2024-05-08T14:46:11.570Z

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Volle Konzentration beim Brüten über den Spielplänen: Ernst Moos, Staffelleiter der Fußball-Landesliga 2, hat dabei etliche Dinge zu berücksichtigen – da wird ein vermeintlich einfacher Spielplan zu einer äußerst komplexen Herausforderung. Fotos (2): sta
Volle Konzentration beim Brüten über den Spielplänen: Ernst Moos, Staffelleiter der Fußball-Landesliga 2, hat dabei etliche Dinge zu berücksichtigen – da wird ein vermeintlich einfacher Spielplan zu einer äußerst komplexen Herausforderung. Fotos (2): sta

"Meister der Schlüsselzahlen"

FuPa Südwestfalen schaute den Staffelleitern auf die Finger - Erstellung eines Spielplans benötigt viel Zeit

Jahr für Jahr dasselbe Spiel: Schon wenige Tage nach dem Ende der abgelaufenen Saison wartet die Fußballgemeinde gespannt auf die Spielpläne für die nächste Spielzeit – egal ob es nun um die Bundesliga oder die Kreisliga geht.

Warum dauert es manchmal gefühlt Ewigkeiten, bis die neuen Ansetzungen veröffentlicht werden? Wie funktioniert überhaupt die Erstellung eines Spielplans? Diesen und weiteren spannenden Fragen ist die Sportredaktion der Siegener Zeitung auf den Grund gegangen. Wir durften Marco Michel, dem Kreisvorsitzenden Siegen-Wittgenstein, Ernst Moos, dem Staffelleiter der Landesliga 2, und auch Andreas Oppermann (Kreisligen C1 und D1) über die Schulter schauen.

„Die Planung einer Spielsaison beginnt bereits im Monat April. Dann wird der sogenannte Rahmenterminkalender erstellt, dieser weist die einzelnen Spieltage aus, sowohl für die Meisterschaft als auch für den Pokal. Es empfiehlt sich eine Anlehnung an den Rahmenterminkalender des Verbandes. Nur so sind später die Interessen der Vereine, die sowohl überkreislich als auch kreislich spielen, umsetzbar“, erklärt Marco Michel.

Gemeinsam mit Jürgen Gieseler, dem Kreisfußballausschuss-Vorsitzenden, nimmt Michel dann die Staffeleinteilungen für unseren Kreis vor: „Im Zuge der Mannschaftsmeldungen können die Vereine bestimmte Wünsche äußern, beispielsweise Umgruppierungen. In der Regel werden regionale Gesichtspunkte zu Grunde gelegt, um festzulegen, wer in welcher Staffel spielen wird. Es ist im Interesse der Vereine und Zuschauer, Fahrzeiten möglichst gering zu halten“, sagt der Kreisvorsitzende. Nun kommen die Staffelleiter ins Spiel, die ihrerseits von den Vereinen auch verschiedenste Anliegen erhalten. „In meiner Liga möchten zum Beispiel der FC Lennestadt und Bor. Dröschede immer 30 Minuten später beginnen, damit sich die Teams besser aufwärmen können. Der SSV Hagen hat sich am ersten Spieltag ein Auswärtsspiel gewünscht. Zudem sollten Altenhof und Hünsborn aufgrund der Nähe zueinander nicht gleichzeitig Heimspiele haben, selbiges habe ich auch beim VfL Bad Berleburg und der Reserve des TuS Erndtebrück in meine Gedankenspiele eingebracht“, erklärt Ernst Moos, nunmehr seit 1995 Staffelleiter der Landesliga 2, der auch einen Blick in Richtung Westfalenliga haben muss und daher erst seine Planungen starten kann, wenn der Spielplan dort raus ist.

