2024-04-24T07:17:49.752Z

Vereinsnachrichten
Trainer und Torschütze: Kevin Christoph (unten) trifft zum 1:0 für Schleißheim. F: Förtsch
Trainer und Torschütze: Kevin Christoph (unten) trifft zum 1:0 für Schleißheim. F: Förtsch

Beim MSV Schleißheim wird Integration gelebt

Neugegründeter Verein

Als sich der MSV Schleißheim Ende 2016 als integrativer Verein gegründet hat, da waren offizielle Punktspiele in der C-Klasse noch in weiter Ferne. Damals standen die drei Is – Individualität, Integration und Inklusion – im Vordergrund, das Team um den Gründungsvorsitzenden Christian Kunz wollte eine fußballerische Heimat sein.

Für Flüchtlinge genauso wie für Einheimische, auch für Spieler mit Handycap und für solche, die sich aus beruflichen oder anderen Gründen einem Verein nicht voll und ganz anschließen wollten oder konnten. „Wir sind offen für alle“ war damals die Maxime des MSV, die viel Zuspruch fand. So hat sich unter anderem Unterschleißheims Zweiter Bürgermeister Stefan Krimmer als Schirmherr zur Verfügung gestellt, zuletzt bedachte auch der Deutsche Fußballverband das Schleißheimer Engagement mit einer 500-Euro-Spende.

Seither haben viele weitere Spieler den Weg zum MSV gefunden, doch das Gesicht der ursprünglichen Mannschaft hat sich etwas gewandelt. Beim 2:2 gegen den FC Hochbrück II standen jetzt genauso viele Flüchtlinge im Schleißheimer Kader wie auf Hochbrücker Seite, nämlich genau einer. Hochbrücks Nigerianer Isaac Kelly kam ganz unkompliziert zum FC, „das Flüchtlingsheim ist direkt an unserem Trainingsplatz“, berichtet Trainer Stefan Schamberger. Auf den Pass für den Nigerianer mussten die Hochbrücker dann allerdings vier Wochen warten, auch wenn der Bayerische Fußballverband angekündigt hatte, den Vereinen die Integration von Flüchtlingen so einfach wie möglich zu machen. „Aber da kann der BFV nichts dafür“, sagt Schamberger, „es dauert einfach, bis der internationale Transfer mit der FIFA abgewickelt ist“. Diese Erfahrung haben auch die Schleißheimer gemacht, der neue Trainer und erste Vorsitzende Raphael Hastreiter gibt allerdings auch zu bedenken, dass die gut 300 Euro für die Spielerpässe ihrer fünf gemeldeten Flüchtlinge „auch erst einmal finanziert werden müssen. Denn von den Jungs können wir das Geld ja nicht verlangen.“

Dass von den Fünfen jetzt gegen den FC Hochbrück nur der Afghane Sultan Sultani dabei war und auch nur eine Halbzeit spielte, hat einen triftigen Grund – und einen, den die Trainer absolut begrüßen: „Sie können jetzt arbeiten und daher nicht immer dabei sein“, erklärt Hastreiter, „aber das ist gut, so soll Integration ja laufen!“ Außerdem will der MSV keinem seiner Spieler Steine in den Weg legen: Wer Zeit hat, spielt, wer nicht, eben nicht. Und genug Spieler finden sich immer, wer am Wochenende aufläuft, wird per WhatsApp-Gruppe organisiert. Im Training unter der Woche sind die Flüchtlinge aber meistens dabei, manchmal auch hörgeschädigte Mitspieler. „80 Prozent der Flüchtlinge, die angefangen haben, sind allerdings umquartiert worden“, erklärt Mit-Gründer Kunz die veränderte Zusammensetzung des Teams, „sie sind in anderen Vereinen untergekommen.“

Neben dem integrativen Aspekt schauen sie beim MSV seit Start der C-Klasse-Saison nun auch ein wenig auf die sportliche Bilanz. Bisher ist die nicht so rosig, nach zwei Niederlagen war gegen Hochbrück der erste Sieg aber zum Greifen nahe. Eigentlich hätten die Gastgeber, die zwar auf dem Platz am Unterschleißheimer Aquariush trainieren, aber beim SV Riedmoos eine neue Heimat für ihre Spieltage gefunden haben, schon mit einer Führung in die Pause gehen müssen. Kurz vor dem Halbzeitpfiff konnte Hochbrücks Valon Gashi aber den Führungstreffer von MSV-Spielertrainer Kevin Christoph noch ausgleichen. Und mit dem Schlusspfiff erzielte Marc Hagemann den erneuten Ausgleich nach der zwischenzeitlichen MSV-Führung durch Paul Lemken. Immerhin, ein Punkt. Doch der wirkte bei den MSV-Spielern erstmal wie eine Niederlage, auch wenn sie beim MSV einfach „nur zum Spaß Fußball spielen“, wie Lukas Rotter beteuert. „Aber das wollen wir mit einem sinnvollen Aspekt verbinden“, fügt der Kapitän hinzu, und der anhaltende Zulauf zum MSV gibt dem Konzept wohl Recht.

Aufrufe: 019.9.2017, 09:18 Uhr
Silke Nörenberg - Münchner MerkurAutor