2024-05-02T16:12:49.858Z

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Melanie Leupolz aus Ratzenried freut sich nach ihrer Knieverletzung auf die neue Saison mit dem FC Bayern München. Foto: Nadine Rupp/Ruppografie/HO
Melanie Leupolz aus Ratzenried freut sich nach ihrer Knieverletzung auf die neue Saison mit dem FC Bayern München. Foto: Nadine Rupp/Ruppografie/HO
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"Mir ist es wichtig, die kleinen Mädels zu erreichen"

Melanie Leupolz aus Wangen über ihre Beliebtheit in sozialen Netzwerken und die Frauenfußball-EM

Ravensburg / tk - Wegen einer Knieverletzung hat Melanie Leupolz die Fußball-Europameisterschaft der Frauen in den Niederlanden verpasst. In der neuen Saison hat die Wangenerin aber große Ziele, am Samstag um 16 Uhr spielt sie mit dem FC Bayern im Wangener Allgäustadion gegen den FC Basel. Thorsten Kern verrät sie im Interview zudem, dass sie es mag, unerkannt durch Münchens Straßen zu laufen.

Frau Leupolz, aufgrund einer Knieverletzung haben Sie die Europameisterschaft verpasst. Wie haben Sie die Titelkämpfe verfolgt?

Ganz normal vor dem Fernseher. Gerade mit den weiteren deutschen Nationalspielerinnen und meinen Bayern-Kolleginnen Verena Faißt und Simone Laudehr, die ebenfalls daheim bleiben mussten, habe ich mir einige Spiele gemeinsam angeschaut. Manchmal saßen wir sogar mit der ganzen Bayern-Mannschaft vor dem Fernseher und haben mitgefiebert – nicht nur mit den Deutschen, sondern beispielsweise auch mit unseren österreichischen Teamkolleginnen.

Waren Sie nach den dürftigen Auftritten vielleicht sogar ganz froh, nicht dabei gewesen zu sein?

Auf keinen Fall. Ein großes Turnier ist immer etwas ganz Besonderes. Da möchte man als Spielerin immer dabei sein, wenn es irgendwie geht. Aber es gehört eben zum Sport dazu, dass es auch mal nicht so gut für einen läuft, dass man auch mal früher ausscheidet als erhofft. Aber auch daraus kann man wichtige Lehren für die Zukunft ziehen. Unterm Strich wäre ich einfach gerne fit gewesen und hätte gerne mitgespielt. Aber zugleich muss ich auch sagen, dass die Entscheidung für mich persönlich besser war, in München zu bleiben, um die komplette Vereinsvorbereitung nutzen zu können, um in der kommenden Saison wieder zu 100 Prozent fit zu sein.

Freuen Sie sich, dass es in der Nationalmannschaft mit Trainerin Steffi Jones weitergeht?

Ein Urteil als Nationalspielerin abzugeben, steht mir in diesem Fall gar nicht zu, weil ich bisher noch bei keinem einzigen Lehrgang unter Steffi Jones dabei war und sie somit als Trainerin noch gar nicht kenne. Aber ich hoffe, dass ich bald von ihr zum Nationalteam eingeladen werde und sie und die neuen Strukturen unter ihr kennenlernen und mich wieder neu beweisen darf.

Wie geht es Ihnen nach Ihrer Knieverletzung?

Die Verletzung ist auskuriert, ich habe nach einigen Problemen in der Rückrunde der vergangenen Saison nun alles gut überstanden. Ich kann trotz der anstrengenden Vorbereitung mit intensiven Trainingseinheiten und Testspielen sagen: Das Knie hält, es fühlt sich absolut stabil an. Natürlich zwickt es in der Vorbereitung hier und da mal muskulär, aber das geht allen so, glaub ich, die mal ein paar Monate raus waren. Insgesamt bin ich sehr zufrieden, wie alles verläuft.

Was haben Sie in der kommenden Saison für Ziele mit dem FC Bayern?

Ich setze mir immer die höchsten Ziele. Daran ändert sich auch in der neuen Saison nichts. Ich möchte mit der Mannschaft wieder um die Meisterschaft spielen, auch wenn es an der Spitze richtig eng wird. Neben Wolfsburg habe ich auch den SC Freiburg auf dem Zettel. Das wird eine richtig spannende Saison. Natürlich wollen wir auch in der Champions League eine gute Rolle spielen und im DFB-Pokal endlich mal ins Finale. Das wird jetzt mal Zeit, nachdem wir zuletzt zweimal im Halbfinale ausgeschieden sind.