„Lennestadt und Finnentrop/Bamenohl sowie Dröschede und Iserlohn sollten möglichst auch nicht gleichzeitig zuhause spielen“, erklärt der Rinsdorfer, dem anzumerken ist, dass er versucht, es möglichst allen Vereinen recht zu machen und daher auch allseits beliebt ist: „Der Staffelleiter ist für die Vereine da“, lautet das Credo des Rentners, der früher als Schiedsrichter in der Landesliga aktiv war. „Vor zehn Jahren bin ich am letzten Spieltag mit dem Meisterball nach Hohenlimburg gefahren. Sie brauchten noch einen Punkt, eigentlich war alles klar. Doch Rothemühle hat sie dann dermaßen ausgekontert, sodass ich am Ende mit meinem Leder wieder abziehen musste, während die Kicker aus dem ,Wendschen’ danach noch nach Dröschede gefahren sind, die sie mit ihrem Sieg zum Meister gemacht haben und gemeinsam feierten“, lautet eine von vielen Anekdoten von Moos, der sonntags versucht, immer wieder vor Ort zu sein.
Ab und an stehen auch Fahrten zu Spruchkammersitzungen an. „Ende der 90er Jahre musste ich samstags nach Kamen, da Fortuna Hagen einen nicht spielberechtigten Akteur eingesetzt hatte, was eine Wertung meinerseits nach sich zog. Der Verein hatte daraufhin Einspruch eingelegt. Als ich dort ankam, kam Heinz-Leopold Schneider (Vorsitzender des WFLV-Spielausschusses, Anm. d. Red.) auf mich zu und flüsterte mir ins Ohr: Die Verhandlung wird nicht stattfinden, denn Hagen hat die im Voraus zu entrichtende Verhandlungsgebühr nicht bezahlt. Das war schon unglaublich, denn auch die Vertreter aus Hagen war ja alle vor Ort, sogar deren Anwalt, der völlig pikiert wirkte. Da habe ich große Augen gemacht, wir haben uns in diesem Gremium danach trotzdem noch über andere Dinge ausgetauscht und ich bin wieder zurück ins Siegerland gefahren.“

Man merkt direkt: Die Arbeit des Staffelleiters nimmt Zeit in Anspruch, pro Spieltag sind es durchschnittlich zwei Stunden Arbeit, wie Moos verrät, der zudem eine eigene Statistik pflegt, Spielberichte überprüft, Strafen ausspricht oder auch Verlegungen ins DFB-Net eingibt, welches Moos und Co. eine deutliche Hilfe ist im Gegensatz zur früheren, nicht digitalisierten Welt.

Aber um den Spielplan schlussendlich zu erstellen, kramt der Pensionär dann doch einen schon etwas vergilbten Zettel heraus, auf dem alle Spielpaarungen stehen. „Da hat sich irgendwann einmal irgendjemand die Mühe gemacht und alle Paarungen so zueinander gefügt, dass am Ende der große Spielplan herauskommt und jeder gegen jeden spielt“, konstatiert Moos, der sich aufgrund seiner langjährigen Erfahrung natürlich bestens auskennt und so schlussendlich den Spielplan der Landesliga ins DFB-Net eingibt: „Die Teams Nummer eins und zwei sowie sieben und acht spielen beispielsweise immer getrennt zuhause und auswärts, bei anderen Nummern gibt es hingegen schon einmal mehr oder auch weniger Überschneidungen.“

Für einen Außenstehenden durchaus kompliziert nachzuvollziehen, was auch Andreas Oppermann anfangs in seiner Tätigkeit bemerkte und seinen „Schlüsselzahlenvergleich – Überschneidungen Heimspiele“ erstellte und so seine Kollegen aus dem Kreis unterstützt. „Je niedriger die Klasse, desto schwieriger wird es, einen Spielplan anzufertigen“, erklärt der Selbstständige aus Eisern und hat auch ein Beispiel parat: „In der letzten Saison wollte Fortuna Freudenberg, dass die Männer alle Heimspiele geschlossen an einem Sonntag austragen. Daher mussten wir im Kreis warten, bis der Bezirksliga-Spielplan erstellt wird, in der ja die 1. Mannschaft der Flecker spielt. Haben die beispielsweise die Schlüsselzahl zwei in der Bezirksliga zugeordnet bekommen, war klar, dass wir auch der 2. und 3. Mannschaft in ihren jeweiligen Ligen die Schlüsselzahl zwei zuordnen mussten.“

