2024-04-23T13:35:06.289Z

Interview
In Zukunft muss Fabian Hürzler (rechts) nicht nur den Gegner im Griff haben sondern auch als Spielertrainer seine eigene Mannschaft. Der 23-Jährige übernimmt in zwei Wochen den Bayernligisten FC Pipinsried.  Archivfoto: Olaf Schulze
In Zukunft muss Fabian Hürzler (rechts) nicht nur den Gegner im Griff haben sondern auch als Spielertrainer seine eigene Mannschaft. Der 23-Jährige übernimmt in zwei Wochen den Bayernligisten FC Pipinsried. Archivfoto: Olaf Schulze

Mit 23 Trainer in der Bayernliga

Fabian Hürzeler ist der neue Coach des Bayernligisten Pipinsried +++ Bisher spielte er für den FC Bayern, Hoffenheim und die Löwen +++ Im Interview erklärt er, wie ihn Konrad Höß überzeugte

Für Fabian Hürzeler beginnt in Kürze ein neuer Karriere-Abschnitt. Mit 23 Jahren wird er bereits Spielertrainer - in der Bayernliga. Was ihn zum FC Pipinsried führt und was er dort erreichen will, verrät Hürzeler im Interview mit dem Redakteur Florian Rußler.

Herr Hürzeler, mit 23 Jahren bezeichnet man viele Spieler noch als Talent. Sie hingegen werden Trainer eines Bayernligisten. Ein ungewöhnlicher Schritt?

Fabian Hürzeler: Es ist sicher ein bisschen ungewöhnlich. Wenn man es bis 23 nicht geschafft hat, Profi zu werden, gilt man nur noch als ewiges Talent. Es gibt wenige Ausnahmen, die den Schritt später geschafft haben, Jamie Vardie bei Leicester City zum Beispiel. Ich selbst sehe mich nicht als so eine Ausnahme.

Haben Sie eine Karriere als Profifußballer also aufgegeben?

Hürzeler: So würde ich das nicht sagen. Ich werde auch in Pipinsried weiter an meinen Schwächen arbeiten und versuchen, mich zu verbessern.

Julian Nagelsmann ist mit 28 Jahren Bundesligatrainer geworden. Sehen Sie sich in fünf Jahren auch in der Bundesliga?

Hürzeler: Um Bundesligatrainer zu werden, bräuchte ich erst einmal alle Scheine. Und die habe ich noch nicht. Ich bin froh, dass ich in Pipinsried die optimale Gelegenheit bekomme, um in das Geschäft einzusteigen. Dann werden wir sehen, wo der Weg hinführt.

Ihre bisherigen Stationen waren der FC Bayern, die TSG Hoffenheim und der TSV 1860 München – warum ausgerechnet jetzt der FC Pipinsried?

Hürzeler: Weil ich dort die Möglichkeit habe, in der Bayernliga zu trainieren. Pipinsried ist ein Traditionsklub und Konrad Höß eine Art Legende – ich denke, Pipinsried bietet mir eine gute Plattform. Außerdem studiere ich Sportmanagement und baue mir nebenbei ein Unternehmen auf. Deshalb kann ich nicht mehr zweimal pro Tag trainieren, wie es bei Sechzig der Fall war.

Ihr aktueller Marktwert liegt laut transfermarkt.de bei 75 000 Euro. Befürchten Sie, dass er durch ihr Engagement in Pipinsried fallen wird?

Hürzeler: Das kommt auf meine Leistung an. Aber Marktwerte interessieren mich eigentlich auch nicht.

Wie liefen die Vertragsverhandlungen mit Konrad Höß ab?

Hürzeler: Anders. Der Kontakt kam über meinen Berater Roman Plesche zustande. Die Gespräche sind ehrlicher und loyaler abgelaufen als im Profibereich. Höß hat mich sofort mit seinem Ehrgeiz und seinem Engagement begeistert.

Hinter dem FC Pipinsried liegt eine turbulente Saison. Was wollen Sie verändern?

Hürzeler: Ich will, dass jeder Zuschauer bei uns eine Spielidee erkennt, wir sortierten Fußball spielen und als Einheit auftreten. Ich will nicht in den Abstiegskampf rutschen.

Welche Ziele haben Sie mit Ihrer neuen Mannschaft?

