2024-04-23T06:39:20.694Z

Allgemeines
– Foto: Meiki Graff

»Nähe in Zeiten der Distanz schaffen«

STRATEGIE: +++ Gezielte Aktionen, Aufmerksamkeit und Solidarität erzeugen: Wie arbeiten die heimischen Topclubs in der Coronakrise in den sozialen Medien? +++

Wetzlar. Die Coronakrise wirbelt die Routinen des Alltags durcheinander. Für den Sport und die heimischen Topclubs bedeutet das kein Training, keine Spiele, keine Termine. Doch diesen Vereinen kommt mit ihrer Reichweite dieser Tage mehr eine gesellschaftliche, denn eine unterhaltende Funktion zu. Wir haben uns bei den heimischen Spitzenvereine umgehört, mit welchen Aktionen sie in der Coronakrise als Botschafter in den sozialen Netzwerken fungieren, wie sie für Solidarität trotz „social distancing” werben und welche Resonanz sie erfahren.

RSV Lahn-Dill

Marina Failing (Social Media Abteilung): „Das wichtigste aktuell ist für uns, sich gegenseitig zu unterstützen. Deshalb unterstützen wir unter #bettertogether unsere Partner und Sponsoren wie beispielsweise Restaurants, die nicht mehr geöffnet haben und einen Lieferservice anbieten. In diesen Firmen stehen Existenzen auf dem Spiel. Deshalb geht es nicht um bezahlte Partnerschaften oder einen Mehrwert für den RSV, sondern darum, dass wir diese Situation nur gemeinsam bewältigen können. Die Resonanz ist bisher sehr gut, viele bedanken sich bei uns für die gezeigte Solidarität und den Zusammenhalt, der eben derzeit auf Distanz stattfindet.”

TV Hüttenberg

Kim Martin Heeß (Leiter Kommunikation und Medien): „Wir haben bei den allgemeinen Vorsichtsmaßnahmen zum Thema Corona zunächst einmal die von der 2. Bundesliga vorgegebenen Grafiken ausgespielt. In den kommenden Tagen und Wochen werden wir diesbezüglich auch unserer Spieler mit Live-Gesprächen und Videos von zu Hause aus mit einbinden, um den Kontakt zwischen unseren Fans und Spielern zu halten. Im Moment haben unsere Spieler aber noch offiziell frei. Im Fokus stand in den letzten Tagen aber unsere Einkaufsaktion, die medial in ganz Deutschland für Aufsehen gesorgt und viel positive Resonanz gebracht hat, die uns sehr gefreut hat. Denn das war kein PR-Gag, sondern uns geht es darum, den Leuten zu helfen. Die Aktion läuft auch weiterhin. Darüber hinaus haben wir für die Kids, die momentan auch zu Hause sind, ein Memory zum selbst Ausschneiden entwickelt und versuchen wir die Leute mit unterhaltsamen Grafiken in dieser schweren Zeit, zumindest für einen kurzen Moment, für ein wenig Ablenkung zu sorgen.“

HSG Wetzlar

Björn Seipp (Geschäftsführer): „Wir versuchen, den Kontakt mit den Fans aufrechtzuerhalten. Sei es mit Steckbriefen, mit Videos, die einen Einblick in die aktuelle Lebenssituation der Spieler geben oder auch mit Flashbacks vergangener Partien und Ausmalbilder für die Kids, die jetzt zu Hause sind. Und wir streuen immer mal wieder Videos unserer Spieler ein, in denen sie auf die Hygiene-Maßnahmen und das Zuhausebleiben aufmerksam machen. Ich denke, die Spieler sind da nicht nur sportlich Vorbilder, sondern gerade jetzt auch in gesellschaftlicher Hinsicht. Die Leute wollen wissen, wie die Spieler mit dieser Situation umgehen. Zudem haben wir auch den Firmen, die von der Krise betroffen sind, unsere Unterstützung über die sozialen Kanäle angeboten. Wir haben da auch sehr viel positives Feedback in den Kommentaren und per Mail bekommen. Beispielsweise von Dauerkarteninhabern, die auch ohne Heimspiele weiter dabei bleiben. Seit zwei Wochen machen wir eigentlich nichts anderes als Krisenmanagement, da geben diese positiven Rückmeldungen unglaublich viel Kraft und Mut in diesen schweren Zeiten.”

TSV Steinbach Haiger

Sven Firmenich (Medienbeauftragter): „Wir haben am vergangenen Wochenende zunächst ein Video von Spieler Serhat Ilhan veröffentlicht, der auf die Wichtigkeit des Zuhausebleibens hingewiesen hat. Dafür haben wir auch die #stayathomechallenge genutzt, bei der Spieler wie Trainer eine Klorolle so lange wie möglich auf dem Fuß jonglieren müssen. Mit den Spielern führen wir derzeit zudem kleine Interviews, die einen Einblick hinter die Kulissen und in ihr Leben in den heimischen vier Wänden geben. Es geht darum, zu zeigen, dass keiner derzeit alleine ist, um so etwas Nähe in Zeiten der Distanz zu schaffen.”

Gießen 46ers

Daniel Rohm (Medien und Kommunikation): „Wir haben die Aktion das #rotesbrett ins Leben gerufen. Dort können unternehmen jeglicher Art ihre Angebote digital anpinnen und wir dienen sozusagen als Vermittler. Viele Firmen sind gerade froh über jeden Kunden. Wir haben in der Region ein großes Netzwerk und möchten damit etwas zurückgeben. Unsere Spieler haben zudem in Videos darauf hingewiesen, wie wichtig es derzeit ist, zu Hause zu bleiben. Die Resonanz ist bislang sehr gut. Beispielsweise hat sich eine Frau aus Australien bei uns gemeldet, deren demenzkranke Mutter in Frankfurt lebt, und Hilfe für sie angefordert. Wir haben als Vermittler dann den Kontakt zu einer Stelle in Frankfurt hergestellt, die sich nun um die Frau kümmert.”



Aufrufe: 02.4.2020, 17:25 Uhr
Tim GeorgAutor