Hinzu kommt, dass es auch Vereine gibt, die sich eine Platzanlage teilen, sodass auch hier die Staffelleiter natürlich aufpassen müssen, dass es keine Überschneidungen gibt. „Das ist schon sehr komplex, daher ist es schwierig, in diesem Bereich Wünschen nachzukommen, wenn Vereine beispielsweise Feste haben. Denn es sollen ja alle gleich behandelt werden“, bittet Oppermann daher um Verständnis und erklärt auch, warum es oftmals zu Verzögerungen bei der Veröffentlichung der Pläne kommt. „Erst warten wir den Mannschaftsmeldeschluss ab, der in diesem Jahr am 10. Juli war. Danach werden die Staffeln eingeteilt“, erklärt der „Meister der Schlüsselzahlen“, der auch noch feststellen musste, dass sein bisheriger Schlüsselzahlenvergleich erst einmal überarbeitet werden musste, da die D-Ligen in dieser Saison mit 17 Teams an den Start gehen und somit ein 18er Schlüssel angewandt werden muss.

Als nächstes müssen die Staffelleiter des Kreises dann wie bereits beschrieben auf die Spielpläne der höherklassigen Ligen warten, auch auf die (überkreislichen) Frauenteams, die ebenfalls berücksichtigt werden müssen. „Schlussendlich suchen wir dann einen zeitnahen Termin, wo alle Staffelleiter von der A- bis zur D-Kreisliga Zeit haben und wir die Schlüsselzahlen zuordnen. Diese Sitzung kann durchaus einige Stunden dauern.“ Aber auch dann wird der Spielplan noch nicht veröffentlicht, denn jeder Staffelleiter schaut zuhause in Ruhe noch einmal nach, ob es nicht doch relevante Überschneidungen in seinem Spielplan und seiner Spielklasse gibt, bevor dann endlich die Neugier der kickenden Schar befriedigt werden kann, die dann erfährt, gegen wen es am ersten Spieltag geht und wann das mit Spannung erwartete Derby ansteht.

Oppermanns Arbeit endet damit natürlich nicht, der mit zwei zu leitenden Staffeln ein gewaltiges Pensum hat. Da kann schon einmal der gesamte Sonntagabend weg sein. „Das hängt davon ab, wie viele Strafen durch die Schiedsrichter ausgesprochen wurden, ob die Unparteiischen Extraberichte angefertigt haben und ob die Vereine ihren Pflichteintragungen nachgekommen sind. Und da es in meinen Ligen natürlich viele 2. und auch 3. Mannschaften gibt, muss ich die Spielberechtigung der Akteure auch überprüfen, hier geht es insbesondere um die Fünf-Tages-Fristen.“

Das übernimmt das System nicht etwa selber, sondern muss tatsächlich, auch in Zeiten immer fortschreitender Digitalisierung, noch für jeden Spieler einzeln durchgegangen werden. „Das System sagt halt nicht: ,Stopp, dieser Spieler durfte nicht eingesetzt werden.’ Insofern leisten meine Kollegen in den unteren Ligen schon richtig was“, findet Ernst Moos lobende Worte.

Auch Oppermann ist – wie Moos – anzumerken, dass er mit viel Spaß bei der Sache ist, immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Vereine hat. Und das ehrenamtlich! Im nächsten Sommer geht dann wieder alles von vorne los – jetzt sollten aber auch viele Außenstehende wissen, welcher Aufwand hinter den 90 Minuten am grünen Rasen steht und wie wichtig der Job des Staffelleiters ist. Und sich im nächsten Jahr vielleicht etwas mehr in Geduld üben können, wenn es mit den Spielplänen länger als erhofft dauert.

Aufrufe: 013.8.2017, 11:00 Uhr
Stefan StarkAutor