Hürzeler: Ich bin sehr ehrgeizig. Vom Aufstieg zu reden, wäre nach der abgelaufenen Saison etwas vermessen. Aber ich will auf jeden Fall oben mitspielen. Ich will jeden Spieler besser machen.

Wie sieht die Handschrift des Trainers Fabian Hürzeler aus?

Hürzeler: Ich lasse offensiven Fußball spielen. Ich lege Wert auf viel Ballbesitz und auf Pressing. Das ist meine Philosophie.

Welcher Trainer hat Sie in Ihrer Karriere am meisten geprägt?

Hürzeler: Von Daniel Bierofka habe ich bei den kleinen Löwen sehr viel gelernt. Auch sein Nachfolger Marijan Kovacevic war ein guter Trainer. In der Jugend beim FC Bayern konnte ich von Kurt Niedermayer viel lernen.

Haben Sie ein Vorbild?

Hürzeler: Nicht wirklich. Natürlich schaue ich mir an, was große Trainer wie Pep Guardiola oder Jürgen Klopp so machen. Ich will aber meine eigene Philosophie entwickeln.

Für FCP-Präsident Konrad Höß ist es wichtig, einen Spielertrainer in den eigenen Reihen zu haben. Wie werden Sie diese Aufgabe auf dem Platz erfüllen?

Hürzeler: Ich werde mich in den Dienst der Mannschaft stellen. Ich sehe mich nicht als überragenden Fußballspieler. Wichtig ist es, dass wir als Mannschaft ein konstantes Leistungsniveau erreichen.

Ihr Berater Roman Plesche verpflichtet ja schon fleißig Spieler. Wie sieht der neue FCP im Sommer aus?

Hürzeler: Es findet ein Umbruch statt. Bis wir mit unseren Planungen am Ende sind, wird es noch etwa zwei Wochen dauern. Das Training beginnt am 15. Juni, das steht fest. Ich schreibe nämlich gerade den Trainingsplan.

Sie sind Münchner, pendeln Sie nach Pipinsried?

Hürzeler: Ja, das sind von München ja nur 40 Minuten. Außerdem trainieren wir ja nicht täglich. Wir werden vermutlich Fahrgemeinschaften von München nach Pipinsried bilden.

Was wissen Sie schon über Pipinsried?

Hürzeler: Dass sie einen top gepflegten Fußballplatz haben. Die Leute, die ich bisher kennengelernt habe, sind sehr nett und sympathisch. Zurzeit kommen leider wenige Fans nach Pipinsried. Ich hoffe, dass wir das nächste Saison durch unseren Fußball ändern.

Sie haben ja auch schon für den DFB in der Jugend gespielt. Was erwarten Sie vom deutschen Team bei der Europameisterschaft?

Hürzeler: Für den Weltmeister wird es nicht leicht, weil jeder Gegner noch motivierter ins Spiel gehen wird. Deutschland hat auf jeden Fall die Qualität, Europameister zu werden. Ich sage: Minimum Halbfinale.

Warum hat es bei Ihnen nicht für die große Karriere gereicht?

Hürzeler: Ich bin nicht der geborene Profifußballer. Ich stehe nicht gerne im Rampenlicht. Früher hatte ich Angst, Fehler im Spiel zu machen. Und Angst darf man im Profibereich nicht haben. Aber für mich ist das kein Weltuntergang. Ich sag immer: Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich die nächste.

Was muss man mitbringen, um Profi zu werden?

Hürzeler: Man braucht viel Glück und ein gutes Netzwerk. Natürlich braucht man auch Talent, aber das macht nur etwa 20 Prozent aus. Den Rest machen Ehrgeiz und Disziplin aus. Ich habe in meiner Jugend auf so viel verzichtet. Ich hatte eine langweilige Jugend.

Ihr Ex-Trainer Daniel Bierofka hat den Klassenerhalt mit den Löwen geschafft. Haben Sie Ihm schon gratuliert?

Hürzeler: Natürlich. Wir haben ein besonderes Verhältnis. Wir schreiben uns auch regelmäßig. Er hat mir schon zugesagt, dass ich ihn jederzeit anrufen kann, wenn ich Tipps in Pipinsried brauche.

Aufrufe: 02.6.2016, 11:24 Uhr
Aichacher Nachrichten / Florian RußlerAutor