2024-05-02T16:12:49.858Z

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Es geht zur Sache: Marian Saar (gelbes Trickot, links) behauptet den Ball. Im Hintergund hält sich David Simmet für das Zuspiel bereit. (Copyright: alle Tabor College)
Es geht zur Sache: Marian Saar (gelbes Trickot, links) behauptet den Ball. Im Hintergund hält sich David Simmet für das Zuspiel bereit. (Copyright: alle Tabor College)

Mehr als eine Randsportart: Fußball in den USA

David Simmet und Marian Saar aus Nackenheim mischen für ihr Tabor College kräftig mit

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NACKENHEIM. Fußball gehört in den USA nicht zum Kreis der populärsten Sportarten dazu. Dennoch ist ein stetiger Zulauf zu verzeichnen und auch das Niveau steigt. David Simmet und Marian Saar aus Nackenheim spielen in den USA für ihre Universität und berichten von ihren Erlebnissen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Zum Amateursport in den USA generell

Anders als hierzulande existiert in den USA kein traditionelles Vereinswesen, weshalb der Leistungssport im Amateurbereich hauptsächlich an den Colleges stattfindet. Die Aufteilung der Mannschaften erfolgt nicht direkt nach dem Leistungsprinzip, sondern anhand diverser Kriterien. Entscheidend sind beispielsweise die Größe der Universität, die finanziellen Mittel oder die Anzahl der zu vergebenden Stipendien.

In den zahlreichen Ligen der vier übergeordneten Verbände werden alle Sportarten ausgetragen, die an den Colleges angeboten werden. Die National Collegiate Athletic Association (NCAA) vereinigt drei Verbände unter ihrem Dach (Division 1-3). Daneben existiert auch noch die National Association of Intercollegiate Athletics, kurz NAIA. In letzterer sind mit David Simmet und Marian Saar auch zwei Spieler aus Rheinhessen für ihre Universität, das Tabor College, unterwegs.

Sportstipendien – Der Weg nach Amerika

Etwa fünf Jahre ist es her: Während eines Schüleraustausches in Texas erhält David Simmet, seine Sportarten sind Fußball und Tennis, mehrere Angebote von Scouts der ansässigen Universitäten. Zunächst flog der heute 24-jährige zurück nach Deutschland und absolvierte dort sein Abitur. Dann ging es erneut über den großen Teich, wo er in Tabor vorspielte und die Trainer von sich überzeugte. Im August 2009 begann er schließlich sein Studium. Als Simmet kurz darauf Besuch von seinem langjährigen Freund Marian Saar bekam, konnte keiner von beiden ahnen, dass es Saar im Frühjahr 2010 auch nach Tabor ziehen würde. Saar hatte bei seinem Besuch einige Trainingseinheiten mit der Collegemannschaft absolviert und die Trainer auf sich aufmerksam gemacht.

„Die meisten Coaches bekommen am Tag mehrere Mails von Agenturen, die Spieler vermitteln wollen oder sie reisen zu Highschool-Spielen, um sich vielversprechende Sportler anzusehen“, erklärt Simmet den Scouting-Apparat der Universitäten.

Eigenheiten und Besonderheiten des Collegefußballs

In Deutschland sind beide Kicker für ihren Heimatverein, den 1. FC Nackenheim, unterwegs und immer wieder gerngesehene Verstärkung für den Bezirksligakader der ersten Mannschaft. Schnell merkten die beiden Studenten, dass Fußball in den USA etwas anders gelebt wird als in Deutschland. „Das Spiel ist sehr körperbetont. Manchmal liegt man nach einem Zweikampf auf dem Boden und wartet auf den Pfiff, aber dieser kommt nicht“, berichtet Simmet. „Kraft und Schnelligkeit sind die wichtigsten Komponenten“, fasst der 24-jährige zusammen. Auch die Spielphilosophie unterscheidet sich deutlich. Laut Simmet ist das Spiel weniger von Taktik geprägt, als in Deutschland. „Beide Mannschaften agieren nicht so abwartend, sondern spielen meist mit offenem Visier“.

Durch die leistungsunabhängige Mannschaftsaufteilung schwanken die Ansprüche in den Ligen sehr stark. „Das Leistungsniveau ist sehr unterschiedlich“, berichtet Saar. „Es gibt Mannschaften, die in Deutschland auf Landesligaebene mithalten könnten, aber gleichzeitig trifft man auch auf Universitäten, die sich eher auf Kreisliganiveau bewegen“, fasst der 23-jährige zusammen.

Fußball auf dem Vormarsch?

Da in Amerika andere Sportarten tiefer verwurzelt sind als Fußball, ist es verständlich, dass der Sportart etwas der Anschluss fehlt. „Natürlich ist Fußball mehr eine Randsportart. Das größte Interesse richtet sich auf Basketball, Football und Baseball“, berichtet Simmet. „Dennoch kommen zu den Meisterschaftsspielen in den oberen Verbänden, die auch im TV übertragen werden, mehrere tausend Zuschauer“, ergänzt er. Laut Saar mangelt es in den USA an „großen internationalen Fußball-Stars“. Dennoch sieht der Nackenheimer den Sport im Aufschwung: „Ich könnte mir vorstellen, dass Fußball in einigen Jahren Baseball ablösen und sich hinter der NBA (Anm. d. Red.: Basketball) und NFL (Anm. d. Red.: American Football) etablieren könnte“.

Die Vorbereitung auf die neue Saison werden Saar und Simmet beim 1. FC Nackenheim absolvieren. Im August geht es für Saar wieder zurück an die Universität, während Simmet seine berufliche und sportliche Zukunft nach seinem Studium wieder in Rheinhessen sieht.

Aufrufe: 03.7.2013, 07:00 Uhr
Martin ImruckAutor