zu entwickeln. „Zweieinhalb Jahre harte Arbeit, aber es ist immer bergauf gegangen“, sagt Porubek. „Wir können die Mannschaft mit gutem Gewissen an unseren Nachfolger Tobias Weis übergeben.“ Da dürfte dann am Samstag in Geislingen doch ein bisschen Abschiedsschmerz aufkommen? „Noch ist alles normal. Aber ich vermute, nach dem Schlusspfiff wird es schon ein bisschen weh tun“, sagt Porubek. Was schon im Vorfeld schmerzt: Die Nord-Stuttgarter müssen beim Spiel in Geislingen auf sieben Stammkräfte verzichten: Güney Cömert ist gesperrt, Daniel Baierle und Patrick Härle sind verletzt. Florian Sprenger, Iheb Ben-Abdallah, Melvin Alavac, Aaron Nkansah und Tamer Fara fehlen aus privaten Gründen beim Abschiedsspiel des Sportlichen Leiters und des Trainers.

Apropos Abschied: Nach Torwart Dominik Ferdek droht der TSV noch zwei weitere Leistungsträger zu verlieren. Aaron Nkansah und Stürmer Carmine Pescione liebäugeln mit einem Wechsel zu einem höherklassigen Club. Dafür hat Madenhager Woldezion für eine weitere Saison zugesagt. Und für die Vertragsverlängerung mit Demis Jung fehlt laut TSV-Spielleiter Michael Bachmann „nur noch der Händedruck“.

TSV Neu-Ulm - N.A.F.I. Stuttgart (Sa 17:00)

Wenigstens noch ein Mal gewinnen – das ist der erklärte Wunsch von Damir Bosnjak, dem Spielertrainer von N.A.F.I. Stuttgart: „Es wäre ein schöner Abschluss für die viereinhalb Jahre hier. Auch wenn das letzte halbe Jahr ziemlich schlimm war.“ Eine Aussage, die verdächtig nach Abschied klingt. Zumal in Adnan Ajdinovic, der Spielertrainer beim 1. SV Fasanenhof werden soll, ein weiterer Abgang bevorsteht.

Doch noch ist N.A.F.I. nicht Geschichte. Denn der Verein hat sich einen neuen Strohhalm geangelt, um seinen Fortbestand zu sichern. Ohnehin hatten die N.A.F.I.-Verantwortlichen schon vor gut zwei Jahren betont, dass sie sich einen Zusammenschluss mit einem anderen Club durchaus vorstellen können. Konkret wurde dieser Plan aber erst in der aktuellen Runde. Zwar ist ein Zusammenschluss mit dem VfL Stuttgart bereits gescheitert. Doch nun haben sich die Stuttgarter an den FC Esslingen gewandt. Und der zeigte sich aufgeschlossen. „Wir haben die sportliche Qualität, der FC Esslingen hat den Unterbau“, sagt Damir Bosnjak über den potenziellen Partner, der sich zunächst ausschließlich auf Jugendmannschaften konzentriert hat und in der Saison 2018/2019 erstmals eine Aktivenmannschaft stellte. Dies übrigens erfolgreich: In der Kreisliga-B-Staffel 1 des Bezirks Neckar/Fils schloss der FC die Runde als Meister ab. Von derzeit 25 Begegnungen gewannen die Esslinger 23, spielten ein Mal remis und verloren nur eine einzige Partie. Auch die Tordifferenz von 180:14 ist ein ziemlich eindeutiges Indiz für die Leistungsfähigkeit des Teams.

Am gestrigen Donnerstag wurden der N.A.F.I.-Spielertrainer und ein Teil der Mannschaft zu Gesprächen in Esslingen erwartet. Auf Funktionärsebene hat bereits ein Treffen stattgefunden. Zuversicht herrscht auf beiden Seiten, wobei die des FC eher etwas verhalten ausfällt. „Die Gespräche mit N.A.F.I. waren bisher positiv. Aber die Hürden sind hoch und die Zeit ist knapp“, sagt Martin Hägele, Vorstand Sport beim FC Esslingen.

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