2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche
In dieser Woche bei "Nachspielzeit": Klaus Reuter, Schiedsrichterobmann des RTK vom SV Wehen Wiesbaden. Archivfoto: privat/Ig0rZh – stock.adobe
In dieser Woche bei "Nachspielzeit": Klaus Reuter, Schiedsrichterobmann des RTK vom SV Wehen Wiesbaden. Archivfoto: privat/Ig0rZh – stock.adobe

"Mit Lutz Wagner kannst du Pferde stehlen gehen"

"Nachspielzeit" mit Klaus Reuter +++ Der Schiedsrichterobmann des Rheingau-Taunus-Kreises über die Kältewelle, seine Vergangenheit und einen Lehrgang mit Ex-Bundesligaschiedsrichter Lutz Wagner

Region. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler oder Trainer der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Klaus Reuter.

Der Schiedsrichterobmann des Kreises Rheingau-Taunus hat jahrelange Erfahrung als Schiedsrichter vorzuweisen. Unter anderm auch ein Jahr in der Hessenliga, die damals noch die 3. Liga war. Aktuell pfeifft er für den SV Wehen Wiesbaden die A- und B-Ligen der Region.

Hallo Herr Reuter, momentan hält die Kältewelle ganz Deutschland in Atem. Wie gehen die Schiedsrichter mit dieser besonderen Situation um?

Also ersteinmal muss man erwähnen, dass der Platzbesichtiger bis kurz vor Spielbeginn die Möglichkeit hat, das Spielfeld zu sperren. Sobald der Schiedsrichter vor Ort ist, unterliegt die Entscheidungsgewalt bei ihm. Dann ist es eine Ermessensache. Meist wird der Platz aber auch nur dann freigegeben, wenn er wirklich zu 100% bespielbar ist.

Die Schiedsrichter selbst sollen sich dicker anziehen. Wichtig ist dabei nur, dass die Erkennung noch gewährleistet ist. Verschiedene Outfits sollten am besten gemieden werden. Trainingsjacken sind hingegen erlaubt und dürfen drübergezogen werden.

Sie sind schon viele Jahre dabei. Hatten Sie schonmal einen ähnlichen Winter erlebt?

In meiner Schiedsrichterzeit, die doch schon länger andauert, hatte ich einen solch extremen Winter noch nicht. Das letzte Mal, dass ich mich an solche Temperaturen erinnere, ist zu meiner Aktivenzeit gewesen. Dort hatten wir einen Klassenleiter, der trotz 10cm Schnee, die Spiele stattfinden lies. Heutzutage ist das kaum vergleichbar, da so etwas nicht mehr vorkommen würde, da die Gesundheit der Spieler über allem steht. Manchmal wünsche ich mir jedoch, dass die Platzbesichtiger früher, am besten schon unter der Woche, ein Spiel absagen würden. Dies würde allen Beteiligten zugutekommen.

Wie beeinträchtigt Sie das Wetter?

Nicht besonders. Ich bin kein "Frostbeutel". Wenn man sich dem Wetter entsprechend bewegt, machen einem die Temperaturen keine Sorgen.

Welche Art von Schiedsrichter sind Sie? Eher der kommikative Typ, der das Spiel an der langen Leine lässt, oder der, der das Spiel mit schnellen Karten an der kurzen Leine lässt.

Normalerweise bin ich der kommunikative Typ. Und die meisten Spieler, die mich kennen, wissen das auch. Dabei ist mein Tipp für alle jüngeren Schiedsrichter, dass man hellwach sein und das Spiel lesen sollte. So erkennt man in den ersten zehn Minuten in welche Richtung sich das Spiel bewegt und wie man darauf zu reagieren hat. Erkennt man die Situation und handelt dementsprechend, wird die Leitung, auch schwerer Spiele, kein Problem darstellen. Wenn es jedoch passiert, dass das Spiel entgleitet, weil man zu schläfrig ist und man keine Kontrolle mehr hat, wird es enorm schwer wieder in die Partie zu finden.

Ein gutes Beispiel ist das Spiel des SV Erbach gegen SV Niederseelbach in der letzten Saison. Dort war die erste Hälfte normal und ohne große Vorfälle. Insgesamt gab es nur eine gelbe Karte. Nach der Pause dachte ich jedoch, dass die Teams Blut getrunken hätten, denn die zweite Hälfte wurde mit einer Härte geführt, die selbst ich nicht oft sehe. So war es kein Wunder, dass ich bei beiden Teams die Hälfte der Spieler verwarnen musste und einige knapp an Gelb-Rot bzw. glatt rot vorbeischrammten.

Wie läuft die Wintervorbereitung der Schiedsrichter ab?

Früher gab es mal ein Wintertraining für Schiedsrichter, wo man sich einmal in der Woche zum Laufen traf. Dies wurde jedoch nicht so gut angenommen und daher auch schnell wieder abgesetzt. Heutzutage macht das jeder für sich.

Gab es ein Highlight in Ihrer Karriere als Schiedsrichter, an das Sie sich gerne zurückerinnern?

Als ich vor ca. 20 Jahren Hessenliga, damals noch die 3. Liga, gepfiffen habe, kam es zum Derby zwischen dem FSV Frankfurt und Hessen Kassel vor 7000 Zuschauern. Wenn du dann vor so vielen Leuten mitten im Geschehen bist, ist das schon eine tolle Erfahrung und definitv mein Karriere-Highlight.

Am Freitag war in Seitzenhahn die Schiedsrichtersitzung mit dem Ex-Bundesligaschiedsrichter Lutz Wagner. Dort waren Sie auch vor Ort. Worum ging es da?

Ich kenne ihn aus meiner Zeit als Hessenligaschiri sehr gut. Momentan ist er als Lehrwart und Beobachter der Bundesliga für den DFB tätig. Und er konnte damals, wie heute die Menschen unterhalten. Und das hat er auch am Freitag getan. Zudem hat er noch über neue Regelungen und Regeländerungen gesprochen und wie der Schiedsrichterablauf heutzutage auszusehen hat. Ich habe wie immer sehr viel mitgenommen.

Danke für Ihre Zeit, Herr Reuter!

Aufrufe: 01.3.2018, 06:00 Uhr
Philipp SehrAutor