Der gesamte Verein ist der Star

Wobei Boretti eine Schlüsselrolle zufällt. Für den MFFC, der auf dem neuen Kunstrasen der Sportanlage Rheinhöhe spielt, entpuppt er sich als der Glücksgriff schlechthin. „Als Trainer einer Frauenmannschaft muss man mehr und anders reden. Es gibt sicher nicht viele, die das können. Aber er kann es einfach“, streicht die äußerst torgefährliche Flügelspielerin Jessica Hess die besonderen kommunikativen Fähigkeiten des Coachs heraus, der offenbar stets den richtigen Ton trifft. Als Co-Trainer beim 1. FFC Frankfurt hatte Boretti zuvor Erfolge und prägende Erfahrungen gesammelt. Bis hin zum zweimaligen Gewinn des Uefa-Women's-Cups.

Defensive als Bollwerk

Aus gesundheitlichen Gründen musste er zwischenzeitlich kürzertreten, um 2011 beim Wiedereinstieg die Herausforderung auf unterer Liga-Ebene zu suchen. Hans-Jürgen Kluckert, Sportlicher Leiter des MFFC, hatte den Kontakt hergestellt. Seitdem geht die Entwicklung voran. Das Scheitern in der Relegation im vergangenen Jahr erwies sich keineswegs als Bremsklotz. „Wir haben uns danach eingeschworen, zusammenzubleiben und es jetzt erst recht zu schaffen“, erinnert sich Boretti.

Mit einer außergewöhnlichen taktischen Maßnahme trug er dazu bei, dass die Defensive zum Bollwerk wurde. So agiert die routinierte Haruka Schmelich zusätzlich zur hinteren Viererkette als Innenverteidigerin. Sie sichert mit Ruhe und Überblick nach hinten ab, trägt zu einem geordneten Aufbau bei. Das bewirkt gleichzeitig eine prima Verzahnung mit Spielführerin Julia Bauer, dem Dreh- und Angelpunkt im Mittelfeld.

„Julia ist auch außerhalb des Spielfelds eine Führungsperson. Sie spricht Probleme offen an und hilft uns auf die Sprünge, wenn die Trainingsbeteiligung einmal nachlässt“, erläutert die vor zwei Jahren vom SV Neuhof zum MFFC gestoßene Jessica Hess, die mit ihren Freundinnen Stella Meuser und Nikola Ebrecht das Taunussteiner Trio im Meister-Ensemble bildet.

Ungeachtet der großen Bedeutung von Haruka Schmelich und Julia Bauer beruht Borettis Philosophie auf ständiger Einbindung möglichst aller Spielerinnen ins Geschehen. Entsprechend setzt der Lehrer an einer integrierten Gesamtschule in Offenbach auf Kombinationsspiel.

Die Mannschaft setzt diese Vorgaben bestens um, weckt damit Hoffnungen auf eine Fortsetzung des Höhenflugs in der Verbandsliga. Jessica Hess würde am liebsten auf Anhieb „oben mitspielen“. Sie nennt die Regionalliga als mittelfristiges Ziel. Ihr Trainer, der sich beim MFFC rundum wohlfühlt, gibt sich etwas zurückhaltender: „Im ersten Jahr wollen wir uns etablieren und dann versuchen, nochmals zu klettern.“

Nach jetzigem Stand gebe es keinerlei Abgänge, so Boretti, der höchstens zwei externe Zugänge anpeilt. Ferner stößt B-Jugend-Talent Hanna Thomas zum Kader, der auch in Zukunft geballte Unterstützung erfährt. Angefangen bei Vereinschef Karl-Heinz Pfendler, über Hans-Jürgen Kluckert, Astrid Kluckert (Organisation), Axel Spieß (medizinische Betreuung), Betreuer Thomas Ohler und Torwarttrainer Uwe Krebs hin zu weiteren Helfern. Einhergehend runden zweite Mannschaft und florierende Nachwuchsabteilung das Gesamtkonstrukt ab. Beste Voraussetzungen für eine Fortsetzung der Aufwärtsentwicklung.

Der Meisterkader:

Vanessa Ohler 12 Spiele/1 Tor/22 Jahre, Marie Gunkel 4/0/18; Antja Karoli 3/0/21, Samira Khelil 3/0/19, Sybille Märtin 2/0/32, Stella Meusel 12/1/19, Tina Reinhold 8/0/34, Haruka Schmelich 12/0/45, Josefine Laufersweiler 6/2/23, Jacqueline Ocak 12/14/19, Pelin Baran 7/2/16, Sabrina Hauser 5/12/21, Julia Ammann 1/0/20, Arusa Bhatti 8/3/19, Julia Bauer 13/6/24, Teresa Blie 1/0/23, Mia Book 5/1/20, Tina Dreier 1/0/28, Nike Ebrecht 11/6/19, Mira Krummenauer 1/2/31, Jessica Hess 13/19/19, Loredana Pitingolo 11/5/21, Larissa Sehl 12/12/19, Berfin Danisan 2/3/18, Bianka Kontar 12/13/21, Gabi Kohler 2/2/18, Elin Lundin 6/8/23.