2024-04-16T09:15:35.043Z

Halle
Szene aus dem einseitigen Finale: Sofian Ganoufe von Turniersieger Rot-Weiss Frankfurt (links) sucht gegen MSfA Langen den Torabschluss. Am Ende setzt sich der große Favorit deutlich mit 5:0 durch.	Foto: Wereschinski
Szene aus dem einseitigen Finale: Sofian Ganoufe von Turniersieger Rot-Weiss Frankfurt (links) sucht gegen MSfA Langen den Torabschluss. Am Ende setzt sich der große Favorit deutlich mit 5:0 durch. Foto: Wereschinski

Familiärer Hallencup füllt Tribünen

FUSSBALL-ID: +++ HBRS-Hallenpokal des TSV Klein-Linden zieht hunderte Zuschauer an +++ Favorit setzt sich durch +++ Gemeinschaft im Vordergrund +++

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Klein-Linden. Zu Beginn gleich der Sprung ans Ende, aber es ist nötig. Denn was das Erlebnis Fußball-ID ausmacht, verdeutlicht Jan Pfeil vom SV Teutonia Köppern im Rahmen der Siegerehrung mit einem überzeugenden, emotionalen Statement. Kurz bedankt er sich, gemeinsam mit Goalgetter Sofian Ganoufe zum besten Spieler des Turniers gewählt worden zu sein. Dann aber betont er: „Ich finde, es gibt eigentlich keinen besten Turnierspieler. Jeder, der hier mitmacht, hat sein Allerbestes gegeben, deswegen hat auch jeder diese Auszeichnung verdient.“ Abgeklärte Worte des spielstarken Mittelfeldmannes, der mit seinem Einsatz und einigen Toren auf sich aufmerksam gemacht hatte. Aber Pfeil trifft den großen Fairness-Kern mit seiner kurzen Ausführung perfekt – pfeilgenau, darf man wohl entspannt witzeln. Schließlich steht in Klein-Linden wie den verbrüderten weiteren neun ID-Abteilungen stets das Miteinander und der Spaß im Mittelpunkt. Ziel ist, durch gemeinschaftliche Unternehmung und Weiterentwicklung das Selbstwertgefühl der Sportler zu steigern und die Freizeitangebote der intellektuell beeinträchtigten Kicker nachhaltig zu fördern.

Die im vorletzten Jahr installierte Hessenliga muss ständig erweitert werden, der Fußball-Zweig boomt. So war es dann auch keine große Überraschung, dass beim ausrichtenden TSV in der Klein-Lindener Sporthalle der Meldebogen genau so gut gefüllt war wie die Zuschauertribünen. „Einfach der Wahnsinn, nächstes Jahr müssen wir für die zweite Ausgabe des Cups vielleicht direkt schon umziehen“, zeigt sich Fußball-Abteilungsleiter Michael Trippel vom Hessischen Behinderten- und Rehasportverband HBRS zu Beginn des Turniertags begeistert.

Dass so viele Menschen – ob mit direktem Draht zu den Teams oder nicht – den Weg zur Gebrüder-Grimm-Schule gefunden haben, ist sicherlich auch ein Verdienst der Veranstalter. Öffentlichkeitsarbeits-Chef Gerhard Kerzmann hat für die Turnier-Eröffnung einige Kontakte spielen lassen, um dem Publikum schon vor dem ersten Pfiff des Schiedsrichters viel Sehenswertes zu bieten. Da wäre etwa eine beeindruckende Kostprobe des Rhönrad-Turnnachwuchses, der zu Klängen der Pop-Musikerin Sarah Connor zeigt, welch spektakuläre Tricks er bereits drauf hat. Von Figuren, die ans „Ausklappern“ einer Münze auf dem Tisch erinnern, bis hin zu mehreren Mädchen im rollenden Turngerät verzücken die Youngster die Zuschauer hörbar.

Apropos hören: Ein weiteres Highlight des Vorprogramms ist der Auftritt von „Deutschland sucht den Superstar“-Kandidat Patrick Keil, der Hits von Max Giesinger und Marc Forster performt. Kerzmann und Keil kennen sich schon lange – wie er den Überraschungs-Auftritt hinbekommen hat? „Ich hatte bei Patrick noch einen gut“, scherzt der ehemalige Abteilungschef des TSV.

Dann rollt endlich der Ball – und früh zeichnet sich ab, wer den HBRS-Hallencup in diesem Jahr holen würde. Gegen Rot-Weiß Frankfurt ist kein Kraut gewachsen. Defensiv kaum gefordert und offensiv mit Fußball-Talenten wie ID-Nationalspieler Sofian Ganoufe ausgestattet, stürmen die Kicker aus der Mainmetropole ungefährdet ins Halbfinale. Dort stehen sie bis kurz vor Abpfiff jedoch vor der Blamage: Erst zehn Sekunden vor Schluss ballert Ganoufe den Favoriten zum 1:0-Sieg – und damit ins Finale gegen MSfA Langen. Die Grün-Weißen hatten in einer spektakulären Partie die Soccer Rhinos aus Wiesbaden ausgeschaltet. Im Finale macht Frankfurt dann beim 5:0 kurzen Prozess.

Und die heimischen Teams? Die Gastgeber-Elf hadert mit späten und entscheidenden Gegentoren, freut sich aber sehr, den siebten Platz mit einem Sieg über Neuling VfB Offenbach dingfest gemacht zu haben. Außerdem wird der Keeper des TSV zum stärksten des Turniers gewählt. Noch etwas mehr Grund zur Freude hat das Wetzlarer Team des RSV Büblingshausen, das auf Rang sechs kommt. „Das genaue Ergebnis ist egal, es ist ein fantastischer Turniertag heute“, resümiert Kerzmann später glücklich, „wenn man sieht, wie fair und spannend die Spiele abgelaufen sind und wir für einen Zuspruch hatten, kann man wirklich nicht meckern“. Ein Sonderlob spricht er der hervorragenden Turnierleitung um Christian Diebel und Leo Casey aus. Den Fairplay-Preis von FuPa Mittelhessen bekommt das personell geschwächte Team des TV Groß-Umstadt, das trotz großer Unterlegenheit bis zur letzten Sekunde des Turniers kämpft und sich im letzten Spiel mit dem einzigen Treffer belohnt. Die ganze Halle jubelt mit. Wie hatte Keil wenige Stunden zuvor noch musikalisch geschlossen? „Die Welt ist klein. Und ihr seid groß!“



Aufrufe: 031.1.2017, 08:00 Uhr
Dennis Bellof (Gießener Anzeiger)Autor