2024-05-02T16:12:49.858Z

Testspiel
Von hinten attackiert:  Lübecks Panajiotis Haritos gegen Zlatko Janjic.
Von hinten attackiert: Lübecks Panajiotis Haritos gegen Zlatko Janjic.

MSV Duisburg stärker, aber der VfB Lübeck kann überzeugen

Testspiel mit großem Lerneffekt

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Das Resultat war standesgemäß und auch nicht wirklich unverdient. Dennoch war der einzige Trainingslager-Test des VfB Lübeck als gelungen zu bezeichnen. Der Tabellenzweite der Regionalliga Nord zog in Portugal gegen den Drittliga-Spitzenreiter MSV Duisburg mit 0:3 (0:2) den Kürzeren. „Aber so ein Spiel bringt uns weiter als irgendein Test gegen einen Verbandsligisten“, stellte VfB-Verteidiger Jan-André Sievers fest. „Wir haben gesehen, dass wir in einigen Situationen auch mitspielen können“, erklärte er. „Aber wir haben eben auch gesehen, wie clever ein solcher Gegner auftritt.“

Diese Cleverness war der entscheidende Unterschied zwischen beiden Mannschaften. Die Lübecker waren spielerisch nicht so deutlich unterlegen wie man im Vorwege angesichts des Duells von Fast-Amateuren gegen fast durchweg zweitligaerfahrene Spitzenkräfte hätte vermuten können.

Allerdings waren die Grün-Weißen eben auch nie nah dran, den MSV, der gut eine Woche vor dem Rückrundenstart gegen Paderborn mit Ausnahme des verletzten Dustin Bomheuer größtenteils seine Stammmannschaft aufbot, vor wirklich entscheidende Probleme zu stellen.

Ein Kopfball von Stefan Richter nach einer Ecke (5., drüber), ein zu harmloser Abschluss von Gary Noel, als dem VfB endlich mal ein früher Ballgewinn gelungen war (42.), und ein 18-Meter-Hinterhaltsschuss von Marvin Thiel, den Mark Flekken im MSV-Tor zur Ecke lenkte (51.) – das waren die drei ernsthaften Torannäherungen der Lübecker. „Wir haben teilweise noch zu viel Respekt gezeigt“, erklärte VfB-Trainer Rolf Landerl. „Wir hätten noch früher Druck auf den MSV ausüben sollen.“

In dieser Beziehung waren fußballerische Qualitätsunterschiede zu sehen. Während der Drittligist sich bei eigenem Ballbesitz nur selten in Bedrängnis bringen ließ und Risiken nur in vorderen Regionen einging, merkte man den Lübeckern an, dass die früh attackierenden Duisburger ihnen den Spielraum zum Aufbau nahmen, den sie in der Regionalliga oft vorfinden.

Kamen die ersten Zuspiele von hinten heraus direkt und präzise, gelangen dem VfB schon mal einige sehenswerte Ballpassagen bis in die gegnerische Hälfte. Doch wehe, wenn nicht. Einige Male brachten sich die Lübecker unter diesem Druck selbst in echte Probleme. „Wir haben dem Gegner zwei Tore durch unsere Fehler ermöglicht“, ärgerte sich Landerl. „Beide Treffer vor der Pause wären leicht vermeidbar gewesen.“

Doch vor dem 0:1 brachte Abdullah Abou Rashed seinen Mitspieler Joshua Gebissa in große Bedrängnis, der prompt den Ball verlor. Ein öffnender Ball auf die von Andreas Gomig vorschnell geöffnete Außenbahn, eine scharfe Hereingabe von Andreas Wiegel – und Stanislav Iljutcenko ließ sich nicht zweimal bitten, drückte den Ball über die Linie (17.).

Beim 0:2 hatte Abou Rashed jegliche Defensivarbeit eingestellt, Nico Klotz marschierte auf dem Flügel durch, legte zurück, und Simon Brandstetter hämmerte das Leder aus zwölf Metern ins Netz (33.). Insbesondere der 19-jährige Abou Rashed, der anfangs mit ein paar guten Offensivaktionen geglänzt hatte, war in dieser Phase überfordert.


Aber auch bei anderen wurden Probleme unter hohem Gegnerdruck offensichtlich. Und ohne die hundertprozentige Konzentration bei allen Akteuren war dem enorm stabilen Zweitliga-Aspiranten nicht beizukommen.

Die zweite Hälfte litt dann unter den zahlreichen Spielerwechseln. Weder der Spielfluss noch die Intensität der Partie war auf ähnlichem Niveau wie vor der Pause. Duisburg blieb das leicht feldüberlegene Team, ohne sich allerdings große Möglichkeiten aus dem Spiel heraus erarbeiten zu können. Glück hatte der VfB, als Enes Hajri per Kopf nach einer Klotz-Flanke nur die Latte traf (61.). Vorausgegangen war eine abgewehrte MSV-Ecke, als der eine oder andere Lübecker schon zu früh abgeschaltet hatte.

Auch das dritte Tor wäre vermeidbar gewesen. Ein Antritt des Ex-Kölners Thomas Bröker reichte aus, um VfB-Verteidiger Junior Ebot-Etchi zu einem unnötigen Foul zu verleiten. Den völlig berechtigten Elfmeter verwandelte Zlatko Janjic sicher zum 0:3-Endstand (79.).

„Das Spiel hatte einen großen Lerneffekt für uns“, erklärte VfB-Trainer Landerl, der aber mit seiner Mannschaft nicht wirklich unzufrieden war. „Man hat an einigen Stellen gesehen, dass auch wir gut Fußball spielen können. Ein Tor hätten wir verdient gehabt.“

VfB Lübeck: Toboll (46. Langer) – Sievers (46. Ebot-Etchi), Wehrendt (80. Nogovic), Lindenberg (46. Marheineke), Gomig (59. Sirmais) – Mende (59. Weggen), Gebissa (46. Meyer) – Büyükdemir (80. Todt), Noel, Abou Rashed (46. Thiel) – Richter (65. Ismail, 77. Haritos).

MSV Duisburg: Flekken – Klotz (65. Leutenecker), Blomeyer, Bajic (46. Hajri), Wolze (46. Poggenberg) – Wiegel (65. Erat), Albutat (65. Corboz), Schnellhardt (65. Dausch), Engin (65. Bröker) – Brandstetter (46. Janjic), Iljutcenko (46. Onuegbu).

Zuschauer: 150 (in Guia).
Tore: 0:1 Iljutcenko (17.), 0:2 Brandstetter (33.), 0:3 Janjic (79., Foulelfmeter).

Aufrufe: 022.1.2017, 18:50 Uhr
SHZ / Christian JessenAutor