Sie gelten als Star, als Aushängeschild des Frauenfußballs beim FC Bayern. Spüren Sie, dass der Druck von außen auf Sie größer geworden ist?

Ich sehe mich nicht als das Aushängeschild des Frauenfußballs beim FC Bayern, von daher verspüre ich da überhaupt keinen Druck. Ich mache mir in erster Linie über sportliche Sachen Gedanken. Ich war lange verletzt und will nun einfach wieder richtig fit werden und an meine Leistungen in der Vergangenheit anknüpfen, um meiner Mannschaft, so gut es geht, auf dem Platz zu helfen.

Mit mehr als 100 000 Abonnenten bei Instagram und 115 000 Likes bei Facebook sind Sie in der Social-Media-Welt sehr beliebt. Machen Sie das gerne oder ist es "ein Muss"?

Die Followerzahlen an sich sind nicht entscheidend für mich, aber ich freue mich natürlich über den Zuspruch. Für mich ist es wichtig, meine Fans auf dem Laufenden zu halten, und dafür gebe ich auch gerne mal Einblicke abseits des Sports. Es kommt scheinbar ganz gut an und macht mir auch sehr viel Spaß. Der Frauenfußball ist da vielleicht sogar fannäher als der Männerfußball. Mir ist es besonders wichtig, die kleinen Mädels zu erreichen, die sich für Fußball interessieren und Fußball spielen wollen – so wie ich früher. Für diese Talente möchte ich gerne ein Vorbild sein und ihnen zeigen, wie viel Spaß dieser Sport macht.

Trotz Ihrer Beliebtheit: Werden Sie eigentlich beim Stadtbummel durch München erkannt oder freuen Sie sich, wenn Sie – im Gegensatz zu Ihren männlichen Kollegen – ganz normal durch die Straßen laufen können?

Wenn ich mal einen FCB-Trainingsanzug anhabe, werde ich öfter angesprochen und um Fotos oder Autogramme gebeten. Aber in Freizeitkleidung erkennen mich die Leute eher selten. Und ich muss sagen: Ich bin froh darüber. In der Hinsicht will ich mit den Stars aus unserer Männer-Mannschaft nicht tauschen. Es würde mir sehr fehlen, wenn ich nicht mehr ganz normal shoppen oder spazieren gehen könnte.

Während die FCB-Profis der Männermannschaft viel Geld verdienen, studieren viele Spielerinnen, gehen zur Schule oder jobben sogar nebenher. Ist das aus Ihrer Sicht unfair?

Es stimmt: Wir haben keine Gehälter, mit denen man nach ein paar Jahren ausgesorgt hat. Und außerdem kann bei einer Verletzung schnell Schluss sein. Deswegen ist es für alle von uns wichtig, sich schon während der aktiven Karriere Gedanken um die Karriere danach zu machen. Ich möchte mir beispielsweise mit meinem Management-Studium schon jetzt ein zweites Standbein aufbauen. Unfair finde ich das keineswegs. Denn wenn ich mich mit Kolleginnen aus anderen Sportarten austausche, sind wir Fußballerinnen teilweise schon privilegiert. Wir haben tolle Bedingungen, gerade beim FC Bayern mit dem neuen Campus. Wir dürfen einfach nicht den Fehler machen, uns mit den männlichen Fußballprofis zu vergleichen.

Vor Jahren gab es einen richtigen Boom im Frauenfußball, wie ist die Entwicklung im Nachwuchsbereich aus Ihrer Sicht momentan?

Ich kann da nur mein Gefühl mitteilen: Ich glaube, dass sich der Frauenfußball stetig weiterentwickelt. Bei der Europameisterschaft hat man gesehen, dass dieser mittlerweile viel athletischer und taktischer geworden ist. Besonders in England und Spanien tut sich aktuell einiges – vielleicht sogar etwas mehr als in Deutschland. Wir waren lange Zeit Vorreiter in der Entwicklung – und müssen jetzt einfach dranbleiben und die Herausforderungen annehmen, um international auch in Zukunft ganz oben mitzuspielen.

Das Testspiel zwischen dem FC Bayern München und dem FC Basel beginnt heute um 16 Uhr im Wangener Allgäustadion. Vom 23. bis 27. August sind die Fußballerinnen des FC Bayern noch einmal im Trainingslager in Österreich. Die Saison in der Bundesliga beginnt für die 23-jährige Melanie Leupolz und ihre Mannschaftskolleginnen am 2. September bei der SGS Essen.

Aufrufe: 018.8.2017, 17:24 Uhr
Schwäbische ZeitungAutor